Die österreichische Wirtschaft kämpft derzeit mit einem ähnlichen Problem wie ihr deutsches Pendant: die vormals hohe Abhängigkeit von russischen Rohstoffen im Energiebereich. Seit dem 24. Februar 2024 – dem Tag des Kriegsausbruchs in der Ukraine – und den nachfolgenden Sanktionen seitens der EU gegen Russland hat sich diese Verflechtung als substanziell gefährlich erwiesen.
Die Preise für Erdgas und Erdöl sind explodiert und haben die eh schon galoppierende Inflation zusätzlich angeheizt. Die Unternehmen sind gezwungen, ihre sprunghaft angestiegenen Produktionspreise an die Kunden weiterzugeben, um kostendeckend arbeiten zu können. Doch den Käufern steht selber weniger Kaufkraft zur Verfügung, sodass sie vielerorts an Ausgaben sparen – ein Teufelskreis.
Die österreichischen Unternehmen kämpfen jedoch nicht nur mit den Folgen der Energiekrise. Führende Konzerne waren in den vergangenen Jahrzehnten sehr geschickt darin, sich wichtige Absatzmärkte und Produktionsorte in Osteuropa – und damit auch in Russland – aufzubauen. Durch den Ukraine-Krieg sind nun diese Marktanteile und Lieferketten bedroht.
Der Austrian Traded Index (ATX) ist ein Spiegelbild dieser Entwicklung. Der österreichische Leitindex ist in Folge des Ukraine-Krieges zwischenzeitlich von mehr als 4.000 Punkten auf unter 2.800 Punkte abgestürzt (Stand Oktober 2024) – ein Verlust von rund 28%. Das Schlimmste scheint mittlerweile jedoch ausgestanden zu sein, der Index notiert wieder bei rund 3.500 Punkten (Stand März 2024).
ATX-Aktien mit dem besten Value
Value-Aktien stehen im Fokus von Anlegern mit einer langfristig orientierten Anlagestrategie und/oder einer Dividendenstrategie. Daher richten wir den Blick bei dieser Auswertung auf drei zentrale wirtschaftliche Kennziffern:
- Das geschätzte 12-Monats-KGV für das laufende Geschäftsjahr
- Der Koeffizient für das Verhältnis aus aktuellem Börsenwert zu geschätztem Umsatz für das laufende Geschäftsjahr
- Die geschätzte Dividendenrendite für das laufende Geschäftsjahr
Als Grundregel gilt: Je niedriger die Kennziffern für die beiden ersten Werte ausfallen, desto besser aus Value-Sicht. Für die dritte Zahl – die Dividendenrendite – ist hingegen ein höherer Wert von Vorteil.
Darüber hinaus blicken wir auf die generelle finanzielle Situation, in der sich die jeweiligen Unternehmen befinden, also etwa Verschuldungsgrad, Free Cashflow, Ergebnis- und Umsatzentwicklung etc. Warum tun wir das?
Ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis bedeutet nicht zwangsläufig, dass es sich um eine günstig bewertete Aktie handelt. Der Konzern kann beispielsweise in finanziellen Schwierigkeiten stecken, was sich in den meisten Fällen kursmindernd auswirkt und daher ein niedriges KGV erzeugt. Solche Aktien möchten wir nach Möglichkeit aus der Liste heraushalten.
Dies ist natürlich keine Garantie, dass nichtsdestotrotz Unternehmen in der Liste auftauchen, die schwierigen Zeiten entgegensehen. Beispielsweise könnten sich bevorstehende Klagen oder ähnliches aktuell bereits auf das KGV auswirken, da die finanziellen Folgen bereits im Kurs eingepreist werden, obwohl die momentane Bilanz vordergründig noch gut erscheint. Ihnen bleibt also nichts anderes übrig, sich umfassend zu jeder Aktie zu informieren. Aber das ist am Aktienmarkt ohnehin immer angeraten.
Die Top 3 ATX-Aktien nach Value in diesem Monat
Aktie | ISIN | Hist. KGV Ø 10 Jahre | KGV 2024e | Börsenwert/ Umsatz 2024e | Dividenden-rendite 2024e | Hist. Div.Rend. Ø 10 Jahre |
OMV | AT0000743059 | 11,4 | 4,73 | 0,35 | 9,10% | 5,2% |
Voestalpine | AT0000937503 | 21,2 | 6,17 | 0,35 | 3,56% | 3,1% |
Wienerberger | AT0000831706 | 19,4 | 8,92 | 0,86 | 3,53% | 2,2% |
- OMV: Die OMV AG ist einer der größten Erdgas- und Erdölkonzerne in Europa. Das Unternehmen ist in drei Geschäftsbereichen tätig, dem Vertrieb und der Herstellung von Kohlewasserstoffen, der Herstellung chemischer Produkte und der Produktion von Erdgas und Rohöl. Nach dem Stand von Ende 2021 besaß das Unternehmen 3 Raffinerien, sowie 2088 Tankstellen in Europa. Mit 58,1% macht der Geschäftsbereich rund um den Vertrieb und die Herstellung von Kohlewasserstoffen den größten Teil des Umsatzes aus. Die OMV AG wurde 1956 gegründet und hat ihren Sitz in Wien, Österreich. Die Umsatzzahlen der OMV AG lagen im Geschäftsjahr 2021 bei rund 35,55 Mrd. Euro und die Umsatzrendite betrug 16,1%.
