Atos-Aktie: Ein Irrtum!

Atos hat zuletzt einen Absturz erster Güte hingelegt - es gibt immer wieder Nachrichten über neue Vorhaben. Derzeit sagen die Börsen: Keine Chance!

Auf einen Blick:
  • 11,54 % Gewinn - ein Irrtum
  • Atos am Boden - in fast jeder Weise
  • Es wird nur noch gezockt!

Liebe Leserinnen und Leser,

Atos gewann  in den ersten Minuten des Freitags in Paris mehr als 7,6 %. Die Aktie scheint also noch interesant zu sein. Der Handel ist extrem – bezogen auf die Anzahl der Papiere.

Faktisch jedoch sieht es auf keinen Fall so aus, als könne hier noch etwas Entscheidendes passieren. Daher lohnt sich noch einmal ein Blick auf das Geschehen.

Die Aktie ist einfach nichts wert

Der Markt hat immer Recht, lautet eines der Bonmots von Warren Buffett (das er nicht ganz ernst meint, denn er sucht stets nach günstigen, also unterbewerteten Aktien). Hier hat der Markt einen klaren Befund ausgesprochen. Seit Jahresbeginn hat der Titel mehr als -99,9 % verloren.

Noch schlimmer: Die Aktie hat einen Marktwert von nur noch 164 Millionen Euro. Der Konzern wird mit seinem Papier an den Börsen auch nur noch mit einem Wert von 0,002 Euro gehandelt, also deutlich weniger als einem Cent.

In München zahlen Investoren bei einem Minus von -6,2 % in den ersten Minuten immerhin 0,003 Euro – diese Unterschiede allerdings sind absolut betrachtet vollkommen marginal und laden ausschließlich Spekulanten ein, um an den verschiedenen Börsen Geld einzusammeln. Selbst das dürfte nicht planbar sein.

Atos Aktie Chart

Kursperformance

laufendes Jahr-15,38 %0,00 €
1 Woche4,76 %0,00 €
1 Monat-8,33 %0,00 €
3 Monate-58,49 %0,00 €
6 Monate-72,84 %0,00 €
1 Jahr-92,14 %0,00 €
3 Jahre-99,07 %0,00 €
5 Jahre-99,62 %0,00 €

Die Kursperformance der Atos-Aktie

Das Drama: Die hohe Verschuldung

Das IT-Unternehmen aus Frankreich ist in einer fast nicht mehr auflösbaren Situation. Die Nettoverschuldung soll aktuell einen Wert von -4,8 Mrd. Euro erreichen. Schon zum Ende des kommenden Jahres, also 2025, sollen 3,65 Mrd. Euro zurückgezahlt werden müssen.

Das ist nicht einfach: Der Umsatz wird für das laufende Jahr auf ca. 9,8 Mrd. Euro geschätzt, das Nettoergebnis wird aber auf -1 Mrd. Euro taxiert. Das bedeutet, die Nettoverschuldung wird tendenziell eher steigen. Damit droht für die kommenden Monate ein Desaster.

Allerdings ist ein Unternehmen dieser Umsatzgrößenordnung immer noch interessant. Das zeigte sich Ende November. Der Konzern würde, so hieß es aus dem Unternehmen, mit der französischen Regierung verhandeln. Denn Atos ist für das Land durchaus bedeutend.

Es liefert wichtige Komponenten für das Militär in Frankreich und sollte in dieser Funktion nicht ohne Weiteres ersetzt werden können. So schnelle der Kurs in einem atemberaubenden Spurt massiv nach oben und vervielfachte sich ausgehend von einem Tiefpunkt schnell. Auch damals schon waren die Notierungen auf weniger als 1 Cent (!) gefallen und setzen zum Höhenflug auf bis zu rund 2 Euro an. Wenig überraschend nahmen die Gewinner dieser Kurzfristrallye die Gewinne schnell wieder vom Tisch.

Denn: Es gingen und gehen immer wieder Gerüchte umher, wonach die Regierung in Frankreich die Advanced-Computing-Tätigkeiten übernehmen könne – dies war der Kern der Verhandlungen im November. Doch bis dato ist bis auf Vermutungen nicht zu sehen, welche Ergebnisse diese Verhandlung tatsächlich bringen könnte. Im Kern hat sich das Unternehmen und damit der Markt vollkommen in die Hand der französischen Regierung begeben, die sich angesichts ihrer ohnehin eigenen Probleme zumindest in der Öffentlichkeit nicht bewegt.

Immerhin hat das Unternehmen allerdings Restrukturierungsmaßnahmen angekündigt und nun auch formal durchgesetzt. Unter einem sogenannten gerichtlichen Schutzschirm werden zum Abbau der Verbindlichkeiten weitgehende Sanierungsmaßnahmen durchgesetzt. Der Markt hat auch dies nicht belohnt. 

Dazu zählt auch die Ausgabe neuer Aktien im Unfang von gut 63 Mrd. Stücken zu einem Preis von 0,0037 Euro. Es liegt auf der Hand, dass sich der Preis in der Regel auch als Ordner für die Märkte darstellt. Die haben hier damit eine weitgehend lächerliche Kursbildung vor sich: 0,0037 Euro entsprechen gut einem Drittel von einem Euro-Cent. Dass auf dem Niveau gezockt wird, kann nicht überraschen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Deshalb hat sich der Markt nicht beeindrucken lassen. Der Kurs ist schon wenige Tage nach dem oben genannten Hochpunkt in den steilen Abflug übergegangen und hat sich ersichtlich trotz der gelegentlichen Geländegewinne auf sehr niedrigem Niveau nicht mehr erholt.

Der Trend ist nicht nur negativ, der Trend ist schlicht auf Crash-Kurs. Große Investoren – außerhalb möglicher staatlicher Beteiligungen – werden bei einem Marktwert von 160 Millionen Euro niemals einsteigen. Der niedrige Kurs ist gleichfalls abschreckend. Alle strategische Bedeutung für den Staat spielt hier fast keine Rolle: Am Aktienmarkt wird aktuell ausschließlich gezockt. Mit allen Risiken.

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