Bayers Krebsmittel Nubeqa ist für die Behandlung von nicht-metastasiertem Prostatakrebs bereits weltweit auf 60 Märkten zugelassen und gilt als einer der großen Hoffnungsträger unter den neuen Medikamenten der Leverkusener. Nun hat der Mischkonzern für Nubeqa auch die Zulassung zur Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs beantragt – zunächst in der Europäischen Union und in den USA.
Nubeqa-Umsatzpotenzial verdreifacht
Nach äußerst positiven Studienergebnissen gilt grünes Licht der jeweiligen Arzneimittelbehörden EMA und FDA als sehr wahrscheinlich. An der Studie hatten 1.300 Männer teilgenommen, die unter metastasiertem Prostatakarzinom leiden. Nubeqa verringerte ihr Sterberisiko in Kombination mit einer Chemo- und Hormontherapie im Vergleich zur alleinigen Standardtherapie um ein Drittel.
Die ermutigenden Resultate des Wirkstoff-Testprogramms haben Bayer dazu veranlasst, das Spitzenumsatzpotenzial von Nubeqa von mehr als einer auf mehr als drei Milliarden € anzuheben. Den Nubeqa-Wirkstoff Darolutamid haben die Leverkusener zusammen mit dem finnischen Pharmaunternehmen Orion entwickelt. Weitere Zulassungsanträge sind bereits geplant. Der Wirkstoff wird außerdem in weiteren Studien in diversen Stadien von Prostatakrebs untersucht.
Starkes Jahr 2021
Seit der Bilanzvorstellung vergangene Woche ist bekannt: Bayer ist trotz 3,5 Milliarden € an Rückstellungen für den Glyphosat-Streit im abgelaufenen Jahr in die Gewinnzone zurückgekehrt. So machte der Chemie- und Pharmakonzern einen Nettoüberschuss von gut einer Milliarde €. 2020 war aufgrund des Monsanto-Debakels noch ein Fehlbetrag von -10,5 Milliarden € angefallen. Aktionäre werden am Unternehmenserfolg wie im Vorjahr mit einer Dividende von 2,00 € beteiligt.
Die guten Geschäfte der Leverkusener wurden vor allem angetrieben von der starken Nachfrage nach Maissaat, dem Unkrautvernichter Roundup und dem Augenmedikament Eylea. Zu kämpfen hatte das Unternehmen neben der Glyphosat-Streit auch mit negativen Währungseffekten und höheren Kosten im Zusammenhang mit dem Verkaufsstart neuer Medikamente.
Kaum wirtschaftliche Risiken durch Ukraine-Krieg
Dank guter Geschäfte mit Landwirten rechnet Bayer auch im laufenden Jahr mit einem deutlichen Wachstum. Unter dem Strich will der Mischkonzern ein Nettogewinn von 4,8 Millionen € erwirtschaften und seine Dividende dann auf 2,20 € erhöhen.
Die Schätzungen unterstellten jedoch noch ein stabiles geopolitisches Umfeld in Osteuropa. Da sich die dortige Situation in der Zwischenzeit jedoch dramatisch verschlechtert hat, will Bayer die damit verbundenen Risiken so weit wie möglich minimieren, hieß es.
Die Leverkusener haben Standorte mit 700 Mitarbeitern in der Ukraine und 1.800 in Russland. Firmenangaben zufolge machen die Umsätze in beiden Ländern jedoch weniger als 3% der Gesamterlöse aus. Die wirtschaftlichen Risiken des Ukraine-Kriegs und der Russland-Sanktionen dürften sich für Bayer damit in Grenzen halten.
Glyphosat-Streit vor dem Ende?
Trotz einer erfolgreichen Pandemie-Erholung und eines heiteren Ausblicks halten sich die Investoren derzeit etwas zurück. Seit Jahresbeginn pendelt der Aktienkurs zwischen 50 und 55 €. Hauptgrund für die Vorsicht an der Börse ist offensichtlich der milliardenschwere Glyphosat-Rechtsstreit, dessen Ausgang noch immer unklar ist.
Vorstandschef Werner Baumann stellte jedoch nun in Aussicht, dass der Oberste US-Gerichtshof den Berufungsantrag des DAX-Konzerns im Fall des kalifornischen Klägers Edwin Hardeman wahrscheinlich annehmen wird. Sollte der Supreme Court das tun, wären die Rechtsstreitigkeiten der US-Tochter Monsanto weitgehend beendet, sagte Baumann. Von etwa 138.000 angemeldeten Ansprüchen seien bereits 107.000 verglichen oder erfüllten nicht die Vergleichskriterien.
Hier kann man nichts falsch machen
Bei Anlegern ist nun Geduld gefragt. Zwar ist der Monsanto-Ärger noch nicht ganz ausgestanden; es wird jedoch immer unwahrscheinlicher, dass die damit verbundenen Rechtsrisiken den Pharma- und Chemieriesen ernsthaft erschüttern könnten.
Eine 10-fache Gewinnbewertung (KGV) der Bayer-Aktie auf Basis der 2024er Prognose ist angesichts des weiterhin vorhandenen Wachstumspotenzials der Leverkusener noch moderat. Analysten bescheinigen derzeit im Schnitt +25% Kurspotenzial. Ist der Glyphosat-Streit erstmal ausgestanden, könnten aus meiner Sicht auch +50% drin sein für den Titel.
Für einen ersten kleinen Aufwärtsschub der Aktie könnte jedoch zunächst das Krebsmittel Nubeqa sorgen. Neue Zulassungen sind für den Hoffnungsträger mit dem Milliarden-Umsatzpotenzial nur eine Frage der Zeit.
Währenddessen können sich Investoren auf eine gut gedeckte Dividende verlassen, die im Schnitt 4,5% Rendite abwirft. Mit Bayer kann man somit konservativ und über einen langen Zeitraum sein Geld vermehren. Bei den aktuellen Kursniveaus ergibt sich eine gute Einstiegsmöglichkeit.
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