Die Ballard Power-Aktie hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Ein sagenhafter Wasserstoff-Boom bescherte dem Titel eine Kursverdreifachung auf über 35 Euro. Im Februar setzte dann die scharfe Korrektur im Sektor ein: Auch Ballard Power verlor bis Mitte Mai alle Kursgewinne dieser Rallye. Seither erholt sich das Papier wieder mühsam und steht derzeit bei 15 Euro.
Auch wenn die jüngste Wasserstoffwelle wieder abgeflacht ist, bleibt in dem Markt eine Menge Potenzial, denn weltweit verschärfen Staaten ihre Klimaschutzziele und überschütten die Branche weiterhin mit Subventionen.
Ballard Power versucht nun wieder, Aufbruchsstimmung zu erzeugen: Vor wenigen Tagen präsentierte der Brennstoffzellen-Spezialist ein neues Logo und verkündete, dass mit dem Rebranding auch eine neue Entwicklungsphase des Unternehmens eingeläutet werde.
Bietet der jüngste Crash Anlegern nun eine günstige Einstiegsmöglichkeit bei Ballard Power oder sollte man dem volatilen Titel lieber ganz aus dem Weg gehen? Eine Kurz-Analyse.
Wasserstoff im Transportbereich effizienter
Der Hype um Ballard Power und Co. wird von der Hoffnung getrieben, dass sich Wasserstoff als sauberer Energieträger bald durchsetzen wird. Die Vorteile des Gases liegen auf der Hand: Es kann emissionsfrei aus Wasser und Strom erzeugt werden, die Speicherung und der Transport sind ebenfalls vergleichsweise einfach und klimaschonend.
Mit den ambitionierten Klimazielen vieler Staaten wird die Branche mit Fördermitteln geradezu überschüttet. Allein Deutschland investiert über 9 Milliarden Euro. China, Südkorea und Japan lassen sich ihre Wasserstoff-Strategie ebenfalls einiges kosten. Die Branche kann sich zudem versprechen, dass Joe Bidens 2,3 Billionen Dollar teures US-Infrastruktur-Programm in den nächsten Jahren einiges für die Förderung von erneuerbaren Energien abwerfen wird.
Zu den günstigen politischen Rahmenbedingungen kommen Studienergebnisse, die dem Wasserstoffmarkt ein enormes Potenzial zuschreiben. So errechneten die Forscher von Bloomberg New Energy Finance jüngst bis 2050 ein Marktvolumen von 700 Milliarden Dollar. Der zweifellos befangene Hydrogen Council träumt bis Mitte des Jahrhunderts gar von einem Volumen in Höhe von 2,5 Billionen Dollar.
Die politischen Weichenstellungen werden der Wasserstoffbranche in den kommenden Jahren gewiss Auftrieb geben. Ballard Power dürfte dabei insbesondere von strengeren Emissionsstandards beim Schwerlastverkehr profitieren. Die Kanadier setzen mit ihren Brennstoffzellen überwiegend auf die Elektrifizierung von Bussen, LKWs, Schiffen und Flugzeugen. Während Elektro-PKWs derzeit vor allem mit Akkus betrieben werden, ist Wasserstoff für Schiffe und Lastwagen die effizientere Alternative zu schweren Batterien.
Trotz Verlusten keine finanziellen Probleme
Seit über 40 Jahren forscht Ballard Power nun an Brennstoffzellen und versucht sein Geschäft seitdem zu skalieren – ohne jemals Gewinn gemacht zu haben. Vergangenes Jahr sind die Wachstumspläne der Kanadier auch ins Stocken geraten: Mit 104 Millionen Dollar war der Umsatz im Vorjahresvergleich leicht rückläufig. Der Nettoverlust lag mit knapp 50 Millionen Dollar etwa 40 Prozent über dem Vorjahresergebnis. Erste Gewinne erwarten Analysten frühestens im Jahr 2024.
Den laufenden Betrieb finanziert Ballard Power mit dem Geld der Investoren. Vergangenes Jahr hat das Unternehmen durch Aktienausgaben insgesamt 695 Millionen Dollar in die Kassen gespült. Mit einem Eigenkapital von derzeit 900 Millionen Dollar werden die Investitionen des Brennstoffzellen-Spezialisten auch in den kommenden Jahren finanzierbar bleiben.
Das Unternehmen hat aktuell einen Börsenwert von 6,7 Milliarden Dollar. Demgegenüber steht ein prognostizierter Umsatz im laufenden Geschäftsjahr von 120 Millionen Dollar. Auf Basis dieser Schätzung liegt das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) der Kanadier bei 56. Zur Einordnung: Konkurrent Plug Power, der dieses Jahr wahrscheinlich erste Gewinne erzielen wird, käme gemäß Konsensprognose auf ein KUV von 31. Der Elektrolyse-Spezialist Nel ASA hat einen geschätzten Wert von 36.
Latente Absturzgefahr
Durch das politisch günstige Umfeld winken Ballard Power insbesondere im Bereich Schwertransport lukrative Geschäfte. Durch Fremdkapital-Mittel hat das Unternehmen derzeit ein komfortables Cash-Polster. Im Branchenvergleich scheint die Bewertung der Aktie derzeit jedoch etwas zu hoch.
Analysten prognostizieren dem Branchenpionier zwar wieder ein solides Wachstum; wenn die Schätzungen der Realität jedoch nicht standhalten können, droht ein erneuter Absturz des Titels. Ballard-Power-Anleger werden auch auf lange Sicht mit Turbulenzen leben müssen.
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