Im letzten Sommer hatte der deutsche Metallverarbeiter Aurubis einräumen müssen, Ziel krimineller Aktivitäten geworden zu sein. Nun hat ein Landgericht Urteile in diesem Fall gesprochen. Demnach wurden fünf von sechs Angeklagten zu Gefägnisstrafen verdonnert.
Die Personen wurden demnach wegen schweren Bandendiebstahls oder gewerbsmäßiger Hehlerei zu Freiheitsstrafen zwischen drei sowie fünf Jahren und zehn Monaten verurteilt. Ein weiterer Angeklagter erhielt eine Bewährungsstrafe.
Aurubis: Monatelange Diebstähle blieben unbemerkt
Zur Einordnung: Die Verurteilten sollen laut dem Landgericht rund 5.000 Kilogramm Material gestohlen und an bislang unbekannte Abnehmer veräußert haben. Der Wert des Diebesgut beläuft sich der Kammer zufolge auf rund zehn Millionen Euro. Ein Großteil der Ware sei zur weiteren Verwendung nach Istanbul versandt worden. Konkret haben die Verurteilten, darunter zum Teil Aurubis-Mitarbeiter, zwischen Februar 2020 und Januar 2021 auf dem Firmengelände im Hamburger Stadtteil Veddel Zwischen- und Nebenprodukte des Betriebs abgezwackt. Dabei handelte es sich um sogenannte Rohsilberfegsel, die bei der Metallaufbereitung bzw. beim Recycling entstehen und zu rund 85 % aus Silber bestehen.
Besonders bitter für den Konzern: Der Vorsitzende Richter monierte, dass es Aurubis den Tätern leicht gemacht habe. So habe es scheinbar kaum wirksame Kontrollen am Werkseingang gegeben. Auch sei es dem Unternehmen monatelang nicht aufgefallen, dass Diebstähle stattgefunden haben.
Aurubis verschärft Sicherheitsvorkehrungen
Aurubis jedenfalls gelobt Besserung: „Als Multimetall-Unternehmen, das neben Industriemetallen auch Edelmetalle und wertvolle Zwischenprodukte verarbeitet, ist Aurubis stets dem Risiko ausgesetzt, in den Fokus von Kriminellen zu geraten. Das Unternehmen hat diese neue Bedrohungslage zum Anlass genommen, seine Präventions- und Sicherheitsstandards zu analysieren und zu verbessern. Um der dynamischen Entwicklung organisierter Kriminalität konsequent zu begegnen, hat Aurubis umfangreiche Sofortmaßnahmen ergriffen, mit denen das bisherige Sicherheitsniveau noch einmal deutlich erhöht wird. Zudem bereitet das Unternehmen weitere langfristige Sicherheitsmaßnahmen vor, um das Risiko von Diebstahl und Betrug in Zukunft zu minimieren“, schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung.
Zudem werde Aurubis auf dem Hamburger Werksgelände einen neuen Sicherheitsbereich errichten, welcher die gesamte Prozesskette der Edelmetallverarbeitung integriere.
Metalle im Wert von 170 Millionen Euro weg: Konzernboss muss gehen
Der nun verhandelte Fall scheint indes nur die Spitze des Eisbergs gewesen zu sein. Im Dezember hatte Aurubis im Rahmen der Jahrespräsentation von einem Fehlbestand an Metallen im Wert von insgesamt knapp 170 Millionen Euro berichtet. Das Unternehmen wurde demnach systematisch über Jahre hinweg beraubt. Konzernboss Roland Harings und weitere Vorstände haben deshalb Ende Januar ihren Rücktritt angekündigt. Die Aurubis-Aktie hat seit Bekanntgabe der Diebstähle rund -30 % an Wert verloren (Stand: 26.02.2024, 9:00 Uhr).
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