Liebe Leserin, lieber Leser,
viel gegensätzlicher hätte der Tag für die Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Spezialisten Ballard Power und ITM Power im Xetra-Handel kaum verlaufen können als am Donnerstag: Während die eine Aktie zunächst immer stärker wurde, baute die andere massiv ab. Letztlich ging die Ballard-Aktie zwar ebenfalls mit einem Minus von einem Prozent bei 6,37 Euro aus dem Handel, ITM verlor jedoch mehr als fünf Prozent auf 1,17 Euro. Dass Ballard auf Monatssicht an der Börse ebenfalls deutlich besser dasteht, auch die wichtigen Konkurrenten Nel ASA und Plug Power deutlich schlägt, kommt nicht wirklich überraschend.
Ballard investiert 130 Millionen US-Dollar in China
Denn während ITM Power noch immer unter enttäuschenden Quartalszahlen leidet und den Abgang seines CEO beklagt, punktete Ballard Power zuletzt mit mehreren guten Nachrichten. Die bislang letzte betrifft die ambitionierten Pläne des kanadischen Unternehmens, um weltweit Fuß zu fassen. So gab Ballard Power Systems jetzt seine Strategie „local for local“ bekannt, mit der der Brennstoffzellenhersteller plant, seine globale Produktionspräsenz in Europa, den Vereinigten Staaten und China zu vertiefen, „um das Wachstum der globalen Marktnachfrage bis 2030 zu unterstützen“, wie es heißt.
Aufgrund dieser Strategie hat Ballard nach eigenen Angaben eine Investitionsvereinbarung mit der Regierung von Anting im Jiading-Distrikt von Shanghai abgeschlossen, um seinen neuen Hauptsitz in China, seine Produktionsstätte für die Membranelektroden-Montage (MEA) und sein F&E-Zentrum strategisch günstig am Jiading Hydrogen Port zu errichten, einem führenden Cluster der Automobilindustrie in China. Ballard plant demnach, 130 Millionen US-Dollar in die MEA-Fertigungsanlage und das F&E-Zentrum zu investieren.
Ballard Power will Kosten deutlich senken
„Unsere globale Fertigungsvision für 2030 ist es, die ‚local for local‘-Fertigung von Brennstoffzellenmotoren und -komponenten in unseren regionalen Kernmärkten Europa, Nordamerika und China zu skalieren, um zukünftige Wachstumsmuster und Volumina in unseren Branchen zu unterstützen“, sagte Randy MacEwen, CEO von Ballard Power. Im Fall von China verfüge man bereits über Volumenfertigungskapazitäten für Brennstoffzellenmotoren, Bipolarplatten und Stack-Montage. „Wir glauben, dass China ein Markt ist, der auf einen signifikanten Nachfrageausbruch zusteuert“, so der Ballard-Chef. Die neue MEA-Produktionsstätte soll demnach:
- die Produktionskosten bei Ballard China erheblich senken
- den Zugang zum chinesischen Markt verbessern
- die langfristige Marktnachfrage erfüllen, einschließlich der Bereitstellung von MEA-Lieferungen für das Joint Venture Weichai-Ballard
Ballard liefert Brennstoffzellen für Züge
Erst vor wenigen Tagen hatte Ballard Power zudem einen Auftrag über die Lieferung von Brennstoffzellenmodulen zum Einbau in einen Wasserstoffzug gemeldet, der voraussichtlich 2024 in San Bernardino, Kalifornien, in Betrieb gehen wird. Es sei der erste dieser Art in den USA. Der Zug-Auftrag wurde laut Mitteilung von der San Bernardino County Transportation Authority (SBCTA) an die Stadler Rail AG vergeben, es bestehe die Option für weitere Züge, hieß es.
Kurz zuvor hatte Ballard einen Auftrag über 14 200-kW-Brennstoffzellenmodule durch Siemens Mobility als alternative Antriebe für eine Flotte von Mireo Plus H-Personenzügen vermeldet. Die so ausgestattete Flotte soll Ende 2024 in der Region Berlin-Brandenburg in Betrieb gehen. Siemens Mobility und Ballard unterzeichneten zudem eine Absichtserklärung über die Lieferung von 200 Brennstoffzellenmodulen mit einer Gesamtleistung von 40 MW innerhalb der nächsten sechs Jahre.
ITM Power: Millionenverlust und Abgang des CEO
Mit Aufträgen dieser Art konnte ITM Power hingegen zuletzt nicht dienen: Vielmehr meldete das britische Unternehmen am 14. September einen von 6,5 auf 23,5 Millionen Pfund angewachsenen Bruttoverlust aus dem zum 30. April beendeten Geschäftsjahres 2021/22. Und das bei lediglich von 4,3 auf 5,6 Millionen Pfund gestiegenen Einnahmen. Die ITM-Aktie brach von zuvor noch 1,89 Euro auf 1,27 Euro um ein Drittel ein, mittlerweile beträgt das Monatsminus 42 Prozent.
Dass in dieser schwierigen Situation der Chef hinwirft, kam an den Märkten offenbar schlecht an: CEO Graham Cooley werde nach dreizehneinhalb Jahren an der Spitze als CEO von ITM Power zurücktreten, jedoch in einer „leitenden strategischen Position“ im Unternehmen verbleiben, hieß es am 23. September. Da das Unternehmen seine internationale Präsenz ausbauen wolle, werde ein neuer CEO mit den erforderlichen Fähigkeiten und Erfahrungen gesucht, um ITM Power durch die nächste Evolutionsstufe zu führen, so die Mitteilung.
ITM-Aktie hat Kursziele längst gerissen
„Sobald ein neuer CEO im Unternehmen beginnen wird, werde ich eine neue strategische Rolle bei ITM Power übernehmen und dem Vorsitzenden und dem neuen CEO Bericht erstatten“, sagte Graham. Eine nähere Begründung für seinen Rückzug gab er nicht. Nur so viel: „Ich erkenne an, dass die Fähigkeiten, die jetzt erforderlich sind, um das Unternehmen voranzubringen, die eines Weltklasse-Fachmanns sind, der eine Fertigungsorganisation international ausgebaut hat.“ Er freue sich darauf, diese Person zu finden und eng mit ihr zusammenzuarbeiten, so Graham.
Dass all das gelingen wird, davon sind die Anleger offenbar nicht überzeugt – und die Analysten skeptisch. So hatte die Privatbank Berenberg ihr Kursziel für ITM Power bereits nach den vorläufigen Zahlen im Juni von 225 auf 185 Britische Pence gesenkt; die US-Investmentbank Goldman Sachs strich den fairen Wert von 220 auf 120 Pence zusammen, beließ die Einstufung auf „Sell“. Doch selbst dieses niedrige Kursziel hat die ITM-Aktie mit einer Bewertung von aktuell 102 Pence längst unterschritten.
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