Bayer-Aktie: Vollkommen logisch!

Bayer verliert eine Schadensersatzklage in vier Fällen wegen PCB-Schäden in den USA – und die Aktie steigt. Doch die Reaktion der Anleger ist durchaus zu verstehen.

Auf einen Blick:
  • Die Bayer-Aktie hat am Mittwoch um mehr als fünf Prozent zugelegt
  • Dabei hatte der Konzern eine US-Schadensersatzklage in vier Fällen verloren
  • In elf Fällen aber wies eine Jury die Klage wegen vorgeblicher PBC-Schäden zurück
  • Bayer hofft zudem auf ein Grundsatzurteil des Obersten Gerichts im Februar

Liebe Leserin, lieber Leser,

es wirkt in der Tat zunächst sonderbar: Ein Unternehmen verliert eine Schadensersatzklage in vier Fällen – und die Märkte reagieren mit einem Kursanstieg. So geschehen beim Pharma- und Agrarkonzern Bayer. Eine US-Geschworenen-Jury hatte in der Nacht zum Mittwoch im so genannten Fall Rose vier Klägern recht gegeben, bei dem es um mutmaßliche Gesundheitsschäden durch PCB an einer US-Schule ging. In der Folge muss Bayer nun Schadenersatz in Millionenhöhe zahlen. Doch die Aktie steigt, im Xetra-Handel letztlich um 5,7 Prozent auf 20,73 Euro. Doch bei genauerem Hinsehen war es vollkommen logisch, aus mehreren Gründen.

Bayer begrüßt das PBC-Urteil

Vorab: An die vier erfolgreichen Kläger muss der Konzern laut Urteil insgesamt 25 Millionen US-Dollar Schadenersatz zahlen, hinzu kommen 75 Millionen Dollar Strafschadenersatz. Es geht um insgesamt also 100 Millionen Dollar. Viel Geld, keine Frage. Doch es hätte für Bayer weitaus schlimmer kommen können. Denn Teil der Wahrheit ist, dass das Gericht in elf Fällen zu Gunsten des Unternehmens urteilte.

Und so reagierten nicht nur die Börsen mit Erleichterung, Bayer selbst tat das in einer Stellungnahme ebenfalls. „Wir begrüßen, dass die Jury bei 11 der 15 Kläger zu Gunsten des Unternehmens entschieden hat“, ließ man wissen. Und weiter: „Das Urteil für die übrigen vier Kläger werden wir anfechten, um eine Aufhebung oder zumindest eine Reduktion des überhöhten Schadenersatzes zu erreichen.“ Beweise wie Blutproben und Lufttests haben laut Bayer „klar gezeigt, dass es kaum PCB-Belastung gab und diese daher nicht die Ursache der behaupteten Gesundheitsschäden sein kann“. Die Kläger machten den Stoff unter anderem für Hirnschäden verantwortlich.

  • PCB ist neben den Klagen wegen Glyphosat die zweite große Rechtslast, die Bayer sich durch die Monsanto-Übernahme 2018 ins Haus geholt hat
  • Monsanto wird vorgeworfen, jahrzehntelang die Folgen des toxischen Schadstoffs PCB verschwiegen zu haben, was Bayer zurückweist

Bayer hofft auf Oberstes Gericht

Und das berührt den zweiten Aspekt, der den Anstieg der Bayer-Aktie am Mittwoch mit erklärt: Der Prozess muss nach Ansicht von Bayer „eventuell ohnehin neu verhandelt werden, weil das Gericht nicht das Urteil des Obersten Gerichts des US-Bundesstaates Washington im Fall Erickson abgewartet hat, bei dem es um mehrere grundlegende Fragen geht“, wie es in der Stellungnahme heißt. Der Fall Erickson war demnach der erste zum Sky Valley Education Center. Im Februar 2025 soll es eine Verhandlung vor dem Obersten Gericht des Bundesstaates geben.

Dabei geht es laut Bayer unter anderem um die Frage, ob Strafschadenersatz bei den Fällen dieser Schule überhaupt zulässig sei. „Weil das Gericht Haftungsrecht aus den US-Bundesstaaten Washington und Missouri vermischt hat, was gegen die US-Verfassung und allgemeine Rechtsgrundsätze verstößt“, wie man im Konzern glaubt. Strafschadenersatz mache bei diesen Fällen circa 80 Prozent der Gesamtsumme aus, heißt es. Die Berufungsinstanz habe im Fall Erickson zu Gunsten von Monsanto entschieden und das Urteil der Vorinstanz aufgehoben.

Bayer: „Monsanto von der Haftung freigestellt“

Bayer will laut finanzen.net daher weiterhin die Kosten für die PCB-Rechtsstreitigkeiten von ehemaligen Kunden erstattet bekommen. Ein Großteil der Abnehmer habe Monsanto von der Haftung freigestellt, um im Gegenzug in den 1970ern weiterhin PCB zu erhalten, eine entsprechende Klage laufe, heißt es. Ein Berufungsgericht hatte laut des Berichts im Mai 2024 zunächst ein Urteil aus 2021 aufgehoben, das drei Lehrern Schadenersatz in Höhe von insgesamt 185 Millionen Dollar zugesprochen hatte.

Im Herbst aber habe der Washington Supreme Court entscheiden, sich der Sache anzunehmen. „Sollte das Gericht zugunsten von Bayer entscheiden, könnte dies die potenzielle Haftung von mehr als einer Milliarde Dollar aus anderen PCB-Fällen verringern“, wird Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan von finanzen.net zitiert. Wirklich nicht die schlechtesten Aussichten für Bayer, deren Aktie noch immer gut 80 Prozent unter dem Stand von 2018 notiert.

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