Liebe Leserin, lieber Leser,
dass sich Atos in präkerer Lage befindet, ist seit langem klar. Für die notwendige Sanierung konnte der französische IT-Konzern zwischen mehreren Partnern wählen, wie seit rund einem Monat bekannt war. Unter den Bietern befand sich auch der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky, der unter anderem bei den französischen Einzelhändlern Casino und Fnac Darty engagiert ist sowie in Deutschland bei Metro und der Stahltochter von Thyssen-Krupp. Nun hat sich das angeschlagene Unternehmen entschieden – und das hatte Folgen: Am Dienstag stürzte die Atos-Aktie um weitere 20 Prozent ab, am Mittwoch ging der Absturz inm gleichen Ausmaß weiter. Eine Privatbank hat nun alle Hoffnung verloren – und vergibt ein gnadenloses Kursziel.
Atos sagt Milliardär Daniel Kretinsky ab
Der hoch verschuldete IT-Konzern setze zu seiner Rettung auf ein Restrukturierungspaket seines Großaktionärs David Layani (One-Point) und schlage die konkurrierende Offerte des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky aus, meldeten Medien am Dienstag übereinstimmend. Layanis Plan werde von zahlreichen Kreditgebern des Unternehmens unterstützt, begründete Atos am Dienstag laut Manager Magazin die Entscheidung. „Dieser setzt darauf, Atos unter französischer Kontrolle zu halten und Arbeitsplätze zu erhalten“, so der Bericht. Bei Anlegern kam das nicht gut an:
- Die Atos-Aktie büßte aufgrund der erwarteten Verwässerung am Dienstag zeitweilig mehr als 20 Prozent auf noch 0,97 Euro ein
- Am Mittwochvormittag ging es dann auf aktuell 0,81 Euro zurück, ein weiterer Abschlag von knapp 20 Prozent
Atos fehlen bis 2025 rund 2,5 Milliarden Euro
Zum Hintergrund: Die frühere Vorzeigefirma ist durch Akquisitionen in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Führungsquerelen und strategische Fehler haben den Konzern laut Handelsblatt jedoch in Schieflage gebracht, so dass er sich zum Verkauf gestellt habe. In den vergangenen Jahren hatte das französische Unternehmen enorme Verluste eingefahren. Bis Mai 2025 muss Atos 2,25 Milliarden Euro refinanzieren, 1,5 Milliarden davon bereits bis Ende Januar. Helfen sollte eigentlich eine Kapitalerhöhung, die Atos Anfang Februar aber überraschend abblies.
Anfang Mai hatte Atos dann mitgeteilt, sich Kredite im Volumen von 100 Millionen Euro gesichert zu haben. Die Verhandlungen über die Aufnahme weiterer Schulden in Höhe von 350 Millionen Euro kämen voran, hieß es. „Das Unternehmen benötigt nach eigenen Aussagen noch 1,1 Milliarden Euro, um den Geschäftsbetrieb 2024 und 2025 zu finanzieren“, schrieb das Handelsblatt. Parallel dazu verhandelte Atos demnach weiter mit der französischen Regierung über einen Verkauf strategisch wichtiger Geschäftsbereiche wie Cyber-Sicherheit und Supercomputer.
Von Militär bis Olympische Spiele
Denn Atos ist nicht irgendwer: Das Unternehmen, das weltweit mehr als 100.000 Mitarbeiter beschäftigt, beliefert unter anderem das französische Militär und die Geheimdienste sowie die Rüstungsindustrie und spielt zudem eine gewichtige Rolle beim Schutz vor Cyberangriffen.
IT-Einrichtungen von Atos sind darüber hinaus bei Simulation von Atomtests im Einsatz, ebenso bei Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI). Der Staat hat daher großes Interesse an einem Überleben des Unternehmenes. Aktuell mindestens so wichtig: Atos kümmert sich auch um Daten und Cyber-Risiken bei den Olympischen Sommerspielen in Paris.
Tests für Paris liefen laut Atos erfolgreich
Denn während das Unternehmen um seine Existenz verhandelte, gingen die Vorbereitungen auf das Großereignis weiter: In der vergangenen Woche verkündete Atos den erfolgreichen Abschluss aller finale Technik-Checks für die Olympischen sowie Paralympischen Spiele. „Die Technologie-Checks sind wesentlich, um zu testen, wie gut IT-Policies, -Prozesse und die Technik-Teams echte Situationen meistern, die womöglich die Wettbewerbe beeinflussen können“, hieß es in der Mitteilung.
Bruno Marie-Rose, Chief Information and Technology Officer, Paris 2024: “Während dieser intensiven Tests haben die Technologie-Verantwortlichen gelernt, als ein Team zusammenzuwachsen. Es hat uns gezeigt, dass wir eine hervorragende Basis, für alles, was wir brauchen, haben. Mit allen Learnings, die wir daraus gezogen haben, bin ich zuversichtlich, dass wir diesen Sommer ein einzigartiges Event erleben und meistern werden.”
- Ob die Firma das eigene Vorankommen ebenfalls im Griff hat, muss sich allerdings erst noch weisen
- Die Privatbank Oddo BHF hat ihr Urteil nach der aktuellen Entscheidung von Atos schon gefällt, und es ist hart
Oddo BHF setzt Atos-Kursziel auf 9 Cent!
Konkret sehe der Vorschlag des One-Point-Konsortiums um Layani die Umwandlung von 2,9 Milliarden Euro bestehender Schulden in Eigenkapital und von 250 Millionen Euro neuem Geld in Eigenkapital vor. „Dennoch scheint uns dieses Angebot in Bezug auf die Umwandlung von Schulden in Eigenkapital und/oder die Einbringung neuen Eigenkapitals nicht ehrgeizig genug zu sein“, betont Oddo BHF laut cerclefinance.com.
Die Bank sei der Ansicht ist, dass dies der Atos-Gruppe nicht ermöglichen wird, ein solides Rating zurückzugewinnen, das notwendig sei, um das Vertrauen der Kunden langfristig zurückzugewinnen. Die Konsequenz: Oddo BHF behält das „Underperform“-Rating für die Atos-Aktie bei, das Kursziel wurde gnadenlos von 4,7 Euro auf 0,09 Euro (!) zusammengestrichen. Sechs von sieben Analysten empfehlen laut aktien.guide den Verkauf der Papiere. Dabei verloren diese innerhalb eines Jahres bereits mehr als 90 Prozent ihres Werts.
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