Liebe Leserin, Lieber Leser,
gerade noch drei Tage bleiben, bevor das Jahr 2024 sich verabschiedet. Für Anleger von BayWa waren die letzten Tage mit besonders viel Spannung verbunden. Denn eigentlich wären zum 1. Januar Schulden in Milliardenhöhe fällig gewesen, was den Konzern wohl sehr wahrscheinlich in schwere Existenznot getrieben hätte. Am Wochenende meldete man nun aber, eine Lösung gefunden zu haben. Die wird zwar nicht direkt umgesetzt. Die Gläubigerbanken erklären sich aber bereit, noch bis Ende April ein Stillhalteabkommen weiterlaufen zu lassen.
Frisches Geld soll bis dahin von der Bayerischen Raiffeisen-Beteiligungs AG (BRB) und der Raiffeisen Agrar Invest aus Österreich kommen. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung schießen die beiden Unternehmen voraussichtlich noch einmal 150 Millionen Euro in BayWa. Details für die Abmachung sollen bis Ende März festgezurrt werden. Derweil soll der Konzernumbau in den nächsten Monaten ebenfalls vorangetrieben werden.
BayWa will sich gesundschrumpfen
Bereits Anfang Dezember machten Berichte die Runde, laut denen BayWa sich von den allermeisten Auslands-Beteiligungen trennen möchte. Vorgesehen ist unter anderem der Verkauf einer Beteiligung an der RWA Raiffeisen Ware Austria. 47,5 Prozent der Anteile an dem Unternehmen sollen für 176 Millionen Euro unter den HAmmer kommen. Vollständig verkauft werden sollen der neuseeländische Obstkonzern Turners & Growers.
Auch die Solar-Tochter BayWa r.e. wird wohl aus dem Portfolio verschwinden, was aber noch bis zum Jahr 2027 dauern könnte. Andere Verkäufe sollen schneller über die Bühne gehen. Gehofft wird auf konkrete Lösungen im Laufe des ersten Quartals. Das wird auch notwendig sein, um die massive Schuldenlast abzumildern und BayWa selbst damit die weitere Existenz zu sichern.
Noch nicht ganz über den Berg
Bereits attestiert wurde BayWa durch ein Gutachten, dass der Konzern generelle sanierungsfähig sei. Rund fünf Milliarden Euro an Schulden schweben aber wie ein Damoklesschwert über dem schwer angeschlagenen Konzern. Bis Ende April sollen Verträge über die Verlängerung eben dieser Schulden stehen. Bis dahin erklären die Gläubiger sich bereit, schlicht die Füße stillzuhalten.
Festhalten lässt sich zweifellos, dass der rasante Expansionskurs der letzten Jahre BayWa auf den Holzweg führte. Das geschah kaum aus böser Absicht heraus. Vielleicht ergaben sich in den letzten Jahren sogar besonders attraktive Chancen, waren die Zinsen doch niedrig und die Weltwirtschaft auf Wachstumskurs. Einen Strich durch die Rechnung machten diverse Krisen, darunter Corona und der Ukraine-Krieg, welcher hierzulande für eine waschechte Energiekrise sorgte, nachdem Russland einseitig die Gas-Lieferungen einstellte.
Nur nichts überstürzen
BayWa sichert sich erst einmal noch eine Gnadenfrist und etwas Zeit, um weitere Rettungsmaßnahmen auf den Weg zu bringen. Das ist eine gute Nachricht, aber eben noch kein zwingender Ausgangspunkt für einen Turnaround. Abzuwarten bleibt, ob die anvisierten Maßnahmen auch greifen und wie die Dinge auf fundamentaler Seite sich weiterentwickeln werden. Die Konzentration auf das heimische Kerngeschäft scheint aber nicht die schlechteste Überlegung zu sein.
Die Aktie notiert aktuell mit auf dem niedrigsten Niveau der letzten 20 Jahre. 9,08 Euro stehen zum Wochenende auf dem Ticker; die Verluste im laufenden Jahr betragen etwa 70 Prozent. Im Falle eines Comebacks sieht das freilich nach einer waschechten Einstiegschance mit allerhand Aufwärtspotenzial aus. Anleger sollten sich aber darüber im Klaren sein, dass es für eine endgültige Rettung mit anschließender Erholungsrallye keine Garantie gibt. Ich persönlich rechne damit, dass BayWa die derzeitige Krise überstehen wird. Gleichwohl gehe ich auch davon aus, dass der Aktienkurs dauerhaft auf niedrigerem Niveau als in den letzten Jahren verweilen wird.
Baywa AG Aktie Chart
Alle scheinen mitzuspielen
Erfreulich ist für den Moment vor allem, dass bei BayWa sowohl der Konzern selbst als auch die Gläubiger sich aktiv für Lösungen einsetzen und niemand eine Blockadehaltung einzunehmen scheint. Darauf lässt sich in der Zukunft aufbauen und eine endgültige Rettung des Konzerns ist ein gutes Stück wahrscheinlicher, als es beispielsweise in den vielen Jahren des letztlich verlorenen Überlebenskampfes von Steinhoff der Fall war.
Doch kann sich BayWa auf den Plänen für Schrumpfkurs und Schuldenabbau kaum ausruhen. Um den Anlegern Kaufargumente zu liefern, wird das Unternehmen langfristig auch wieder eine Wachstumsperspektive bieten müssen. Das wird im kommenden Halbjahr eher nicht im Fokus stehen. Soll der Aktienkurs aber wieder an Fahrt aufnehmen, wäre zumindest im zweiten Halbjahr ein kleiner und möglichst optimistischer Blick in die weitere Zukunft wünschenswert.
Bis dahin können die Anleger es ohne schlechten Gewissen den Gläubigern gleichtun und die Füße stillhalten. Die angestrebten Lösungen für Liquiditätsengpässe versprechen letztlich keine kurssteigernde Wirkung abseits der vielleicht etwas besseren Laune an den Märkten.
Das wird BayWa so schnell nicht vergessen
Zu Ende geht für BayWa ein historisches Jahr, welches den Aktienkurs um gute 70 Prozent in Richtung Süden befördert hat. Es dauerte etwas, bis das Unternehmen den Ernst der Lage erkannte und darauf folgte mit dem Warten auf ein Sanierungsgutachten eine lange Hängepartie. Immerhin scheinen die Verantwortlichen sich nun aber der Realität zu stellen und auch schmerzhafte Maßnahmen für die Rettung des Konzerns nicht zu scheuen. Das ist eine gute Ausgangsbasis für die weitere Zukunft, aber eben noch kein zwingender Turnaround. Anleger dürfen optimistisch bleiben, sehen sich die weiteren Ereignisse im ersten Quartal aber vielleicht bevorzugt von der Seitenlinie aus an.
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