Nicht häufig gab es in der deutschen Automobilbranche einen so starken Kontrast zwischen aufmunternden Botschaften über ehrgeizige Wachstumspläne und dem momentan dunkleren Umfeld in der Wirtschaft. Dies gilt für jeden Autobauer. Sie tun gerade so, als ob es einen ewigen Frühling in der Autobranche gäbe. Dabei ignorieren sie alles andere komplett. So zum Beispiel die zunehmende Zurückhaltung beim Kauf von Verbraucher wegen wachsender Preise in Supermärkten, Heiz- und Strompreisen sowie an den Tankstellen.
Demnach lag der Umsatz im europäischen „Heimmarkt“ im April 2024 um 20,6 Prozent unter dem Vorjahreswert. In Italien waren es sogar minus 33 Prozent, in Frankreich 22,6 Prozent und in Deutschland 21,5 Prozent. Überall auf der Welt zeichnete sich das gleiche verschwommene Bild ab. In den Vereinigten Staaten von Amerika waren es 19,2 Prozent, in Japan 15,3 Prozent und in Brasilien 16,7 Prozent.
Kollabiert das System?
Ausschlaggebend war der Produktionsstopp wegen Mangel an Material. Fahrzeuge werden knapp! Nach einer Prüfung des Ifo-Instituts haben die deutschen Autohersteller samt Zulieferern eine Rekordzahl an ausstehenden Aufträgen angehäuft. Die Reichweite des Auftrags in dieser Schlüsselindustrie ist mit 7,4 Monaten enorm groß. Die Autobauer selbst, vorallen BMW und Daimler, berichten von Lieferzeiten von bis zu einem Jahr und mehr für vereinzelne Modelle.
Teilweise nimmt Volkswagen gar keine Bestellungen mehr an. Besonders betroffen sind E-Autos. Ohne die Bereitstellung von Aluminium, Magnesium, Palladium und Platin aus Russland für Katalysatoren und Batterien können Autos „Made in Germany“ nur in kleinen Stückzahlen hergestellt werden. Zudem gibt es keine Mikrochips aus China und Asien. Die Produktion könnte erst anlaufen, wenn die globalen Lieferschwierigkeiten in den folgenden Monaten gelöst werden. Realistisch ist dies jedoch nicht. Eher wird das komplette Gegenteil erwartet.
Corona-Lockdown in China
Lieferengpässe werden durch Chinas harten Corona-Lockdown weiter verschärft. In den Häfen stapeln sich dringend benötigte Grundstoffe und Waren für den Export. China ist dabei, die Weltwirtschaft zu schwächen, allen voran die Automobilbranche. Das weltweite Zulieferungs- und Herstellungsnetzwerk, das die deutsche Industrie – besonders die Automobilindustrie – in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut hat, zeigt sich jetzt als eine Art Boomerang.
Standortwahl und Warenaustausch nach internationalen Effizienz- und Produktivitätsstandards setzen einen ungestörten Welthandel ohne politische Zwänge voraus. Das ist eine Illusion, wie der Krieg in der Ukraine so schmerzlich offenbart. Die Gesamtversorgungslage der Weltwirtschaft, insbesondere die Versorgungslage der Automobilindustrie, steht vor einer harten Bewährungsprobe. Immer wieder mussten deutsche Hersteller ihre Schichten abbauen und Fabriken vorübergehend schließen. Eine Besserung ist derzeit nicht in Sicht. Es existieren sogar Meinungen, die vermuten, dass die weltweite Chipknappheit sogar bis zum Jahr 2024 andauern könnte.
Verhältnisse haben sich geändert
Hinzu kommt, dass sich die Verhältnisse in der Autoindustrie gewandelt haben. Wo bisher der Kunde König ist, hat jetzt der Autoproduzent, die Oberhand. Die preisliche Marktmacht der Autobauer hat enorm zugenommen. Rabatte sind so gut wie verschwunden, alle Hersteller profitieren von der Angebotsknappheit durch höhere Neuwagenpreise. Das Ergebnis: Alle Hersteller meldeten verbesserte Margen und Rekordleistungen. Die kumulierten Gewinne von 40 DAX-Unternehmen erreichten im ersten Quartal 2024 nach einer Einschätzung des Beratungsunternehmens Ernst & Young die Rekordmarke von 52 Milliarden Euro. Davon entfielen allein auf BMW 12 Milliarden Euro. Volkswagen erwirtschaftete 8 Milliarden Dollar und Mercedes-Benz mehr als 5 Milliarden Dollar.
Damit entfällt auf die drei Autobauer knapp die Hälfte aller Gewinne der 40 DAX-Firmen. Also alles gut? Gar nicht! Das weltweite Umfeld in der Wirtschaft verdüstert sich immer mehr, wie das Wachstum der Inflation und der ansteigenden Zinssätze. Das Risiko einer Rezession steigt. Die Börsen bewegen sich immer mehr in den Süden. Sollte jetzt noch in Deutschland ein kompletter Ausfall von Kohle, Gas und Öl aus Russland folgen, dann ist eine auf die komplette Wirtschaft bezogene Rezession unvermeidbar! Dies würde dann eine Kettenreaktion in ganz Europa entfachen. Die Automobilbranche wäre mit am stärksten betroffen.
Lucid ein Konkurrent für Tesla?
Auf dem US-Markt begann Lucid Motors, rund um Ex-Tesla-Ingenieur Peter Rawlinson, Ende 2021 mit der Auslieferung des Lucid Air – einer Elektro-Limousine mit bis zu 1100 PS zum Preis von 207.768 US-Dollar und einer Reichweite von bis zu 900 Kilometern. Ferner hat Lucid kürzlich seinen ersten europäischen Showroom in München eröffnet und plant, dieses Jahr damit zu beginnen, die extrem teure „Dream“-Version des Lucid Air an wohlhabende Kunden auszuliefern. Nach Luxusmodellen werden weitere, vor allem günstigere Elektrofahrzeuge folgen.
Auf die etablierten Autohersteller wächst der Druck, und es stellt sich die Frage, ob sie den neuen Playern wie Lucid etwas entgegensetzen können. In der Welt von Stellantis, die 14 Marken umfasst, wird Chrysler seine frühere Dominanz möglicherweise nie wiedererlangen und hat bestenfalls einen Platz in seinem US-Heimatmarkt. Bei Ford sieht es unterdessen anders aus. Der Autobauer hat ein dickes Ass im Ärmel. Nämlich den Fullsize-Pick-up F-150. Dieser führt seit einigen Jahrzehnten die Statistik der am häufigsten verkauften Fahrzeuge in den USA an. Außerdem strebt Ford an, ab dem Jahr 2030 komplett auf E-Autos zu setzen und ausschließlich solche Autos zu verkaufen. Was die Zukunft letztlich bringen wird, bleibt abzuwarten. Auch GM plant in nächster Zeit rein elektrisch zu werden. Ab dem Jahr 2035 will der Autobauer keine Autos mehr mit Verbrennungsmotor verkaufen. Dafür möchte GM einige Milliarden Dollar investieren.
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