Liebe Leserin, lieber Leser,
es ist Wochenende und die Börsen haben geschlossen. Somit ist auch die Aktie des französischen IT-Konzerns Atos im Moment davor gefeit, erneut in himmlische Sphären zu schießen, oder aber in irdische Abgründe. Denn beides ist den Papieren des in Schieiflage geratenen französischen Unternehmens in dieser Börsenwoche mehrfach passiert. Meme-Alarm bei der Atos-Aktie, wie zuweilen zu lesen, wäre fast schon untertrieben. Die Kursausschläge nach oben wie nach unten waren atemberaubend. Doch was ist da eigentlich los?
Atos geriet durch Managementfehler in Schieflage
Tatsache ist, dass die Atos SE als IT-Unternehmen eine große Nummer ist. Weltweit beschäftigte der Konzern 2023 mehr als 100.000 Mitarbeiter, hat im vergangenen Jahr 10,7 Milliarden Euro umgesetzt. Unbestritten allerdings ist ebenso, dass die frühere Vorzeigefirma durch Akquisitionen in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist. Allerdings haben Führungsquerelen und strategische Fehler den Konzern in finanzielle Schieflage gebracht, wie bereits seit Monaten bekannt ist.
Das Unternehmen benötige nach eigenen Aussagen noch 1,1 Milliarden Euro, um den Geschäftsbetrieb 2025 und 2025 zu finanzieren, schrieb das Handelsblatt bereits im Juni. Die Restrukturierung von Atos sei kürzlich unter einem gerichtlichen Schutzschirm genehmigt worden, womit das Unternehmen tiefgreifende Sanierungsmaßnahmen umsetzen könne, heißt es jetzt beim Anlegermagazin Der Aktionär.
Zwei Nachrichten sorgten für Furore
Ziel sei es, die immensen Verbindlichkeiten von 4,7 Milliarden Euro deutlich zu reduzieren. „Konkret haben sich Gläubiger und Anleihehalter darauf geeinigt, Forderungen in Höhe von 2,9 Milliarden Euro in Eigenkapital umzuwandeln“, heißt es. Darüber hinaus sollen 233 Millionen Euro durch eine geplante Kapitalerhöhung fließen.
Doch was war der Grund dafür, dass die Atos-Aktie, noch vor gut drei Wochen bei 0,005 Euro gehandelt, in dieser Woche plötzlich bis auf 2,10 Euro nach oben schoss, wieder massiv auf 0,60 Euro zurückfiel und sich letztlich bei 0,80 Euro ins Wochenende verabschiedete?
- Gleich zwei Nachrichten hatten die Anleger elektrisiert – und die Aktie endgültig zum Spielball von Börsenzockern gemacht
- Die erste weckte Hoffnung auf eine Stützung durch den französischen Staat, die zweite betraf einen millionenschweren Auftrag
Staat bietet auf Teile von Atos
Denn am Montag wurde bekannt, dass Frankreich dem IT-Konzern Atos ein Übernahmeangebot für Teile des Unternehmens unterbreitet habe. „Die Aufnahme exklusiver Gespräche ist ein entscheidender erster Schritt, nicht nur für die Sanierung und Umstrukturierung der Gruppe, sondern auch zur Sicherung des strategischen Geschäftsfelds Supercomputer“, wurde Frankreichs Finanzminister Antoine Armand zitiert. Die Sparte Advanced-Computing von Atos werde mit 500 Millionen Euro taxiert, hieß es. „Die Bereiche Fortgeschrittene Datenverarbeitung, Kritische Systeme und Cyberprodukte gehören zu Atos‘ Cybersicherheits-Sparte BDS.“
Die rund 4000 Beschäftigten der Division erwirtschaften demnach einen jährlichen Umsatz von etwa 900 Millionen Euro. Die exklusiven Verhandlungen seien bis Ende Mai 2025 veranschlagt. Warum der Staat überhaupt ein gesteigertes Interesse an einer Rettung Atos hat, erklärt sich durch die Geschäftsfelder des Konzerns: So ist Atos unter anderem für die abhörsichere Kommunikation des französischen Militärs verantwortlich, betreibt demnach zudem Supercomputer zur Simulation von Atombombentests. Die Gespräche sollen spätestens bis Ende Mai 2025 zu einem Abschluss geführt werden
Atos sichert sich Millionenauftrag
Allein diese Nachricht ließ die Atos-Aktie von 0,15 Euro am Freitag der Vorwoche bis auf 0,64 Euro steigen. Den nächsten Schub gab dann die Nachricht vom Mittwoch, dass Atos von EUROCONTROL laut Medienberichten beauftragt worden ist, seine missionskritischen Dienste für das europäische Luftraummanagement und die Luftfahrt weiter zu unterstützen.
Die Partnerschaft wurde demnach in verschiedenen Bereichen über 10 Jahre verlängert und hat einen Wert von rund 165 Millionen Euro. Eine gute Nachricht, kein Zweifel – und doch war der nachfolgende Anstieg um mehrere tausend Prozent im Vergleich zum Kurs vom Monatsanfang ein völlig irrationaler.
Kapitalerhöhung sorgt für massive Verwässerung
Denn was passiert wohl, wenn die neuen Aktien, die während der Zeichnungsfrist vom 14. bis zum 25. November zu einem Preis von 0,0037 Euro pro Aktie ausgegeben worden waren, am 10. Dezember den Aktienbestand massiv ansteigen lassen? „Die Kapitalerhöhung sieht die Ausgabe von 13.497 neuen Aktien für 24 bestehende Anteile vor, was eine erhebliche Verwässerung für die Aktionäre bedeutet“, hieß es bereits am 11. November bei alleaktien.com.
- Kurzum: Der Kauf der Atos-Aktie ist aktuell mit einem erheblichen Risiko verbunden, ein massiver Absturz wahrscheinlich
- Bis zu diesem Zeitpunkt aber wird die Zockerei mit den Papieren eines Großkonzerns aber wohl noch andauern
Denn entgegen aktueller Meldungen, der Börsenwert von Atos betrage lediglich 100 Millionen Euro, ist die Marktkapitalisierung durch den jüngsten Anstieg in eine völlig andere Dimension vorgestoßen. Laut Berechnungen von finanzen.net wird das Unternehmen aktuell mit mehr als 56 Milliarden Euro bewertet. Die Frage ist lediglich, wie lange noch.
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