BIGG Digital Assets-Aktie: Kanadas Antwort auf Coinbase!

Spätestens seit dem fulminanten IPO von Coinbase sollten Anleger digitale Broker aus der Krypto-Welt auf dem Zettel haben. Die Frage ist nur: Wo investieren, wenn Coinbase bereits einen fragwürdig hohen Börsenwert erreicht hat und auch Aktien von Konkurrenten wie Voyager Digital bereits sehr teuer geworden sind?

Möglicherweise sind auch Sie bei Ihrer Recherche auf das kleine kanadische Unternehmen BIGG Digital Assets gestoßen. Es ist solide finanziert, besitzt ein breites Produkt-Portfolio und hat in den vergangenen Quartalen ein zweistelliges Wachstum ausgewiesen. Allerdings droht den Kanadiern neuer Konkurrenz-Druck und nicht alle ihre Geschäftsbereiche entwickeln sich prächtig. Wie viel Potenzial steckt also in dem kanadischen Krypto-Broker? Ein Kurz-Briefing für Sie.

Solide Bilanz & starkes Wachstum

BIGG ist in Kanada ansässig und sowohl an der kanadischen Börse als auch am OTC-Markt notiert. Mit Produkten in den Bereichen Brokerage, Compliance und Chain Analysis hat das Unternehmen mehrere Möglichkeiten, sein Krypto-Geschäft auszubauen und zu wachsen.

Die Kanadier überzeugen zunächst mit einer soliden Bilanz. Einige Highlights: Das Unternehmen verfügt über 26,2 Millionen kanadische Dollar (CAD) in bar sowie 52,5 Millionen CAD in digitalen Währungsbeständen. Zudem haben die Kanadier nur sehr geringe Schulden: Der Großteil der Verbindlichkeiten besteht aus Kundeneinlagen in bar (5,7 Mio. CAD) und Kryptowährungen (39,6 Mio. CAD).

Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs verzeichnete BIGG einen Umsatz von 3,6 Mio. CAD, was einen erheblichen Anstieg gegenüber den 0,38 Mio. CAD des Vorquartals darstellt. Die vorläufigen Q2-Zahlen verkündete BIGG kürzlich ebenfalls euphorisch: Demnach gelang der Krypto-Spezialist im zweiten Quartal erneut ein Rekordumsatz – diesmal in Höhe von 4,2 Mio. CAD. Obendrein ist das Unternehmen seit einiger Zeit profitabel, wenn man die aktienbasierte Vergütung aus den Ausgaben herausrechnet.

Abhängigkeit von Netcoins

BIGG verfügt über zwei unabhängige Geschäftsbereiche, die beide im Zentrum des Krypto-Booms agieren. Da wäre zunächst Netcoins. Der 2019 übernommene digitale Broker ermöglicht für Kunden in Kanada den Handel mit sechs verschiedenen Kryptowährungen.  Der zweite Bereich, genannt BTGI, ist der Krypto-Sicherheit gewidmet. Er umfasst Dienstleistungen in den Bereichen Compliance und Blockchain Analytics.

Das Security-Thema ist in der Branche derzeit von überragender Bedeutung. Der Grund: Bei Investoren und Behörden, insbesondere in der Finanz- und Geldpolitik, herrscht gegenüber der Krypto-Welt noch viel Misstrauen. So klagte etwa die Chefin der US-Notenbank Janet Yellen öffentlich, dass die digitalen Währungen überwiegend von einem „Haufen Krimineller für kriminelle Aktivitäten“ genutzt würden. Trotz der Wichtigkeit des BTGI-Geschäfts erzielt BIGG jedoch den Großteil seiner Einnahmen (über 90 Prozent) mit Netcoins-Transaktionen.

Durch die hohe Abhängigkeit von den Netcoins-Einnahmen könnte das Unternehmen bald in Bedrängnis geraten – etwa durch die Expansion anderer Krypto-Broker wie Voyager Digital nach Kanada. Der BIGG-Konkurrent bietet seinen Kunden viele Dinge, die die Kanadier vermissen lassen: mehr Auswahl von Coins, eine Verzinsung, einen größeren Markt, eine mobile App und ein Loyalty-Programm.

Derzeit profitiert BIGG allerdings noch von den eingeschränkten Handelslizenzen in Kanada. Dadurch verfügt das Unternehmen im Heimatland de facto über eine Oligopolstellung. Ob, wann und in welchem Umfang die kanadische Finanzaufsichtsbehörde BCSC weitere Lizenzen vergeben wird, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. Sicher ist jedoch, dass der BIGG-CEO Mark Binns in eben jenem Gremium als Berater fungiert. Mit seinem Einfluss könnte Binns seinem Krypto-Unternehmen genügend Zeit verschaffen, um sich in den nächsten Jahren auf dem heimischen Markt eine dominante Position zu verschaffen.

Jahre der Verwässerung

Neben den Markt-Unsicherheiten sehe ich als größten Kritikpunkt an der BIGG-Aktie die Kapitalverwässerung, die das Unternehmen in den vergangenen Jahren betrieben hat. Seit 2018 wuchs die Zahl der Anteilsscheine (inklusive Optionen) stufenweise von 100 auf 250 Millionen. Solange die Krypto-Firma weiter Aktien druckt wie die Zentralbanken Geldscheine, werden Aktionäre den wahren Wert des Unternehmens nie zu spüren bekommen.

Das BIGG Digital Assets-Papier bleibt somit eine spekulative Wette darauf, dass BIGG in Zukunft mit regelmäßigen Kapitalerhöhungen zurückhält – und mit größeren Akteuren wie Voyager Digital konkurrieren kann. Wie stark der Gegenwind auf dem kanadischen Krypto-Markt blasen wird, hängt nicht zuletzt von der BCSC ab. Aus diesen Gründen stufe ich den BIGG-Titel trotz all seines Potenzials vorerst nur neutral ein.

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