Die deutsche Automobilindustrie kritisiert das neue Preisanpassungsrecht für Gas-Anbieter, das die Ampelkoalition in eine Novelle des Energiesicherungsgesetzes einbauen will. Andreas Rade, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Automobilhersteller, sagte, dass mit dieser „einseitigen“ Norm „Gasversorger ihre Mehrkosten bei Gasknappheit vollständig auf Menschen und Konzerne umwälzen können“. Belastungen für die Industrie und soziale Unruhen müssen vermieden werden.“ Die in jüngster Zeit vom Bundestag beschlossene Gesetzesänderung wurde am vorigen Freitag im Bundesrat beraten. Darin enthalten ist eine Regelung, nach der Energieunternehmen die Preise erhöhen können, wenn die Gasimporte zurückgehen – auch in der zweiten „Warnstufe“ von drei Phasen des Gasnotfallplans. Momentan gilt die erste Stufe.
Nach dem Gesetzentwurf können Anbieter die Preise unabhängig von bestehenden Verträgen oder Preisgarantien binnen einer Woche erhöhen, wenn der Bundeswirtschaftsminister eine Alarmstufe ausruft. Während sie solche Tariferhöhungen vorher ankündigen müssen, haben die jeweiligen Kunden Sonderkündigungsrechte. Doch im Ernstfall ist es für betroffene Kunden schwierig, kurzfristig alternative Lieferanten zu finden. „Bei Gasknappheit und starken Preissteigerungen sollte die Bundesregierung durch schnelle und unbürokratische Ausgleichsmaßnahmen die zusätzliche Belastung für den Lebensunterhalt von Industrie und Verbrauchern entlasten“, so Rade. Übersetzt könnte das zum Beispiel heißen: Der Staat subventioniert den Gasverbrauch.
Zulieferer stehen unter Preisdruck!
In der deutschen Autoindustrie geht die Schere zwischen Herstellern und Zulieferern weiter auseinander. Beide führen einen Kampf mit den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine, mit Schwierigkeiten in den Lieferketten, Halbleiterknappheit und schnell steigenden Kosten wie den Energiekosten. Doch während die Hersteller noch viel Geld verdienen, kämpfen die Zulieferer mit dem Preisdruck. In der Folge werden die Hilferufe der Branche lauter: Zulieferer wollen die Erhöhungen der Preise an die Hersteller übergeben.
Autoproduzenten wie Mercedes-Benz können die Kostenexplosion auffangen, indem sie die Preise für Luxusautos erhöhen – und die Kunden dafür zahlen. Die Autoverkäufe von Mercedes waren im ersten Quartal sogar niedriger als ein Jahr zuvor, aber Umsatz und Gewinn stiegen stark an! Auch der Produzent für Sportwagen Porsche verzeichnete im ersten Quartal trotz Absatzrückgangs ein Umsatzplus. Der Gewinn von Volkswagen hat sich im ersten Quartal nahezu verdoppelt.
Das Verhältnis zwischen Herstellern und Zulieferern ist eine Schicksalsgemeinschaft
Ein vertraglich gebundener Zulieferer hat es nicht leicht. Unterdessen ist Deutschlands bester Zulieferer Bosch weit davon entfernt, Geld zu verlieren, muss aber möglicherweise in diesem Jahr aufgrund steigender Kosten die Rentabilität kürzen. „Nicht nur die Autohersteller, auch die Zulieferer sind auf Preiserhöhungen angewiesen“, so Markus Forschner. Nur so ist Bosch in der Lage sein Zuliefergeschäft weiterhin profitabel betreiben zu können, ergänzt Markus Heyn. Auch die Zulieferindustrie befindet sich im Umbruch vom schmutzigen Verbrennungsmotor hin zum saubereren Elektrofahrzeug. Derzeit werden Jahrzehntelang Geschäftsmodelle auf die Probe gestellt. Demnach sind die Forderungen der Zulieferer nicht abwegig, denn ihre Kosten sind unbestreitbar stark gestiegen. In der momentanen Krise fehlt es einigen Zulieferern an finanzieller Stärke, die für einen Wandel erforderlich wäre.
