Liebe Leserin, lieber Leser,
zwei Jahre lang hat die Corona-Pandemie dem Mainzer Impfstoffhersteller BioNTech zweistellige Milliardengewinne beschert, doch das ist vorbei. Bereits 2023 war der Nettogewinn aufgrund der massiv gesunkenen Nachfrage nach COVID-19-Impfstoffen auf nur 930,3 Millionen Euro eingebrochen. Nun aber hat BioNTech allein innerhalb des ersten Halbjahres 2024 einen Milliardenverlust eingefahren – und die Aktie fiel am Dienstag an der Nasdaq auf ein Mehrjahrestief bei 76,55 US-Dollar. Wirklich erholt hat sie sich bis heute nicht, notiert aktuell bei 80,53 US-Dollar. Dabei gab es am Donnerstag tatsächlich mal einen Lichtblick.
Deutsche Bank setzt BioNTech auf „Buy“
Denn nachdem mehrere Analysten zuvor ihre neutrale Haltung gegenüber BioNTech beibehielten, ihre Kursziele nach den am Montag veröffentlichten Zahlen teilweise sogar reduzierten, meldete sich nun die Deutsche Bank – und stufte die Papiere von „Hold“ auf „Buy“ hoch. Beim Mainzer Impfstoffhersteller sei das Tempo des Cash-Verbrauchs immer noch weitaus komfortabler als bei den US-Konkurrenten, begründete Analyst Emmanuel Papadakis laut Der Aktionär seine Zuversicht. Das Kursziel liegt demnach bei 95 US-Dollar – das Kurspotenzial beträgt somit knapp 20 Prozent.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hatte ihre Bewertung für BioNTech nach den jüngsten Finanzergebnissen laut Medienberichten hingegen lediglich auf „Neutral“ mit einem Kursziel von 90 US-Dollar belassen. Nach Einschätzung von Analyst Chris Shibutani lieferte der Impfstoffhersteller „ein gemischtes Ergebnis, bestätigte jedoch die Jahresprognosen“. Der Experte betonte allerdings, dass noch wichtige Ergebnisse aus der Produkt-Pipeline ausstehen.
BioNTech weiter mit CureVac im Zwist
- Das Analyseunternehmen Jefferies senkte derweil das Kursziel für BioNTech von 98 auf ebenfalls 90 US-Dollar
- Analyst Akash Tewari erklärte, dass der Verlust pro Aktie aufgrund von Rückstellungen für einen Rechtsstreit höher als erwartet ausfiel
Welchen Rechtstreit der Jefferies-Analyst meinte, blieb unklar, laufen aktuell doch einige Patentrechtsklagen von Seiten CureVacs gegen den Wettbewerber. Zwar hatte das Bundespatentgericht ein grundlegendes Corona-Impfstoffpatent des Tübinger Pharmaunternehmens im Dezember 2023 für nichtig erklärt und damit der Klage von Biontech gegen Curevac stattgegeben. CureVac allerdings kündigte an, beim Bundesgerichtshof Berufung einzulegen. Der Ausgang ist offen, eine Entscheidung ist laut CureVac nicht vor 2025 zu erwarten.
BioNTech von US-Uni verklagt
Doch es wird nicht bei dieser Auseinandersetzung bleiben: Denn BioNTech sieht sich nun auch in den USA mit einem Rechtsstreit bezüglich seines Corona-Impfstoffs Comirnaty konfrontiert, wegen angeblich zu niedriger Lizenzgebühren. Die Universität von Pennsylvania habe eine entsprechende Klage eingereicht, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht, meldete unter anderem der Nachrichtensender n-tv. Die Hochschule führt demnach an, BioNTech schulde einen höheren Anteil an den weltweiten Impfstoffverkäufen. „Begründet wird dies mit der Nutzung ‚grundlegender‘ mRNA-Erfindungen der Professoren und Nobelpreisträger Katalin Kariko und Drew Weissman“, heißt es.
Laut der Klageschrift erhielt BioNTech 2017 über ein Drittunternehmen eine Unterlizenz für die Technologie der Universität, die demnach später für die Entwicklung von Comirnaty in Zusammenarbeit mit Pfizer genutzt wurde. Pfizer sei in diesem Fall nicht angeklagt, heißt es. Die Universität verlangt nun aber von BioNTech Schadenersatz und eine Ausweitung der Lizenzgebühren auf alle Impfdosen, die in Ländern mit gültigen Patenten der Hochschule produziert werden – unabhängig vom Verkaufsort.
Positive Ergebnisse aus Krebsstudie gemeldet
Da könnte also noch finanzieller Ärger auf das Mainzer Unternehmen zukommen. Dabei waren die Halbjahreszahlen ja schon offenbar nicht nach dem Geschmack der Anleger. Mangelnde Nachfrage nach dem Corona-Impfstoff trifft auf hohe Forschungs- und Entwicklungskosten von über einer Milliarde Euro für das erste Halbjahr 2024; laut des österreichischen Standard ein Kostenzuwachs von 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mit dem Geld wolle BioNTech unter anderem mRNA-Medikamente für die Bekämpfung von Krebs weiterentwickeln. Und dort geht es voran:
- Ende Juli hatte BioNTech positive Ergebnisse aus einer laufender Phase-2-Studie mit dem mRNA-basiertem Immuntherapiekandidaten BNT111 bei fortgeschrittenem Hautkrebs gemeldet
- Im Juni erhielten BioNTech und DualityBio den Fast-Track-Status der FDA für den Antikörper-Wirkstoff-Konjugat-Kandidat BNT324/DB-1311 bei Prostatakrebs
BioNTech-Aktie verliert deutlich
Auf die Anleger machte das hingegen keinen Eindruck. Das Zwischenhoch im Juni, als die Papiere der Mainzer kurzzeitig bei wieder mehr als 100 Dollar gehandelt wurden, erwies sich als Strohfeuer. Trotz aktuell leichter Erholung hat die BioNTech-Aktie im zurückliegenden Jahr vielmehr ein weiteres Viertel an Wert eingebüßt. Langfristig betrachtet wird es ganz bitter: Seit ihrem Höchststand im August 2021 bei 463 US-Dollar beläuft sich der Abschlag auf weit mehr als 80 Prozent.
Beim Standard kann man das verstehen: Mit sinkenden Erträgen habe man bei dem Biotechnologieunternehmen bereits gerechnet, heißt es. „Derart starke Rückgänge belasten dennoch.“ Besonders die Verlagerung der Nachfrage auf einige wenige Monate mache BioNTech zu schaffen. Aufgrund der zunehmend saisonalen Nachfrage werden dem Bericht zufolge „gut 90 Prozent der Umsätze innerhalb des letzten Quartals des Jahres erwartet“.
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