Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie des kriselnden Agrarhändlers BayWa gibt derzeit wahrlich Anlass zur Sorge. Nachdem die Papiere sich Mitte August wieder auf gut 15 Euro verbessert hatten (es war die Reaktion der Märkte auf ein mit Gesellschaftern und Banken geschlossenes, vorläufiges Rettungspaket), ist der Kurs seitdem dramatisch gefallen. Am Dienstag im Xetra-Handel war die BayWa-Aktie erstmals seit dem 24. Juli wieder weniger als 11 Euro wert. Die Unsicherheit ist offenbar groß, was das ab Mitte September erwartete Sanierungsgutachten für das mit Milliarden verschuldete Unternehmen wohl an Unbill bereithalten wird. Aus dem operativen Geschäft kamen derweil zuletzt tatsächlich gute Nachrichten.
BayWa mit Erntebilanz „zufrieden“
Denn auch in diesem Ausnahmezustand geht das Tagesgeschäft von BayWa freilich weiter, ist der Konzern mit rund 125 Erfassungsstandorten für die Landwirte in Süddeutschland doch der größte Ankäufer für Getreide- und Ölsaaten. Doch die Voraussetzungen waren 2024 alles andere als gut: Deutschland steht nach Einschätzung des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV) vor der schlechtesten Getreideernte seit dem Dürrejahr 2018. Und so kommt es durchaus überraschend, was BayWa zum Monatswechsel zu berichten hatte.
„Wir als BayWa AG können mit den diesjährigen Erfassungsmengen in Süddeutschland trotz Abstrichen im Vergleich zum Vorjahr zufrieden sein“, zog Jörg-Simon Immerz, Chief Trading Officer der BayWa AG, zum Ende der Getreideernte in Süddeutschland eine erste Bilanz. Aktuell liege man mit 84 Prozent der auf Basis der Vorjahre eingeplanten Mengen nur leicht hinter dem erwarteten Ergebnis zurück. „Da ein wesentlicher Teil dieser Abweichung auf ertragsbedingte Ernteausfälle in den Regionen zurückzuführen ist, spiegeln die Zahlen keinen grundlegenden Vertrauensverlust der Landwirte in die BayWa AG als verlässlichen Partner bei der Ernteannahme wider“, so Immerz.
- In Franken konnte BayWa bei einigen Produkten sogar deutlich mehr als im Jahr zuvor erfassen
- Hintergrund waren demnach gute Erntemengen in der Region „und ein eingespieltes Vorvertragsgeschäft“
Landwirte sollen ihr Geld bekommen
Beim Raps konnte die BayWa die Erfassungsmengen vom Vorjahr nach eigenen Angaben halten. „Regional größere Einschnitte waren hingegen in Teilen Württembergs und bei der Tochtergesellschaft BayWa Agrarhandel GmbH im Osten Deutschlands zu verzeichnen“, hieß es. Jedoch hier sei der Rückgang auf eine Kombination aus enttäuschenden Erträgen und regional zurückhaltendem Verhalten der Landwirtschaft zurückzuführen. Mit den jetzt bereits erfassten Mengen könne BayWa „ihrem Versorgungsauftrag gegenüber Mühlen,- Futter und Lebensmittelindustrie in vollem Umfang nachkommen“.
Was angesichts der prekären Lage des einstigen Vorzeigeunternehmens noch wichtiger scheint: „Bei uns bekommt jeder Landwirt, der seine Ernte bei uns angeliefert hat, sein Geld“, versichert BayWa-CTO Immerz. Die laufenden Zahlungen aus dem Vorvertragsgeschäft und den freien Erntemengen seien „entsprechend eingeplant“. Der folgende Nachsatz des Managers allerdings wirkt in diesen Zeiten eher deplatziert: „So blicken wir positiv in die Zukunft und danken allen unseren Partnern für die gute Zusammenarbeit und ihr Vertrauen.“
Vertrauen in BayWa-Aktie ist dahin
Denn das Vertrauen ist nicht allein bei Anlegern seit Mitte Juli auf eine extreme Probe gestellt worden. Die BayWa AG habe ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben, meldete der Konzern am 12. Juli nach Börsenschluss in einer Ad-hoc-Mitteilungen. „Damit reagiert die BayWa auf eine angespannte Finanzierungslage.“ Der Kurs der Aktie, in die auch viele Landwirte investiert sind bzw. waren, brach in der Folge von zuvor 22,70 auf bis zu 9,50 Euro ein. Allzu weit sind die Papiere aktuell von diesem Tiefstand nicht mehr entfernt. Bereits jetzt hat BayWa binnen weniger Wochen mehr als die Hälfte seines Börsenwerts eingebüßt. Aufs vergangene Jahr gesehen liegt der Abschlag sogar bei rund zwei Dritteln.
Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene BayWa mit ihren rund 24.000 Mitarbeitern leidet nach Informationen des Bayerischen Rundfunks unter kurz- und langfristigen Schulden in Höhe von etwa 5,6 Milliarden Euro. Wegen des rapiden Anstiegs der Kreditzinsen habe sich die Zinsbelastung des Unternehmens von 2021 bis 2023 auf 362 Millionen Euro verdreifacht. Der Schuldenberg entstand durch die weltweite Expansion und den Einstieg in das Geschäft mit erneuerbaren Energien.
- Insbesondere die Tochter BayWa r.e hatte das Unternehmen in Finanznot gebracht
- Ein Preisverfall für Solarmodule setzte den Bereich zunehmend unter Druck
BayWa wird wohl gesundgeschrumpft
Die Bereitstellung frischer Liquidität in Höhe von insgesamt rund 550 Millionen Euro durch die Bayerische Raiffeisen Beteiligungs-AG (BRB AG), der Raiffeisen Agrar Invest (RAIG) sowie die größten Gläubigerbanken, verschaffte dem von der Insolvenz bedrohten Konzern nur kurzfristig etwas Luft, „um die Finanzierung der BayWa AG bis mindestens 30. September 2024 zu sichern“. Auf lange Sicht kommen auf das Unternehmen und seine Mitarbeiter jedoch schwere Zeiten zu.
Darauf stellte BayWa-Vorstandsvorsitzender Marcus Pöllinger die Belegschaft laut des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatts jüngst in einem hausinternen Video bereits ein. Darin kündigt der BayWa-Chef demnach Stellenabbau und den möglichen Verkauf von Unternehmensteilen an. Genaueres wird man erst wissen, wenn das Sanierungsgutachten auf dem Tisch liegt.
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