AXA IM: Auswirkungen von ESG auf die Anleihenrenditen 2021

14.02.2024 – Für Anleiheninvestoren war 2021 ein zweigeteiltes Jahr. Zunächst war es ruhig, auch wegen des weltweiten Beginns der Impfkampagnen.

Doch mit dem Neustart der Wirtschaft in vielen Ländern kamen neue Herausforderungen. Die wieder steigende Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen sorgte für massiven Preisauftrieb. Immer häufiger fürchtete man eine straffere Geldpolitik.

Zum Jahresende kam mit Omikron eine neue, hochansteckende Virusvariante hinzu. Man fürchtete neue Kontaktbeschränkungen und eine schwächere Wirtschaft.

Aktien haben 2021 überdurchschnittliche Erträge erzielt, und der MSCI World NR Index hat mehr als 20% zugelegt. Aber der ICE BofA Global Government Index gab 2,29% nach, und der ICE BofA Global Corporate Index verlor 0,99%1.

Nach unserer Performanceanalyse könnte eine ESG-Vorauswahl Anleihenportfolios aber stabilisieren. Und sie scheint auch nicht gegen Mehrertrag zu sprechen. Das ist umso wichtiger, da Investoren neben ihren finanziellen Zielen immer mehr Wert auf verantwortliches Investieren legen.

Beim ICE BofA Global Corporate Index hat der Ausschluss von Emittenten mit einem schlechten ESG-Profil 2021 zu einer Wertentwicklung ähnlich der des Marktes geführt. Ein simuliertes Portfolio ausschließlich aus ESG-Führern – dem nach unserem Konzept ausgewählten Emittenten mit den besten ESG-Profilen – verzeichnete sogar leichten Mehrertrag. Im Folgenden berichten wir über das Konzept und unsere Ergebnisse.

Bessere Performance durch Ausschlüsse

Für uns hat verantwortliches Investieren viel damit zu tun, Emittenten mit hohen ESG-Risiken zu meiden. Bei AXA IM unterziehen wir den größten Teil unserer Anlagen einer ESG-Vorauswahl gemäß unseren Sektorrichtlinien.

Dabei schließen wir bestimmte Unternehmen aus. Wir verzichten auf Emittenten mit hohen Klimarisiken und Hersteller umstrittener Waffen sowie auf Unternehmen, die zur Entwaldung und zur Zerstörung von Ökosystemen beitragen. Soft Commodities meiden wir ebenfalls, weil hier kurzlaufende Finanzinstrumente für Preisauftrieb bei Weizen, Reis oder Sojabohnen sorgen können.

Darüber hinaus gelten für viele Strategien unsere ESG-Richtlinien. Sie sehen zusätzliche Ausschlüsse bei Unternehmen vor, die in größere Kontroversen verwickelt sind, mit weißem Phosphor zu tun haben, Tabak produzieren oder deren ESG-Qualität generell zu wünschen übriglässt. Wir unterzogen daher den ICE BofA Global Corporate Index (G0BC) unserer ESG-Vorauswahl und schlossen Titel mit Punktzahlen unter zwei (von zehn) aus. So wurden etwa 10% des Benchmarkuniversums gestrichen2.

Um die Auswirkungen auf die Performance zu untersuchen, betrachteten wir die monatlichen Mehrerträge der Einzelwerte gegenüber Staatsanleihen. Die Sektorstruktur wurde monatlich angepasst, sodass Sektorgewichte, Spreadduration und Durchschnittsspread nur wenig vom Index abwichen. Dadurch wollten wir vermeiden, dass unsere Auswahl Auswirkungen auf das Portfoliobeta hat.

Nach unserer Analyse entsprach die Performance des simulierten Portfolios 2021 weitgehend der Benchmark. Im Gesamtjahr unterschieden sich die Wertentwicklungen nur um einen Basispunkt. Den größten Unterschied gab es im August, als das Portfolio mit Vorauswahl zwei Basispunkte vor dem Ausgangsportfolio lag3.

Nach unseren Ergebnissen kann die Wertentwicklung eines Portfolios mit ESG-Vorauswahl als etwa der Marktentwicklung entsprechend, wenn nicht etwas besser sein. Zugleich kann die Vorauswahl für einen gewissen Schutz vor ESG-Extremrisiken sorgen.

Was zeichnet ESG-Führer aus?

Um unseren Ansatz weiter zu verfeinern, wandten wir auf den ICE BofA Global Corporate Index als nächstes unsere Ausschluss- und ESG-Richtlinien an. Wir beschränkten uns dabei auf Titel, die bei unserer ESG-Punktbewertung mindestens 5 Punkte erreichen. Dadurch wurden 35% bis 40% des Index gestrichen.

Dies dürfte dazu beitragen, ESG-Extremrisiken zu mindern. Außerdem liegt der Portfolioschwerpunkt auf Papieren, deren Kennziffern besser sind als die des Index. Es ist nicht einfach, die Einzelwertperformance bestimmten Faktoren zuzuschreiben. Wir können aber die Wertentwicklung eines Portfolios untersuchen, dessen ESG-Punktzahl deutlich über dem Anlageuniversum liegt. Um die Relevanz der ESG-Punktzahlen separat zu erfassen, haben wir Sektorgewichte, Spreadduration und Durchschnittsspread an das Ausgangsportfolio angeglichen.

Auch diesmal analysierten wir die Performance auf Monatsdatenbasis anhand der Einzelwert-Mehrerträge. Auf Sektorebene richteten wir die Portfolios einmal monatlich neu aus, sodass Gewichte, Spreadduration und Durchschnittsspreads möglichst der Benchmark glichen. Es zeigte sich ein kleiner Mehrertrag des ESG-Portfolios gegenüber der Benchmark: 137 gegenüber 132 Basispunkten.

Die ESG-Nachfrage scheint anzuhalten

Natürlich sollte man die Vergangenheitsperformance niemals als Hinweis auf die künftige Performance verstehen. Wir glauben aber, dass eine hohe ESG-Punktzahl nicht nur eine gute ESG-Qualität bescheinigt, sondern vielleicht auch eine gute Unternehmensführung und eine kluge Langfriststrategie.

In den letzten Jahren ist das Anlegerinteresse an ESG-Strategien deutlich gestiegen: 2021 flossen weltweit 649 Milliarden US-Dollar in ESG-Portfolios (Stand Ende November) – so viel wie noch nie und deutlich mehr als die 542 Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2020 und die 285 Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2019. Das zeigen Daten von Refinitiv Lipper4.

Letztlich glauben wir, dass ESG-Analysen zweierlei bewirken können: Sie können helfen, dass die Portfolios unserer Kunden zur Lösung globaler Probleme beitragen – und für nachhaltigen Mehrertrag sorgen.

Finden Sie hier weitere Artikel und Informationen von AXA Investment Managers.

  • [1] Quellen: Bloomberg, Factset. Stand Ende Dezember 2021
  • [2] Im Oktober 2021 hat AXA IM seine Punktbewertungsmethode geändert.
  • [3] Quellen aller Performancedaten: Bloomberg (ICE-Portal) und AXA IM (SCD)
  • [4] How 2021 became the year of ESG investing (trust.org).

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