BioNTech-Aktie: Es bleibt ein Rätsel!

Die Aktie von BioNTech hat sich nach einem kleinen Einbruch in der Vorwoche wieder stabilisiert. Doch der Mainzer Impfstoffhersteller tut sich an der Börse weiter schwer.

Auf einen Blick:
  • Die BioNTech-Aktie notiert wieder etwas höher als zur Mitte der Vorwoche
  • Allerdings hat der Mainzer Impfstoffhersteller seit Jahresbeginn massiv abgegeben
  • Dabei meldete BioNTech zuletzt einen Meilenstein aus einem Impfstoffprogramm gegen Krebs
  • Auch die Analysten erwarteten von den Papieren deutlich mehr – einer ganz besonders

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Aktie von BioNTech hatte den Handel in New York vor dem Wochenende mit einem kleinen Aufschlag von gut einem Prozent beendet. Mit einem aktuellen Kurs von 106,86 US-Dollar allerdings ist noch immer kein großer Staat zu machen, damit haben die Papiere des Mainzer Impfstoffherstellers nicht einmal das Minus aus den zwei davorliegenden Handelstagen ausgeglichen. Warum sich die BioNTech-Aktie nach wie vor so schwer tut, bleibt einigermaßen rätselhaft. Denn die Voraussetzungen für eine bessere Performance wären durchaus gegeben. Aus Sicht des Unternehmens ebenso wie nach Einschätzung der Analysten.

BioNTech und OncoC4 starteten Phase-3-Studie

Sicherlich, die Zeit der gewaltigen Umsätze und den daraus resultierenden Milliardengewinnen durch den mit Pfizer entwickelten und gemeinsam vertriebenen COVID-19-Impfstoff ist für BioNTech erst einmal vorbei. Doch es ist ja bei weitem nicht das einzige erfolgversprechende Vakzim, das vom Biotech-Unternehmen vorangetrieben wird. Erst Ende Juni meldete man, dass BioNTech und OncoC4 eine zulassungsrelevante Phase-3-Studie mit BNT316/ONC-392-Programm bei metastasiertem, nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom starten.

Die sei „ein wichtiger erster Schritt in der strategischen Kollaboration, die im März 2024 abgeschlossen wurde, um BNT316/ONC-392 in verschiedenen soliden Tumorindikationen zu evaluieren“, wie es hieß.

  • Die randomisierte Phase-3-Studie soll rund 600 Patienten mit metastasiertem, immuntherapieresistentem, nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom umfassen
  • Die Patientenrekrutierung erfolgt laut BioNTech zunächst in den Vereinigten Staaten und anschließend auch in Europa und anderen Ländern und Regionen

Das Ziel: Alternative zur Chemotherapie

Das Programm hatte 2022 den Fast-Track-Status von der U.S.-amerikanischen Arzneimittelbehörde (U.S. Food and Drug Administration, „FDA“) erhalten und stellt demnach „einen innovativen Ansatz dar, um das volle Potenzial von Therapien, die gegen CTLA-4 gerichtet sind, auszuschöpfen“. Die zweistufige, nicht-verblindete, randomisierte Phase-3-Studie werde die Wirksamkeit und Sicherheit von BNT316/ONC-392 als Monotherapie im Vergleich zum Behandlungsstandard, einer Chemotherapie (Docetaxel), bei Menschen mit metastasiertem Lungenkarzinom untersuchen.

Rund 600 Patienten sollen nach BioNTech-Angaben an klinischen Studienzentren in den USA, Europa und anderen Ländern und Regionen aufgenommen werden, darunter Belgien, Deutschland, Italien, Spanien und die Türkei. Der primäre Endpunkt sei das Gesamtüberleben (overall survival). Zu den sekundären Endpunkten gehören

  • die Gesamtansprechrate (overall response rate)
  • das progressionsfreie Überleben (progression-free survival)
  • sowie das Nebenwirkungsprofil (adverse event profile)

Neuartiger Ansatz im Kampf gegen Lungenkrebs

„Wir glauben, dass dieser Produktkandidat das Potenzial hat, eine neue Behandlungsoption für Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem, nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom zu werden, die ansonsten eine schlechte Prognose hätten“, sagt Özlem Türeci, Chief Medical Officer und Mitgründerin von BioNTech. Pan Zheng, Chief Medical Officer und Mitgründerin beim Partner OncoC4, sprach von einem „bedeutenden Meilenstein für das differenzierte Programm“. Es ziele darauf ab, die derzeitigen Herausforderungen von Krebstherapeutika, die gegen CTLA-4 gerichtet sind, zu überwinden.

Die Studie ist Teil von BioNTechs Strategie, mehrere zulassungsrelevante Studien in den Jahren 2024 und 2024 zu initiieren. Ein neuartiger Ansatz im Kampf gegen den Krebs könnte auch an den Börsen für Zuversicht sorgen – tut es aber nicht. Vielmehr hat die BioNTech-Aktie seit Jahresbeginn mehr als 30 Prozent an Wert eingebüßt. Seit ihrem Höchststand im November 2021, auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie, als für die Papiere der Mainzer mehr als 450 Dollar aufgerufen worden waren, hat BioNTech gut 70 Prozent an Börsenwert eingebüßt.

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Analysten glauben an die BioNTech-Aktie

Dass die Aktie von BioNTech sich wieder in solche Bereiche aufschwingen wird, daran glauben auch die Analysten nicht. Dass die Papiere aktuell unterbewertet sind, allerdings schon – und zwar deutlich. 151 US-Dollar lautet das durchschnittliche Kursziel für die BioNTech-Aktie laut marketscreener.com aktuell. Die 16 aufgeführten Experten sehen somit ein Aufwärtspotenzial von gut 40 Prozent. Die UBS ist sogar noch ein kleines bisschen zuversichtlicher.

Die Schweizer Großbank hatte die Einstufung für BioNTech im Nachgang des Krebsforschungskongresses ASCO vor einem Monat zwar auf „Neutral“ belassen, am Kursziel von 153 US-Dollar aber hatte sie nicht gerüttelt. Neue Informationen zu einigen Produkten in der Onkologie-Pipeline seien „positiv gewesen“, schrieb Analystin Eliana. Das Portfolio werde in dieser Hinsicht erweitert, zunächst aber „bleibe der Anlegerfokus auf dem Impfstoff gegen die Corona-Pandemie“.

Kursziele für BioNTech bis 200 Dollar

Und das ist offenbar das Problem für die Mainzer, zumindest an der Börse. Denn auch andere Experten sehen durchaus Potenzial nach oben – einer ganz besonders:

  • Goldman Sachs: 140,00$, +31,01%
  • Berenberg Bank: 200,00$, +87,16%
  • Jefferies, 125,00$, +17,02%

Dabei hatte sich Privatbank Berenberg mit ihrer Kaufempfehlung sogar explizit zum COVID-19-Impftoff aus Mainz geäußert: Die Weltgesundheitsorganisation habe zum Schutz gegen die Coronavariante XBB1.5. eine Aktualisierung des Impfschutzes etwa mit einem monovalenten Impfstoff empfohlen, schrieb Analyst Zhiqiang Shu Ende Mai. „Derartige Impfstoffe bestehen im Gegensatz zu bivalenten Impfstoffen nur aus einem Virusstamm oder aus einem Bestandteil von nur einem Virus“, so der Analyst. Die Meldung sei positiv für die Hersteller von mRNA-Impfstoffen wie etwa BioNTech, so seine Einschätzung. Bislang sind die Anleger ihm mehrheitlich allerdings nicht gefolgt.

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