Mit einem Minus von 5,5% hat sich die BioNTech-Aktie am vergangenen Freitag vergleichsweise solide geschlagen. Die Kurse von Konkurrenten Moderna und Novavax stürzten sogar zweistellig ab. Nachdem sich der Titel des Mainzer Biotech-Unternehmens in den letzten drei Wochen kräftig (+33%) vom Omikron-Sinkflug erholt hat, zeigte sich, dass die Anleger der Impfstoffproduzenten weiterhin nervös reagieren können.
Covid-Impfstoffe bald auf freiem Markt?
Ausgelöst hatte die jüngste Verunsicherung in der Branche Stéphane Bancel. Der Moderna-Chef hatte zum Besten gegeben, dass sich sein Unternehmen derzeit auf den Impfstoffvertrieb am privaten Markt einstellt. Das wäre eine radikale Umstellung, da sämtliche Covid-19-Impfdosen in den USA zurzeit von der Regierung gekauft und zur Verfügung gestellt werden.
Moderna reagiert damit offenbar auf Berichte, wonach die weitere Finanzierung des staatlichen US-Impfprogramm noch ungeklärt sei. Der Hintergrund: Die Parteiführung der Demokraten im Repräsentantenhaus hätte Anfang März auf Druck aus der eigenen Partei 15 Milliarden US$ an Mitteln für die Covid-19-Programme abgezogen, berichtete das Finanzportal Barron’s.
Das Weiße Haus hätte nun offenbar nicht annähernd genug Impfdosen, um allen Bürgern eine zweite Auffrischungsspritze anzubieten. Insbesondere im Fall von mRNA-Vakzinen wie dem von BioNTech zeichnet sich jedoch ab, dass eine weitere Booster-Runde erforderlich werden könnte.
Sollte die US-Regierung keine Finanzierungslösung finden, könnten die Impfdosen wie andere Medikamente auch über den freien Markt vertrieben werden. Der Preis einer Covid-Impfung würde in diesem Fall zwar steigen, sagte Moderna-Chef Bancel. Zwischen den Wirkstoffanbietern würde gleichzeitig jedoch eine echte Wettbewerbssituation entstehen. Damit stünde die dominante Marktposition von BioNTech und US-Partner Pfizer auf dem Spiel.
Zweifel an Sinn der Impfpflicht
Dass die aktuell sehr hohen Infektionszahlen in vielen Regionen weltweit derzeit keine Unterstützung für die BioNTech-Aktie bieten, können die Aussagen des Immunologen Carsten Watzl erklären. Eine meist harmlose Durchbruchinfektion mit der Omikron-Variante erhöhe den Immunschutz geimpfter erheblich, sagt Watzl. Es wirke gar „wie ein Booster mit einem angepassten Impfstoff.“
Sollte Omikron im Jahresverlauf die vorherrschende Variante bleiben, komme man vermutlich gut ohne eine vierte Impfung durch den nächsten Winter, sagt der Immunologe. Das Aufkommen einer gefährlichen Corona-Variante hält Virologin Ulrike Protzer jedoch für „extrem unwahrscheinlich. Im Hinblick auf eine allgemeine Impfpflicht äußerte sich Protzner ebenfalls skeptisch. Wie man momentan an Omikron sehe, könne man das Coronavirus im Gegensatz zu den Masern nicht ausrotten, erklärt die Virologin.
BioNTech geht ins Risiko
Am morgigen Mittwoch wird BioNTech seine Zahlen für das Schlussquartal und das Gesamtjahr 2021 vorlegen. Das absolute Rekordjahr für die Mainzer dürfte bei der Aktie kurzfristig für Entlastung sorgen.
Die kommenden Wochen werden für Investoren jedoch wieder zittrig. Für Ende April oder Anfang Mai werden die Resultate der Omikron-Studie des mRNA-Spezialisten erwarten. Hier muss das Unternehmen auf jeden Fall liefern. Eine nachgewiesene Wirksamkeit unter 80% wäre für den Markt bereits eine bittere Enttäuschung.
Die milden Verläufe der Omikron-Variante, eine immer unwahrscheinlicher werdende Impfpflicht und die Hinweise darauf, dass die Impfstoffverkäufe in den USA bald nicht mehr staatlich, sondern über den privaten Markt laufen könnten, werden den Aktienkurs zusätzlich belasten.
Währenddessen hatte BioNTech kürzlich berichtet, seinen angepassten Impfstoff bereits ab Ende März ausliefern zu können. Bis zu vier Milliarden Impfdosen wollen die Mainzer zusammen mit US-Partner Pfizer in diesem Jahr herstellen. Angesichts der noch ausstehenden Studienergebnisse und der schwächelnden Impfkonjunktur gehen die Konzerne ein beträchtliches Risiko ein. Schlimmstenfalls können die Pharma-Unternehmen auf einem großen Teil der Produktion sitzen bleiben – und die BioNTech-Aktie damit auf eine lange Talabfahrt schicken.
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