Eine Impfstoff-Fabrik aus Containern: So will BioNTech die Versorgung mit Corona-Vakzinen in Afrika verbessern. Das hat der Wirkstoff-Hersteller am Mittwoch bei einem Spitzentreffen mit Politikern an seinem Standort in Marburg bekannt gegeben.
Zusammen mit Partnern-Firmen aus Ghana, Ruanda und dem Senegal plant das Unternehmen auf diese Weise 50 Millionen Dosen im Jahr herzustellen. Die schlüsselfertigen „BioNTainer“ wollen die Mainzer zunächst selbst betreiben, langfristig aber Produktionskapazitäten und Know-how weitergeben.
Kritik an BioNTainer-Plänen
Der Vorstoß der Mainzer ist jedoch keineswegs unumstritten. Ein Kritikpunkt bezieht sich auf den Zeitplan des Projekts. So sollen die BioNTainer Mitte des Jahres zwar schon aufgebaut werden. Bis die Produktion in Afrika starten kann, dürfte des den Angaben nach jedoch nochmal weitere 12 Monate dauern.
Viel zu langsam, finden die Kritiker und verweisen darauf, dass Afrika bereits in diesem Jahr dringend eine eigene Produktion braucht. Impfquote auf dem Kontinent wird derzeit auf gerade einmal 11 Prozent geschätzt.
Bei vielen NGOs stößt der Plan zudem auf Ablehnung, weil die Technologie für die Fertigung von mRNA-Impfstoffen fest in der Hand von BioNTech bleibt. So fordert „Ärzte ohne Grenzen“ bereits seit geraumer Zeit, dass der Wirkstoff-Hersteller einem echten Technologie-Transfer zustimmt.
BioNTech hatte jedoch bereits erklärt, seine Patente nicht freigeben zu wollen, und auf die Komplexität der mRNA-Impfstoff-Produktion verwiesen. „Patente sind nicht der limitierende Faktor“, sagte zuletzt Özlem Türeci, Mitbegründerin des Wirkstoff-Herstellers. So umfasse „der Produktionsprozess 50.000 Schritte, die akkurat befolgt werden müssen.“
Das erklärte Ziel der Afrikanischen Union (AU) ist es jedoch, die Wirkstoffe auch selbst herzustellen. Dafür müsse, so die Organisation, ein Transfer von Technologie und Know-how an die Hersteller in Afrika stattfinden. „Das Argument, die Herstellung von mRNA-Impfstoffen sei für afrikanische Länder zu kompliziert, lassen wir nicht gelten, denn es ist erwiesenermaßen falsch“, fügte ein AU-Vertreter hinzu.
Nach einem Bericht des renommierten „British Medical Journal“ von vergangener Woche stieg in den Patentstreit die Brisanz weiter an. So soll die von BioNTech mitfinanzierte Stiftung Kenup laut dem Fachmagazin versucht haben, Forschungen an mRNA-Impfstoffen in Südafrika zu stoppen. Zu den Vorwürfen äußerten sich die Mainzer bislang nur allgemein und ausweichend.
Hoffen auf Omikron-Studie
Nachdem es für BioNTech in den vergangenen Wochen vorwiegend schlechte Nachrichten gab, stießen nun auch die BioNTainer-Pläne der Mainzer nicht gerade auf Begeisterung. Auch die Börse ließ die Meldung eher kalt: Die BioNTech-Aktie beendete den Handelstag in New York mit einem leichten Plus von 1,25 Prozent und notiert damit bei 165,49 US-Dollar. Zuletzt hatte sich der Titel bereits über 40 Prozent von seinem lokalen Hoch Ende November entfernt.
Das Aufkommen der Omikron-Variante hatte die Impfstoff-Hersteller unter Druck gesetzt, da die Vakzine deutlich weniger Wirkung gegen die neue Mutation zeigen. Zudem äußerten zahlreiche Wissenschaftler öffentlich, dass die neue Virus-Variante das Ende der Pandemie einläuten könnte.
Die Hoffnungen von BioNTech und seinem US-Partner Pfizer liegen nun auf ihrem speziell auf Omikron zugeschnittenen Impfstoffkandidaten. Der Wirkstoff befindet sich derzeit in einer ersten klinischen Studie.
Man muss kein Prophet sein, um zu vorherzusagen: Je nachdem, welche Resultate der Omikron-Studie bringt, wird das Börsen-Pendel der Mainzer in die eine oder andere Richtung schwingen.
Eine schwache oder deutlich verkürzter Impfschutz des Wirkstoff-Kandidaten hätte dabei wohl verheerende Auswirkungen auf das Geschäft des Unternehmens. 4 Milliarden Impfdosen wollen die Mainzer zusammen mit Pfizer in diesem Jahr herstellen. Im Worst-Case könnte das Pharma-Unternehmen dann sogar auf einem Großteil der Produktion sitzen bleiben.
Und was die BioNTainer angeht: Mit einer Jahresproduktion von nur 50 Million Dosen ist das Projekt nicht nur aus finanzieller Sicht eher unbedeutend. Es wird nur einen sehr geringen und verspäteten Beitrag dazu leisten können, die verheerend große Impflücke auf dem afrikanischen Kontinent zu schließen.
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