Autozulieferer Leoni findet Käufer!
Der hoch verschuldete Autozulieferer Leoni verwarf Pläne, sein Kabelgeschäft zu verkaufen. Der Nürnberger Konzern gab am Montag bekannt, dass man mit dem in Bangkok ansässigen Draht- und Kabellieferanten Stark Corporation eine Vereinbarung über den Verkauf seines Geschäftsbereichs Automotive Cable Solutions unterzeichnet hat. Nach Abzug von Finanzverbindlichkeiten und Pensionskosten wird der Umsatz des Unternehmens 400 Millionen Euro übersteigen. Der Deal, der innerhalb von sechs Monaten abgeschlossen werden soll, umfasst die Ausgestaltung des noch nicht abgeschlossenen Refinanzierungskonzepts. Im vergangenen Jahr konnte mit dem Kabelgeschäft in der Automobilindustrie ein Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet werden. Der Ukrainekrieg erschwert nun die Sanierung des 1,5-Milliarden-Euro-Autozulieferers im Zuge der Corona-Pandemie und der Chip-Krise. Über eine Verlängerung des Ende dieses Jahres fälligen Darlehens wird derzeit verhandelt.
2,5 Milliarden Dollar investiert!
Stellantis und Samsung SDI aus Südkorea gaben bekannt, dass sie mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar in den Bau einer neuen gemeinschaftlichen Batteriefabrik in Indiana, USA, investieren werden. Die Produktion soll 2025 beginnen. Die jährliche Produktionskapazität soll zunächst 23 GWh betragen, mit dem Ziel, diese in den nächsten Jahren auf 33 GWh zu steigern. Das Joint Venture wird 1.400 neue Arbeitsplätze schaffen. Die Investition kann zudem schrittweise auf 3,1 Milliarden US-Dollar erhöht werden. Vor nicht allzu langer Zeit hat Samsung angekündigt, dass es in den nächsten fünf Jahren 334 Milliarden Euro investieren wird, um das Wachstum seines Halbleiter- und Biopharma-Geschäfts voranzutreiben. Wie Samsung mitteilte, sind diese Investitionen um 30 Prozent höher als in den fünf Jahren bis 2021. Obendrein sollen etwa 1 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Laut Samsung ist die Sicherung der inländischen Chip- und Bio-Lieferketten von strategischer Bedeutung.
Hiobsbotschaft für Ford!
Ford darf in Deutschland keine Autos mehr verkaufen. Das entschied das Landgericht München. Noch schlimmer, Ford muss alle Autos, die bei Händlern stehen, zurückrufen und vernichten. Die Chips für den Mobilfunk seien laut Richterbegründung in Ford-Fahrzeugen verbaut worden, jedoch habe der Konzern keine Lizenzgebühren gezahlt. Der Autohersteller wird von acht Patentinhabern im Bereich Mobiltelefonie verklagt. Diese Patente sind entscheidend für den 4G-Standard. Konkret geht es um das elektronische Rufsystem, das seitdem Jahr 2018 bei allen in der EU verkauften Autos durchgesetzt wird. IP Bridge, ein nationaler japanischer Patententwickler, hat den Fall vor dem Landgericht München gewonnen. Das Urteil des Landgerichts sieht vor, dass Ford mehr als 100.000 Fahrzeuge von den Händlern zurückruft und vernichtet. Für Autokäufer sind dies wahrlich keine schönen Vorzeichen. Durch den Krieg, Corona und Chip-Mangel, sind Neuwagen derzeit sowieso kaum lieferbar. Man darf gespannt sein, was in Zukunft noch alles auf die Automobilbranche zukommen wird.
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