- Voestalpine: Die Voestalpine AG gehört zu den größten Stahlproduzenten in Europa. Sie erzielt ihren Umsatz in vier Geschäftsfeldern. Das größte Geschäftsfeld ist die Produktion von Flachstahlprodukten, gefolgt von Langstahlprodukte, Spezialstählen und Komponenten aus Stahl. Das 1946 gegründete Unternehmen ist in Linz, Österreich ansässig. Der Umsatz der Voestalpine AG betrug im letzten Geschäftsjahr 14,92 Mrd. Euro und die Umsatzrendite lag bei 9,75%.
- Wienerberger: Die Wienerberger AG ist ein österreichisches Unternehmen, das weltweit führend in der Herstellung und Lieferung von Baustoffen wie Ziegeln, Dachsystemen und Rohrsystemen ist. Das Unternehmen wurde 1819 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Wien, Österreich. Wienerberger produziert eine Vielzahl von Baustoffen, darunter gebrannte und ungebrannte Ziegel, Dachziegel, Keramikfliesen, Fassadenplatten, Rohrsysteme, Pflastersteine und andere Produkte. Das Unternehmen hat Niederlassungen und Produktionsstätten in vielen Ländern weltweit und beschäftigt mehr als 16.000 Mitarbeiter.
ATX-Aktien mit dem besten Wachstum
Für viele Investoren bilden Wachstums-Aktien den Gegenpol zu Value-Aktien. Anleger spekulieren dabei auf hohe Kurszuwächse, sollte das Unternehmen seine Geschäftsziele erreichen und Zukunftsmärkte mit großem Umsatzpotential erschließen können.
Diese Investments gelten allerdings als hochspekulativ und damit riskant. Denn zu viele Unternehmen mit vielversprechenden Aussichten sind genau an dieser Herausforderung gescheitert. Außerdem finden Sie als Anleger solche Aktien meistens nur in wenigen Branchen vor, wie z.B. Erneuerbare Energien, Biotech, 5G, Fintech oder ähnlichem. In etablierten Branchen wie Industrie, Banken, Versicherungen oder Chemie treffen Sie solche Wertpapiere höchst selten an.
Deshalb haben wir unser Rating für diese Aktienklasse etwas angepasst. Wir bewerten den Zuwachs beim Umsatz und Gewinn je Aktie nach Analystenschätzungen für den Zeitraum 2021 bis 2024. Wie gesagt: Schätzung. Solche Schätzungen können sich schnell ändern. Deshalb empfiehlt sich auch hier immer ein genauer Blick, mit was für einem Unternehmen Sie es genau zu tun haben.
Dabei berücksichtigen wir allerdings auch die finanzielle Situation des Unternehmens. Das heißt, diese Firmen erzielen bereits Umsätze und Gewinne. Es handelt sich eben nicht um spekulative Start-ups, die zurzeit ausschließlich Geld verbrennen und an der Börse von der Hoffnung auf zukünftige Einnahmen getrieben sind. Stattdessen handelt es sich um Unternehmen, die aktuell von einer starken wirtschaftlichen Dynamik geprägt sind.
Die Top 3 ATX-Aktien nach Wachstum im aktuellen Monat
Aktie | ISIN | Geschätzter Zuwachs Gewinn je Aktie (von 2021 bis 2024) | Geschätzter Zuwachs Umsatz (von 2021 bis 2024) |
Do & Co | AT0000818802 | 596%* | 604%* |
VERBUND | AT0000746409 | 184% | 587% |
Schoeller-Bleckmann | AT0000946652 | 329% | 118% |
*Betrachtungszeitraum: Geschäftsjahr 2021/22 bis 2024/25
- Do & Co: Do & Co AG ist ein österreichisches Catering- und Gastronomieunternehmen, das 1981 von Attila Dogudan gegründet wurde. Die Firma hat ihren Hauptsitz in Wien und ist weltweit tätig. Sie bietet Catering-Dienstleistungen für Fluggesellschaften, Event-Veranstalter, Unternehmen und private Kunden an. Do & Co betreibt auch eine Reihe von Restaurants und Cafés in verschiedenen Ländern, darunter Österreich, Deutschland, Großbritannien, Türkei, USA und Japan. Das Unternehmen ist bekannt für seine erstklassige Qualität, seine innovativen Konzepte und seine Zusammenarbeit mit renommierten Spitzenköchen und Designern.
