Der Gegenwind war vorhersehbar – und kam mit voller Wucht. Bayer-CEO Bill Anderson musste sich auf der HV harsche Kritik gefallen lassen. Der Konzern sei „nur noch ein Schatten seiner selbst“, urteilt etwa Deka-Vertreter Ingo Speich. Und tatsächlich: Seit dem Glyphosat-Schock 2018 hat die Aktie fast 80 % verloren, während der DAX neue Rekorde markierte.
Der Ton vieler Redebeiträge war deutlich: Strategie unklar, Synergien aus der Monsanto-Übernahme enttäuschend, Schulden zu hoch – und die Geduld der Investoren zunehmend am Ende. Dass Bayer dennoch ein Kursplus verzeichnete, lag wohl am kleinen Hoffnungsschimmer, den der Kapitalvorratsbeschluss symbolisiert.
Kapitalerhöhung als Notnagel – und Chance
Eine Kapitalmaßnahme von bis zu 35 %? Für viele Aktionäre eigentlich ein rotes Tuch. Und doch stimmten DWS, Union Investment und andere dem Vorschlag zu. Der Grund: Ohne frisches Eigenkapital droht im Fall neuer US-Vergleiche die finanzielle Handlungsunfähigkeit. „Uns bleibt gar nichts anderes übrig“, so Speich.
CEO Anderson betonte, dass es keine konkreten Pläne gebe, von der Genehmigung Gebrauch zu machen. Aber: Sie verschaffe Bayer „wichtigen Handlungsspielraum“, um das Kreditrating zu stabilisieren und Vergleichszahlungen in den USA stemmen zu können.
Bayer AG Aktie Chart
Strategie: weniger Bürokratie, kein Konzernumbau
Anderson bleibt beim eingeschlagenen Kurs: keine Aufspaltung, stattdessen mehr Effizienz. Die Konzernstruktur wurde verschlankt, Managementpositionen gestrichen, Prozesse beschleunigt. Der Fokus liegt auf der operativen Wende – nicht auf spektakulären Zukäufen oder einem radikalen Umbau.
Dass es Bayer an Visionen mangele, war einer der Hauptkritikpunkte vieler Anlegervertreter. Dennoch: Die Strategie der kleinen Schritte könnte langfristig aufgehen – wenn die anderen Baustellen nicht eskalieren.
Pharma: Hoffnung ab 2027 – doch Risiken bleiben
Besonders im Pharmabereich sollen neue Impulse kommen. Der Verlust des Patentschutzes bei Xarelto und bald auch Eylea sorgt für Druck. Doch laut Pharma-Chef Oelrich soll es ab 2027 wieder aufwärts gehen.
Dafür setzt Bayer unter anderem auf Nubequa (Krebs) und Kerendia (Herz/Niere). Beide Medikamente sollen 2025 bereits zusammen 2,5 Mrd. Euro Umsatz erzielen. Auch Xarelto selbst soll mittelfristig noch rund 1 Mrd. Euro beisteuern – trotz abgelaufener Exklusivität.
Für 2028 wird mit einer Rückkehr zu Margenwachstum gerechnet. Die Zahlen klingen vernünftig, aber fragil – zu groß ist die Abhängigkeit von einzelnen Produkten und zu viele Unsicherheiten gibt es im regulatorischen Umfeld.
Das große Aber: Glyphosat und die Klagewelle
Das Damoklesschwert bleibt: die Monsanto-Altlasten. Mehr als 32 Mrd. Euro Schulden drücken, Milliardenrisiken durch US-Klagen lasten auf dem Konzern. Noch immer ist keine nachhaltige Lösung in Sicht. Zwar arbeitet Bayer an Vergleichen, Supreme-Court-Strategien und juristischer Absicherung – doch der Ausgang ist offen.
Ein Ausstieg aus dem Teufelskreis scheint nur mit Kompromissen und viel Kapital möglich. Dass der Kapitalvorratsbeschluss auf breite Zustimmung stieß, zeigt: Die Aktionäre hoffen auf einen Befreiungsschlag. Ob er gelingt, bleibt abzuwarten. Die Bayer-Aktie hat noch nicht den Wendepunkt erreicht – aber vielleicht die Wende eingeleitet.
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