BASF- und Bayer-Aktie: Grandios geirrt!

Die Aktie von BASF entwickelte sich, trotz Verlusten, zuletzt deutlich besser als die von Bayer. Analysten hatten das so nicht vorhergesehen, vor allem die UBS.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von Chemieriese BASF hat innerhalb eines Jahres rund 15 Prozent an Wert eingebüßt
  • Bei Bayer allerdings ging der Börsenwert in diesem Zeitraum sogar um fast die Hälfte zurück
  • Die Analysten hatten stets auf die Leverkusener gesetzt, trotz milliardenschwerer Glyphosat-Klagen
  • Doch nun verhagelt eine weitere Milliardenstrafe die Stimmung an den Märkten

Liebe Leserin, lieber Leser,

lange Zeit hatten sich die Analysten bei den beiden Chemiegiganten aus Deutschland festgelegt: Trotz laufender, milliardenschwerer Klagen gegen den Konzern in der Causa Glyphosat, waren die Erwartungen an die Aktie von Bayer stets höhere als an die von BASF. Doch die selbst ernannten Experten hatten sich allesamt getäuscht: Während die Aktie des Ludwigshafener Unternehmens im zurückliegenden Jahr knapp 15 Prozent an Wert einbüßte, gab die Bayer-Aktie fast die Hälfte ab. Doch irgendwie wollen die Analysten vom gefallenen Liebling nicht ablassen.

Bayer-Kursziele blieben hoch – trotz allem

Denn während im Januar für BASF nur verhaltene Empfehlungen eingingen, bleiben die Kursziele für Bayer weiter hoch. Das durchschnittliche Kursziel aus derzeit elf Analysen unterschiedlicher Häuser liegt laut finanzen.net aktuell bei 46,60 Euro. Somit liege der Abstand zwischen durchschnittlichem Kursziel und aktuellem Kurs für die Papiere von Bayer bei 51,13 Prozent. Ein Analyst tat sich erst jüngst besonders hervor:

Es war Gunther Zechmann vom US-Analysehaus Bernstein Research, der das Kursziel für Bayer am Donnerstag von 50 auf 51 Euro angehoben und die Einstufung auf „Outperform“ belassen hatte. Der Analyst hält es mit Blick auf den Kapitalmarkttag des Konzerns Anfang März „für eher unwahrscheinlich, dass eine Abspaltung der Agrarsparte angekündigt wird“.

  • Der Grund seien die Unsicherheiten hinsichtlich der künftigen finanziellen Belastungen für die Sparte durch die zahlreichen US-Rechtsfälle rund um Glyphosat und PCB
  • Wahrscheinlicher erscheine ein Verkauf der Sparte Consumer Health rund um rezeptfreie Medikamente, so Zechmann

Rekordstrafe für Bayer wegen Glyphosat

Das kann man so sagen: Ein US-Gericht verurteilte die Bayer AG am Freitag, also nur einen Tag nach der Analyse, zu 2,25 Milliarden Dollar Strafe, weil sein Pestizid Glyphosat Krebs verursacht habe. „Eine Rekordstrafe bei den Glyphosat-Prozessen in den USA für Bayer verschreckt die Anleger des Agrar- und Pharmakonzerns“, meldete die taz am Montag. Die Aktien seien im frühen Handel um mehr als 5 Prozent auf 30,48 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit knapp zwei Monaten gefallen. Die Papiere waren damit mit Abstand größter Verlierer im Leitindex Dax.

Dieses nicht unerwartete Szenario hatte die US-Investmentbank Morgan Stanley wohl nicht auf dem Zettel, als sie die Einstufung für Bayer nach positiven Phase-III-Studiendaten zum Mittel Elinzanetant gegen Wechseljahre-Beschwerden am 9. Januar auf „Equal-weight“ mit einem Kursziel von 52 Euro belassen hatte. Stand jetzt müsste sich die Bayer-Aktie damit um fast 70 Prozent im Wert verbessern. Doch das Gegenteil trat ein: Die Papiere verloren seitdem weitere rund fünf Euro, notieren aktuell bei noch wenig mehr als 30 Euro.

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BASF-Aktie bei Analysten nicht beliebt

Auch die Aktie von BASF hat seit Jahresbeginn rund acht Prozent abgegeben. Und doch sieht der Kurschart im Vergleich zum Leverkusener Wettbewerber mittelfristig deutlich versöhnlicher aus. An den Analysten liegt das eher nicht. Sie halten die Papiere von BASF mit einem aktuellen Kurs von gut 45 Euro sogar teilweise als überbewertet an.

So hatte etwa das Analysehaus Warburg Research das Kursziel für BASF nach Zahlen vor einer Woche von 45,50 auf 43,50 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Hold“ belassen. Die Eckdaten des Chemiekonzerns für 2023 hätten die Erwartungen verfehlt, schrieb Analyst Oliver Schwarz laut Medienberichten. Zudem fehlten „noch einige wichtige Informationen, um die Resultate richtig einschätzen zu können“. Dabei verweis Schwarz auch auf eine Wertberichtigung von 1,1 Milliarden Euro.

Hohe Dividende bei BASF erwartet

Am positivsten reagierte noch Deutsche Bank Research: Analystin Virginie Boucher-Ferte beließ die Einstufung für die BASF-Aktie mit Blick auf die vorläufigen Zahlen auf „Buy“ mit einem Kursziel von 54 Euro. Der Chemiekonzern habe 2023 ein enttäuschendes Betriebsergebnis erwirtschaftet, „doch sei der Barmittelfluss robust gewesen“, schrieb sie. Die Markterwartungen an das neue Jahr hält die Expertin allerdings „für zu hoch“.

Andere sind angesichts der angespannten Situation in der Chemiebranche, insbesondere wegen der hohen Energiekosten, sogar noch pessimistischer. Die Gewinnwarnung des Chemiekonzerns für das vergangene Jahr sei nicht gravierend, schrieb etwa DZ-Analyst Peter Spengler zwar. Nun liege der Fokus auf dem neuen Jahr. Spengler rechnet laut seiner Studie mit einem Dividendenvorschlag auf Vorjahresniveau. Nach unten sei die Aktie mit einer erwarteten Dividendenrendite von acht Prozent gut abgesichert.

  • Dennoch senkte die DZ Bank das Kursziel für BASF von 49 auf 46 Euro, die Einstufung blieb auf „Halten“
  • Die Privatbank Berenberg hatte die Einstufung für die Aktie ebenfalls auf „Hold“ mit demselben Kursziel  belassen

UBS kürzte Bayer-Kursziel von 90 auf 34 Euro

Somit sehen die Analysten für BASF derzeit mehrheitlich kaum noch Kurspotenzial. Bei Bayer ist das anders. Dabei haben sie sich diesbezüglich schon in der jüngsten Vergangenheit grandios geirrt. Nachdem Bayer Ende November 2023 bekanntgab, seine Oceanic-AF-Studie zum Blutverdünner Asundexian, einzustellen, erkannte etwa die schweizer UBS darin zwar einen „Rückschlag“, beließ die Aktie dennoch auf „buy“ mit einem Kursziel von surrealen 90 Euro! Das ist rund zwei Monate her. Mittlerweile hat man bei der Bank den Irrtum erkannt: Die UBS hat den fairen Wert für die Bayer-Aktie mittlerweile auf 34 Euro zusammengestrichen.

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