Aurelius-Aktie: Das steckt hinter dem Ausverkauf!

Die Aktie von Aurelius hat binnen einer Woche rund 40 Prozent an Wert eingebüßt. Daran ist der Kauf eines britischen Immobiliendienstleisters zweifellos nicht schuld.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie der Beteiligungsgesellschaft Aurelius geriet zuletzt massiv unter Druck
  • Der Kauf der profitablen, britischen TM Group ist dafür sicherlich nicht der Grund
  • Vielmehr verabschiedete Aurelius sich zum Juli aus dem qualifizierten Freiverkehr
  • Fonds-Gesellschaften mussten laut Medienberichten darauf reagieren – mit Verkäufen

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist keine Woche her, da wurde die Aktie von Aurelius noch mit 18,30 Euro bewertet. Mittlerweile sind die Papiere der Beteiligungsgesellschaft massiv im Wert gefallen. Kurzzeitig waren sie am Dienstag auf weniger als 10 Euro gerutscht, konnten sich seitdem wieder etwas verbessern. Dass die Aurelius-Aktie dennoch binnen einer Woche mehr als 40 Prozent an Wert eingebüßt hat, liegt wohl kaum am zuletzt gemeldeten Kauf des britischen Immobiliendienstleisters TM, sondern am jetzt vollzogenen Abschied aus dem qualifizierten Freiverkehr. Mit Konsequenzen.

Aurelius-Aktie nicht mehr auf Xetra handelbar

Bereits im Januar hatte der Verwaltungsrat der AURELIUS Equity Opportunities SE & Co. KGaA den Segmentwechsel angekündigt. „Die Gesellschaft geht davon aus, dass die Aktie zukünftig nach einer Übergangsfrist an einem Handelsplatz im einfachen Freiverkehr gehandelt wird“, hieß es. Die bisherige Zugehörigkeit zum qualifizierten Freiverkehr (m:access der Börse München) solle hingegen enden. Und nun war es soweit:

  • Die Aurelius-Aktie ist seit dem 1. Juli nicht mehr auf Xetra oder Tradegate zu handeln
  • auch Düsseldorf und Berlin sind mittlerweile als Handelsplätze weggefallen

Die Entscheidung sei einer sorgsamen Abwägung der Vor- und Nachteile der Notiz gefolgt, hieß es im Januar. „Aus einem auf Deutschland fokussierten Turnaround Investor entwickelte sich die AURELIUS Equity Opportunities zu einem Teil der pan-europäischen AURELIUS Gruppe. Diese ist auf Private Equity, Private Debt und Immobilien spezialisiert“, so die damalige Begründung. Bereits seit 2013 bestehe für die Gesellschaft daher „kein Bedarf mehr, die Finanzierungsmöglichkeiten des qualifizierten Freiverkehrs zur Beschaffung von Eigenkapital zu nutzen“. Gleichzeitig sei der finanzielle und regulatorische Aufwand, den die Notierung in diesem Segment mit sich bringt und der teils auch zu Nachteilen im Tagesgeschäft des Unternehmens führe, in den letzten Jahren erheblich angestiegen.

Haben ETFs und Fonds das Delisting verschlafen?

Der angestrebte Segmentwechsel resultiert laut Aurelius aus einer Bewertung dieses Ungleichgewichtes, wonach eine Notiz im qualifizierten Freiverkehr nicht mehr als notwendig erachtet werde. „Die Rechte der bestehenden Aktionäre aus ihren Aktien bleiben bei diesem Segmentwechsel gewahrt“, versicherte die Gesellschaft. Doch nun, so wird im Nebenwerte-Magazin vermutet, „verabschieden sich die ungewünschten Aktionäre oder gerüchteweise Fonds, die aufgrund ihrer Anlagekriterien keine reinen Freiverkehrswerte halten dürfen“, wie es heißt.

Dass dies zu einem solchen Kurseinbruch führte, ist dennoch überraschend, stand die grundsätzliche Entscheidung doch bereits seit Monaten fest. „Hintergrund waren offensichtlich ETFs und britische Fonds, die das Delisting aus dem m:access und damit auch dem Xetra-Handel vollkommen verschlafen hatten“, heißt es dazu auf dem Finanzportal stock3.com. Auch im Januar sei der Aktienkurs allerdings bereits von rund 20 auf 12,50 Euro kollabiert, „konnte sich aber fast vollständig wieder erholen“. Ob dies wieder passiert?

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Aurelius übernimmt britische TM Group

Die Nachricht aus dem Hause Aurelius vom Dienstag, dass man den britischen Immobiliendienstleister TM Group von der Dye & Durham Corporation (D&D) übernehmen wird, taugte jedenfalls nicht als nachhaltiger Stimmungaufheller an den Märkten. Nur kurz ging es mit der Aurelius-Aktie am Handelsplatz München bis auf 13,12 Euro nach oben, abends fiel sie bereits wieder auf 10,90 Euro zurück, mithin der aktuelle Kursstand. Dabei ist man beim Beteiligungsunternehmen äußerst zuversichtlich: Die TM Group sie „ein führender Anbieter“ von Immobilienrecherchediensten, der Anwaltskanzleien mit Immobilienrecherchen unterstützt, wie es in einer Mitteilung heißt. In Großbritannien sei dies „ein Schlüsselelement der Due Diligence bei Immobilienkäufen“.

Die Transaktion hat laut Aurelius einen Wert von bis zu 91 Millionen GBP. „Für Aurelius ist dies eine gute Gelegenheit, in den Bereich der Immobiliendienstleistungen in Großbritannien zu investieren – überdies in eine starke Plattform mit stetigem Wachstum“, so Tristan Nagler, Partner bei Aurelius. Die Dienstleistungen der TM Group seien für den Eigentumsübertragungsprozess in Großbritannien unverzichtbar und ermöglichten dem Unternehmen eine gute Nachfrage in einem Markt mit hohen Eintrittsbarrieren. Der Carve-Out von Dye & Durham sei „ein weiterer Beleg für unsere Leistungsfähigkeit in einem schwierigen M&A-Markt“

  • Im Jahr 2022 erwirtschaftete die TM Group demnach einen Umsatz von 62 Millionen GBP
  • Es sei ein „profitables Geschäft mit wiederkehrendem Umsatz und attraktiver EBITDA-Marge“

Der Abschluss wird laut Mitteilung voraussichtlich im August 2024 erfolgen. Die Transaktion wurde von der britischen Marktaufsichtsbehörde CMA genehmigt. Und das ist ein entscheidender Punkt.

Aufsichtsbehörde ordnete den Verkauf an

Die Behörde hatte laut thenegotiator.co.uk der TM Group im August 2022 „einen verheerenden Schlag versetzt“, wie es hieß. D&D hatte im Juli 2021 den Kauf der in Swindon ansässigen Unternehmensgruppe für 91,5 Millionen Pfund von LSL und Connells bekanntgegeben. „Die Unternehmen entschieden sich jedoch, die CMA nicht über den Deal zu informieren“, heißt es. Im Dezember 2021 sei dieser dann jedoch einer Untersuchung durch die CMA unterzogen worden.

Die Folge: Die Aufsichtsbehörde ordnete dem kanadischen Softwareriesen daraufhin den Wiederverkauf der TM Group an, nachdem ihre Fusionsuntersuchung ergeben hatte, dass diese „den Wettbewerb erheblich verringert“. Der Grund: TM und D&D waren laut des Berichts vor dem Zusammenschluss starke Konkurrenten, wären jetzt aber zum größten Anbieter auf dem englischen Markt geworden.

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