Ausverkauf: Regierungen können Gold verschleudern – mit unabsehbaren Folgen

Lieber Leser,

ganz unbemerkt hat jetzt Italien den nächsten Schritt zu einem regelrechten Ausverkauf des Staatsvermögens beschlossen oder zumindest den möglichen Ausverkauf vorbereitet: der Staat kann gegen alle bisherigen Vorstellungen „einfach“ sein Gold verkaufen, um damit Haushaltslöcher zu stopfen. Das Besondere daran: Bislang gehen alle EU-Gremien im Grunde davon aus, dass das Gold von den Zentralbanken gehortet und überwacht wird sowie faktisch den Zentralbanken „gehört“. Wenn der Staat dies möchte, kann er sich aber jetzt zum Eigentümer erklären. Das hat gravierende Auswirkungen, auch für Sie. Sehen wir uns das Geschehen im Einzelnen an.

EZB gibt Gesetzentwurf Recht

Die Europäische Zentralbank hat im Kern einem Gesetzentwurf Recht gegeben, den die „Lega“ als eine der Regierungsparteien des Landes eingereicht hatte. Die „Lega“ möchte per Gesetz feststellen lassen, dass das Gold dem Staat und nicht der Zentralbank gehöre. Wenn also das Gold dem Land gehört, dann steht es weder unter dem Einfluss der italienischen Zentralbank noch unter dem Einfluss der EZB.

Damit aber stünde der Regierung der Weg offen, künftig Gold am Markt zu verkaufen, um die jeweilige Haushaltssituation des Staates zu verbessern. Der Staat betreibt keine Aufwands- und Ertragsrechnung, wie Sie diese etwa aus Unternehmen kennen. Im Kern würde es damit zu einem Geldzufluss aus dem „Nichts“ kommen und Italiens Haushalt wesentlich besser wirken lassen, als dieser tatsächlich wirtschaftlich ist.

Sie könnten sagen, dass dies ja lediglich Italien betrifft. Die Auswirkungen sind aber immens. Zum einen kann damit wiederum die Euro-Zone am Ende damit argumentieren, Italien sei gar nicht so hoch verschuldet wie gedacht. Zudem kann sich Italien auf diese Weise – der geringeren Verschuldung wegen – wiederum zu günstigeren Zinsen verschulden, weil der Markt sich in der Zahlungsfähigkeit Italiens irrt. Eine höhere und unverdient günstige Verschuldung aber lastet wegen der am Ende gemeinsamen Haftung innerhalb der Euro-Zone über den Wert des „Euros“ auf allen. Auch auf Ihnen.

Das ist natürlich ein abstrakter Gedankengang. Auf der anderen Seite gibt es ein wesentliches konkretes Problem: Auch andere Staaten könnten jetzt auf diese Idee kommen, zum Beispiel Deutschland. Wenn wir anfingen, die Goldreserven unserer Bundesbank durch politischen(!) Beschluss einer Regierung aufzulösen, wäre es um die Unabhängigkeit der Währungshüter schnell schlecht bestellt. Die ganze Währungsarchitektur beruht darauf, dass Zentralbanken unabhängig sind.

Zudem könnte künftig jede Regierung sich aus einer misslichen Schuldenlage befreien und über Gebühr Staatsvermögen, hier Gold, verkaufen. Gold ist aber kein Staatsvermögen, das beispielsweise mit Grundstücken, Autobahnen oder Schienen zu vergleichen wäre. Gold wird eine Basis für die nächste Währung sein. Wer viel Gold hat, kann eine starke goldgedeckte Währung garantieren.

Und deshalb ist die Nachricht aus Italien schlecht. Das Gold der Euro-Zone steht faktisch den Regierungen wieder zur Verfügung. Ob sie dies nutzen werden, ist offen. Dass sie es nutzen können, ist fatal. Meine Prognose: Dies ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Zerstörung der Euro-Zone. Vielleicht mögen Sie sich zumindest mit privatem Gold schützen.

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