Während einige Impfstoff-Hersteller noch fieberhaft an Zulassungen für ihre Covid-19-Vakzine arbeiten, plant BioNTech bereits weit in die postpandemische Zukunft. So investiert der mRNA-Spezialist derzeit Hunderte von Millionen € in den Bereich der Krebstherapien.
Eine der vielen Firmen, mit denen die Mainzer auf dem Gebiet zusammen forschen, ist der US-Biotechkonzern Regeneron. Die Partner planen derzeit eine gemeinsame klinische Studie mit dem Krebsimpfstoff BNT116 von BioNTech und dem Krebsmedikament Libtayo von Regeneron zur Behandlung von Lungenkrebs-Patienten, teilten die Unternehmen am Dienstag mit. Die Kosten des Projekts wollen die Partner demnach zu gleichen Teilen tragen.
Libtayo ist eine Immuntherapie, die Regeneron zusammen mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi entwickelt hat. Das Mittel ist bereits zur Behandlung verschiedener Krebsarten zugelassen, unter anderem auch zur Monotherapie von Erwachsenen mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom.
BioNTech und Regeneron arbeiten seit 2019 zusammen und testen bereits zwei Krebsmittel der Mainzer in Kombination mit Libtayo zur Behandlung von Prostatakrebs und schwarzem Hautkrebs.
Zukäufe bei der Krebsimmuntherapie
Die Mainzer melden auf dem Gebiet der Krebsforschung derzeit regelmäßig neue Partnerschaften, Projekte und Zukäufe. Vor zwei Wochen erst gab der Wirkstoff-Hersteller eine Zusammenarbeit mit der bayrischen Biotech-Firma Medigene bekannt. BioNTech erwarb dabei Medigenes präklinisches Programm für Immuntherapien mit T-Zell-Rezeptoren (TCR) und die dazugehörigen Lizenzen und Technologien.
TCR-Therapien versuchen das körpereigene Immunsystem zu aktivieren, damit es Krebszellen selbst erkennt und zerstört. Im vergangenen Sommer hatte sich BioNTech auf dem Gebiet bereits mit einem Zukauf in den USA verstärkt. Unternehmen wie Bayer, Novartis oder Johnson & Johnson forschen ebenfalls an Krebsimmuntherapien.
Umsatzeinbruch im nächsten Jahr?
Auch wenn die Mainzer mit ihrem mRNA-Impfstoff gegen Covid-19 weltweit hohe Marktanteile erlangt haben: Seit dem Aufkommen der Omikron-Variante ist das Unternehmen gemeinsam mit den anderen Wirkstoffherstellern gehörig unter Druck geraten.
Zwar erwartet BioNTech für das laufenden Jahr noch zweistellige Milliardenerlöse für sein Corona-Vakzin; die meisten Gesundheitsexperten sind sich jedoch einig, dass SARS-CoV-2 bereits im nächsten Jahr den Status eines gewöhnlichen Grippevirus haben wird. Die Einnahmen aus den Impfstoffverkäufen dürften in diesem Fall drastisch einbrechen, selbst wenn das mRNA-Serum der Mainzer weltweit die erste Wahl bleiben sollte.
Krebsimpfstoff in 4 bis 5 Jahren
Es verwundert daher nicht, dass BioNTech derzeit – wo es nur geht – in aussichtsreiche Krebstherapien investiert. Aufsichtsrat-Chef Helmut Jeggle hat vor gut zwei Wochen auch erste Hinweise für die neue Wachstumsstory geliefert. In 4 bis 5 Jahren soll der erste Krebsimpfstoff der Mainzer auf den Markt kommen, verriet Jeggle der Augsburger Allgemeinen.
In welchen Sphären sich die möglichen Erlöse aus den Krebstherapien bewegen würden, darüber ist bislang noch nichts bekannt. Persönlich messe ich der Krebsforschung von BioNTech jedoch ein starkes Wachstumspotenzial bei. Selbst ein Durchbruch in einem wirtschaftlich unbedeutenden Bereich der Krebsbehandlung würde die gesamte Forschungsplattform der Mainzer validieren – und damit den Zukunftswert des Unternehmens auf ein neues Level heben.
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