Liebe Leserin, lieber Leser,
das war ein ziemlicher Schock für BioNTech-Anleger vor dem Wochenende: Nachdem die Aktie des Mainzer Impfstoff-Herstellers an den beiden Tagen davor noch einen kleinen Sprung nach oben vollführt hatte, brach sie am Freitag im Xetra-Handel um satte 11,7 Prozent auf 94,30 Euro ein. Mittlerweile notiert die BioNTech-Aktie nur ein klein wenig höher bei wieder 94,60 Euro. Doch für die beiden Extremreaktionen an den Tagen davor war jeweils eine aktuelle Nachricht verantwortlich – mit einschneidender Wirkung an der Börse. Die Frage ist: Welche wird mittel- und langfristig den Kursverlauf prägen?
BioNTech übernimmt chinesische Biotheus
Auf die Nachricht vom Mittwoch jedenfalls hatte die Aktie von BioNTech zunächst mit einem deutlichen Aufschlag reagiert. Die Mainzer hatten die bislang größte Firmenübernahme ihrer Geschichte angekündigt. Laut Mitteilung kauft BioNTech den chinesischen Biotech-Spezialisten Biotheus für bis zu 950 Millionen US-Dollar.
Biotheus ist ein Biotechnologie-Unternehmen in der klinischen Phase, das sich laut BioNTech der Entdeckung und Entwicklung innovativer Antikörper widmet, um den ungedeckten medizinischen Bedarf von Patientinnen und Patienten mit Krebs oder entzündlichen Erkrankungen zu adressieren, wie es heißt. „Durch die geplante Übernahme erhält BioNTech die vollen weltweiten Rechte an dem Kandidaten BNT327/PM8002“, so die Mitteilung. Der Kandidat ist demnach ein bispezifischer Antikörper-Prüfkandidat in der fortgeschrittenen klinischen Entwicklung.
BioNTech erkennt große Chancen
Die Übernahme sei Teil von BioNTechs Onkologie-Strategie, die unternehmenseigenen Fähigkeiten zur Erforschung, Entwicklung und Kommerzialisierung von Kombinationstherapien mit BNT327/PM8002 zu stärken. Klinische Studien mit BNT327/PM8002 und weiteren Kandidaten der PD-(L)1 x VEGF-bispezifischen Wirkstoffklasse haben demnach „ermutigende klinische Aktivität bei verschiedenen Tumortypen gezeigt, einschließlich bei Patientinnen und Patienten mit niedriger oder negativer PD-L1-Expression, die normalerweise weniger auf die derzeitigen Checkpoint-Inhibitor-Behandlungen ansprechen“. Ugur Sahin, CEO und Mitgründer von BioNTech:
- „Die Übernahme von Biotheus baut auf unserer erfolgreichen laufenden Kollaboration zu BNT327/PM8002 und anderen bispezifischen Antikörperkandidaten auf“
- „Wir glauben, dass BNT327/PM8002 das Potenzial hat, in mehreren onkologischen Indikationen einen neuen Behandlungsstandard zu setzen“
Aktie reagiert mit Kursplus – vorerst
Die Börsen reagierten mit einem deutlichen Kursanstieg auf die Neuigkeit: Von 101,60 Euro noch am Dienstag der vergangenen Woche ging es mit der BioNTech-Aktie bis am Donnerstag auf 109,80 Euro in der Spitze nach oben – ein Plus von zwischenzeitlich gut acht Prozent. Am Freitag aber dann der Einbruch: Die Anteilscheine gingen über in den Sinkflug, fanden erst bei knapp 90 Euro einen Boden, bevor sie sich wieder stabilisierten.
Trump-Entscheidung sorgt für Einbruch
Was war passiert? Es war die Nominierung des impfkritischen Robert F. Kennedy Jr. als künftigen US-Gesundheitsminister durch Donald Trump, die die Kurse von BioNTech und Co reihenweise einbrechen ließen. Kennedy werde „die Epidemie chronischer Krankheiten beenden und Amerika wieder gesundmachen“, schrieb Trump laut Medienberichten zuletzt in seiner bekannten Hybris. Viel zu lang seien die Bürger „bei öffentlicher Gesundheit mit Täuschung und Desinformation konfrontiert gewesen“, bediente er gängige Verschwörungsmythen.
- Welche Auswirkungen eine Gesundheitsminister Kennedy auf Impfstoffhersteller wie Moderna, Astrazeneca oder eben BionTech haben wird, ist kaum abzusehen
- Für JPMorgan war das Thema am Freitag bei einer Neueinschätzung jedenfalls noch kein Thema, weil ein paar Stunden zu früh
Der Wirkstoffkandidat BNT327 habe als Kernbestandteil des Onkologie-Portfolios im Mittelpunkt eines Innovationstages gestanden, schrieb Analystin Jessica Fye von der US-Bank in ihrem am Freitag vorliegenden Kommentar. Durch die angekündigte Übernahme von Biotheus signalisiere das Mainzer Unternehmen „sein Vertrauen in den Wirkstoff“.
Kursziel mit ordentlich Potenzial
Und so hatte Fye die Einstufung für BioNTech nach dem Innovationstag des Impfstoffherstellers mit einem Kursziel von 124 US-Dollar auf „Neutral“ belassen, was aktuell rund 117 Euro entspricht. Sie erkennt damit, trotz Halten-Empfehlung, noch immer ein ordentliches Aufwärtspotenzial. Andere sind sogar noch weitaus zuversichtlicher, wie die derzeitige Auflistung bei finanzen.net zeigt:
- Goldman Sachs: 137 USD, +37,4 Prozent
- Deutsche Bank: 150 USD, +50,4 Prozent
- Jefferies: 150 USD, +50,4 Prozent
- UBS: 131 USD, + 31,4 Prozent
Analyst erkennt strategisch sinnvollen Schritt
Mit der Übernahme des chinesischen Antikörperspezialisten Biotheus profitiere BioNTech „jetzt voll von der Partnerschaft, die mit den Ex-China-Rechten für dessen Krebswirkstoff PM8002/BNT327 begonnen habe, bgründete Chris Shibutani, Analyst bei Goldman Sachs bereits am Donnerstag seinen Optimismus. Er halte den Schritt für „strategisch sinnvoll“ und sieht in dem Wirkstoff sogar einen möglichen Herausforderer für den Kassenschlager Keytruda vom US-Konzern Merck & Co.
Das Analysehaus Jefferies kam bereits zum Monatsanfang zum selben Kursziel: Die Kennziffern des Impfstoffherstellers seien besser als befürchtet ausgefallen, schrieb Analyst Akash Tewari in einer Studie. Allerdings habe sich der Umsatzausblick auf das Gesamtjahr 2024 verdüstert. Von einem drohenden Robert F. Kennedy Jr. als US-Gesundheitsminister wusste der Experte zu diesem Zeitpunkt aber ebenfalls noch nichts.
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