- VERBUND: Die VERBUND AG ist ein österreichisches Energieunternehmen mit Hauptsitz in Wien. Das Unternehmen ist einer der größten Stromproduzenten Österreichs und betreibt eine Vielzahl von Wasserkraftwerken, Windparks und Photovoltaikanlagen in Österreich sowie in anderen europäischen Ländern. VERBUND produziert vorwiegend erneuerbare Energie und ist bestrebt, die Energiewende in Europa voranzutreiben. Das Unternehmen ist auch im Bereich des Handels mit Energie tätig und bietet seinen Kunden verschiedene Dienstleistungen im Bereich der Energieeffizienz an. VERBUND beschäftigt rund 3.000 Mitarbeiter und ist an der Wiener Börse gelistet.
- Schoeller-Bleckmann: Die Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG ist ein österreichisches Unternehmen mit Hauptsitz in Ternitz, Niederösterreich. Das Unternehmen ist auf die Herstellung von hochspezialisierten Werkzeugen und Ausrüstungen für die Öl- und Gasindustrie spezialisiert. Insbesondere produziert Schoeller-Bleckmann sogenannte „Directional Drilling Tools“ für die Exploration und Förderung von Öl und Gas in schwierigen geologischen Bedingungen, wie z.B. horizontalen Bohrungen. Das Unternehmen ist weltweit tätig und betreibt Produktionsstätten und Vertriebsbüros in mehreren Ländern, darunter den USA, Kanada, China und Russland. Schoeller-Bleckmann ist an der Wiener Börse gelistet und beschäftigt etwa 1.200 Mitarbeiter. Der Umsatz im Jahr 2021 betrug 293 Mio. Euro mit einer Umsatzrendite von 9,63%.
ATX-Aktien mit der besten Performance
Der locker-flockige Spruch „The Trend is Your Friend“, den Uli Hoeneß im deutschsprachigen Raum salonfähig machte, trifft natürlich vor allem auch auf den Aktienmarkt zu. Wenn sich der Aktienkurs eines Unternehmens deutlich besser als die Kurswerte der Konkurrenz aus der gleichen Branche entwickelt, dann ist dies automatisch ein positives Signal für Investoren. Einfache Schlussfolgerung: Solche Aktiengesellschaften scheinen besser mit den momentanen Herausforderungen des Marktes zurechtzukommen als die Wettbewerber.
In dieser Kategorie liegt unser Fokus daher auf der langfristigen Kursentwicklung (Year-to-date, 12 Monate, 3 Jahre). Hier filtern wir allerdings keine Unternehmen heraus, die beispielsweise momentan noch einen bilanziellen Verlust ausweisen. Grund: Die Betrachtung der langfristigen Kursperformance sollte als Signal ausreichen, um reine Spekulationspapiere aus der Liste herauszuhalten. Sprich: Der Markt ist der Meinung, dass es sich um aussichtsreiche Geschäftsmodelle handelt. Eine Garantie für den späteren Erfolg stellt das selbstverständlich nicht dar.
Die Top 3 ATX-Aktien nach Kursperformance im aktuellen Monat
Aktie | ISIN | Marktwert in USD | Kursrendite laufendes Jahr | Kursrendite letzte 12 Monate | Kursrendite 3 Jahre |
Voestalpine | AT0000937503 | 6,84 Mrd. | 43,66% | 28,61% | 99,44% |
Wienerberger | AT0000831706 | 3,39 Mrd. | 32,00% | 20,76% | 37,87% |
Lenzing | AT0000644505 | 2,00 Mrd. | 31,57% | -18,53% | 26,94% |
- Voestalpine: siehe oben
- Wienerberger: siehe oben
- Lenzing: Lenzing AG ist ein österreichisches Unternehmen, das sich auf die Produktion von Zellstoff- und Fasermaterialien spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 1892 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Lenzing, Oberösterreich. Lenzing ist weltweit einer der führenden Anbieter von Cellulosefasern und produziert insbesondere sogenannte „Lyocell“- und „Modal“-Fasern, die in der Textilindustrie für die Herstellung von Kleidungsstücken, Heimtextilien und anderen Produkten verwendet werden. Diese Fasern zeichnen sich durch ihre Weichheit, Atmungsaktivität und Nachhaltigkeit aus. Lenzing ist auch in der Papierindustrie tätig und produziert Zellstoff für die Herstellung von Papier und Karton. Das Unternehmen ist an der Wiener Börse gelistet und beschäftigt mehr als 6.000 Mitarbeiter weltweit.
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