Liebe Leserinnen und Leser,
die Aktie von Baywa ist derzeit an den Märkten das wohl größte Rätsel. Die Notierungen lösen allein am Freitag schon große Fragezeichen aus. Der Kurs der Aktie ist am Freitagvormittag an den verschiedenen Börsen komplett unteschiedlich eingestuft worden.
Während an der Börse Xetra der Kurs um mehr als 7 % nachgab, verlor die Aktie an der Börse in München lediglich gut 2 % und schaltete zwischenzeitlich sogar in den neutralen Bereich. Das Hin und Her an den Börsen macht nicht nur die Taschen der Investoren leer, sondern hinterlässt ungläubiges Staunen. Tatsächlich ist die Sache vergleichsweise einfach.
Aktie bleibt einfach noch nicht bewertbar
Im Laufe der Woche war es für den Titel fast schon abenteuerlich nach oben gelaufen. Die Kurse sind auch für Chartanalysten plötzlich fast im Comeback-Modus gewesen.
BayWa Aktie Chart
Die Kursperformance der BayWa-Aktie
Dabei schien es zwischenzeitlich so, als würde der Kurs nun den Befreiungsschlag schaffen. Wochen- und fast monatelang war es für den Titel sehr kräftig nach unten gegangen. Das schien oder scheint nun weitgehend vorbei zu sein. Eine Meldung hatte für die Euphorie gesorgt.
Das Sanierungsgutachten für das Unternehmen war lange Zeit erwartet worden. Jetzt kam der erste sogenannte „Entwurf“ dafür. Die Vorgaben allerdings haben wohl ohne nähere Ansicht für die Bedingungen dazu geführt, dass es so aussah, es würde sich alles ändern.
Ein Blick unter die Haube verrät, dass derzeit noch vieles offen zu sein scheint.
- So ist der erste Ausblick verhalten und nur verhalten zuversichtlich. Das Gutachten von Roland Berger enthält den Hinweis, dass das Unternehmen durch eine Sanierung „unter bestimmten Voraussetzungen saniert und mittelfristig ihre operative Wettbewerbs- und Renditefähigkeit wieder hergestellt“ erhalten könne.
- Dafür wäre es indes wichtig, dass der Sanierung eine „mehrjährige Restrukturierung“ folge.
- Damit würden auch „zahlreiche operative Einsparmaßnahmen“ erforderlich sein.
- Einzelnle Segmente des Geschäftes müssten verkauft werden. Dies ist aus Sicht der Märkte nicht überraschend, denn eine solche Sanierung und ein Schritt in dieser Angelegenheit – Personalabbau – war im Sommer schon angekündigt worden. Genaue Zahlen nannte der Vorstand danach nicht.
Offen bleibt in dem Paket oder „Entwurf“ allerdings die Frage, welche Unternehmensbereiche genau verkauft werden könnten. Offen bleibt auch die Frage, wie viel Geld welcher Bereich überhaupt bringen kann. Demnach ist die Charakterisierung als „Entwurf“ sofort nachvollziehbar.
Baywa selbst soll wohl ihren eigenen Anteil – der die Mehrheit des Unternehmens umfasst – von BayWa r.e. verkaufen wollen. Käufer könnte der andere Großeigner sein, die EIP aus der Schweiz. Allerdings sind dies erst Gerüchte am Markt, hier ausgelöst durch einen Bericht des „Handelsblattes“ – dies wäre indes nach den vorhergehenden teils monatelang verfolgten Spekulationen gleichfalls nicht überraschend.
Die Baywa bleibt unter Druck
Da nicht klar ist, in welcher Weise konkret saniert wird, bleibt notwendig offen, wie weit die Sanierung überhaupt gelingen kann. Die Baywa wird in ihren Gremien sowie mit den Gläubigern selbst verhandeln müssen, welche Schritte aus dem „Entwurf“ umgesetzt werden können und in welcher Weise die Schritte schnell genug umgesetzt werden können. Dann erst wird die Entwicklung überhaupt in reale Meldungen übersetzt werden können.
Real und messbar ist allerdings, dass das Unternehmen unter Druck steht. Das Gesamtovlumen der Verbindlichkeiten liegt bei mehr als 5 Mrd. Euro. Die Verbindlichkeiten sind teils langfristiger Natur, teils kurzfristiger Natur. Dazu zählen auch Verbindlichkeiten, die aktuell per Überbrückung zunächst bis zum 30.9. und dann ggf. auf Wunsch von Baywa bis zum 31.12. verlängert werden können.
Zu den Kreditgebern zählen Banken, die wiederum ein ganz eigenes Interesse daran haben, dass die Baywa überlebt – sie sind teils beteiligt.
Die Gesamtlage ist deshalb weiterhin für Außenstehende zum einen unsicher, zum anderen auch unübersichtlich. Deshalb halten sich die Börsen mit ihren Aktivitäten und vor allem den Kurssteigerungen offenbar zurück.
Der Titel hat mit den jüngsten Verlusten am Freitag fast schon wieder den Normalzustand der vergangenen Wochen erreicht. Aus dem Kursverlauf oder auch dem Status des Kurses lässt sich tatsächlich kein formaler Trend ablesen, aus dem Schlüsse gezogen werden könnten. Denn die Aktie ist formal im Abwärtstrend, das Handelsvolumen allerdings ist und bleibt noch viel zu gering. Damit ist auch klar, dass die großen Institutionen, etwa die beteiligten Banken oder auch sicherlich Fonds, noch nicht in den Handel eingreifen.
Trend-Aussagen sind daher mit äußerster Vorsicht zu genießen. Analysten werden sich mit neuen Befunden zu der Aktie gleichfalls zurückhalten. Tendenziell brachte die Woche allerdings mit den ersten Kursgewinnen Baywa auch an den Börsen – bedingt durch die ersten Sanierungsentwürfe – einen Schritt voran.
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