ASML-Aktie: Ziemlich absurd!

Die Aktie von Chipausrüster ASML verlor nach zwei neuen Analysteneinschätzungen am Mittwoch weiter deutlich. Zu verstehen ist das kaum.

Auf einen Blick:
  • Die AMSL-Aktie verlor innerhalb von zwei Tagen rund zehn Prozent an Wert
  • Die UBS hatte den Chipausrüster am Mittwoch auf „Neutral“ herabgestuft
  • Was wohl unterging: Die Bank sieht nach wie vor ordentlich Kurspotenzial
  • JPMorgan empfahl AMSL wenig später explizit zum Kauf, Kursziel 1100 Euro

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Aktie von ASML war bereits am Dienstag mitsamt der ganzen Techbranche – allen voran US-Chipgigant Nvidia – unter Druck geraten. Die Papiere des niederländischen  Hardware-Unternehmens waren auf Xetra von tags zuvor 819 auf letztlich 782 Euro gefallen. Doch es war nur ein Vorgeschmack auf noch Übleres: Am Mittwoch ging es mit der Asml-Aktie dann nochmal deutlich weiter in die Tiefe, erst bei 724 Euro fand sie einen Boden. Es war ganz offensichtlich die Reaktion auf eine Herabstufung der Papiere durch die UBS, die allerdings nicht unwidersprochen blieb. Der Ausverkauf war so oder so ziemlich absurd.

UBS stuft ASML-Aktie von „Buy“ auf „Neutral“

Sicherlich: Die schweizer UBS hatte ASML zuvor von „Buy“ auf „Neutral“ abgestuft und das Kursziel gesenkt, das schon. Allerdings lediglich von 1050 auf 900 Euro – deutlich über dem aktuellen Kursniveau also. Analyst Francois-Xavier Bouvignies traue dem Chipausrüster ab 2025 im Schnitt eine deutliche geringere Ergebnissteigerung zu als zwischen 2018 und 2025, hieß es in Medienberichten. Er gehe in seinem Kommentar vom Dienstagabend von durchschnittlich plus 13 Prozent aus. Zuvor hatte er demnach eine Steigerung um 24 Prozent prognostiziert.

  • Die Abstufung rechtfertige „auch eine Normalisierung des Bewertungsmaßstabs“, so der Analyst
  • Trotz des soliden Ausblicks für 2025 dürfte sich der Fokus bereits auf 2026/27 richten, meint er

Kursziel mit reichlich Potenzial

Dieser moderaten Korrektur zum Trotz, mit reichlich Kurspotenzial zumal, fiel die ASML-Aktie in der Folge bis auf besagte 724 Euro, bevor sie sich wieder etwas fing. Letztlich gingen die Papiere bei 736,30 Euro aus dem Xetra-Handel. Das bedeutet gegenüber dem Tageshöchststand vom Montag ein Minus rund zehn Prozent. Dieser Umstand ist umso unverständlicher, als dass sich am Mittwochmittag JPMorgan meldete – mit einer gänzlich anderen Sicht auf die  Dinge.

Die US-Bank bekräftigte ihre Einstufung für ASML auf „Overweight“. Die Branche sei im Wandel, schrieb Analyst Sandeep Deshpande laut finanzen.net in seiner Studie zu europäischen Hardware-Unternehmen. Ausrüster der Chipbranche seien demzufolge angesichts von Künstlicher Intelligenz (KI) „die beste Wahl“. Denn zwar sei KI derzeit der Haupttreiber des Aufschwungs, treibe aber immer noch nicht die Verbrauchermärkte an, die den größten Teil des Halbleitermarktes ausmachten.

JPMorgan sieht ASML bei 1100 Euro

Der JPMorgan-Analyst verwies auf den iPhone-Hersteller Apple, der im Herbst KI-Funktionen auf dem Smartphone vorstellen will und dann damit führend sein dürfte. Das Risiko kurzfristiger Enttäuschungen bleibe allerdings. Seine Favoriten seien dennoch ASMI, VAT und Nordic Semi  – und eben ASML. Ein neues Kursziel vergab Sandeep Deshpande für die Aktie nicht. Somit gilt weiterhin seine Prognose von Ende Juli. Und diese liegt bei nicht weniger als 1.100 Euro, knapp fünfzig Prozent über dem aktuellen Kursstand.

Damit ist der US-Experte noch nicht einmal der zuversichtlichste unter den Beobachtern. Andere haben zuletzt bezüglich der ASML-Aktie in ihren Einschätzungen noch höhere Zielvorgabgen formuliert, wie folgende Auflistung zeigt:

  • Barclays: 1150,00 Euro, +55,47%
  • Deutsche Bank: 1100,00 Euro, +48,71%
  • Jefferies: 1260,00 Euro, +70,34%
  • Goldman Sachs: 1185,00 Euro, +60,20%

AMSL lag über der Jefferies-Prognose

Besonders hervor sticht zweifellos das Analysehaus Jefferies mit dem aktuell höchsten Kursziel. Die wichtigsten Kennziffern – Umsatz, Bruttomarge und Ergebnis je Aktie im zweiten Quartal – seien bei AMSL besser als erwartet ausgefallen, schrieb Analyst Janardan Menon in einer ersten Reaktion Mitte Juli. Der Auftragseingang dagegen habe zwar über der Konsensschätzung gelegen, seine Prognose aber getroffen. In der Folge behielt er seine ambitionierte Zielvorgabe für die Aktie bei – und hat an dieser bis heute nicht gerüttelt.

Selbst die eher vorsichtige Deutsche Bank erkennt bei der Aktie von AMSL ein Kurspotenzial von knapp 50 Prozent. Der Quartalsbericht sei jedoch vollständig überschattet worden „von der Aussicht auf harte Sanktionen der USA, sollten Ausrüster wie ASML China weiterhin Zugriff auf fortgeschrittene Halbleitertechnologie ermöglichen“, schrieb Analyst Robert Sanders seinerzeit. Das hat die Anleger offenbar irritiert.

ASML-Aktie deutlich unter Allzeithoch

Tatsächlich war die ASML-Aktie am 12. Juli bei 1.022 Euro gehandelt worden, so hoch wie niemals davor. Nach dem Quartalsbericht am 17. Juli ging es dann deutlich abwärts, bevor es zu einer zwischenzeitlichen Trendumkehr kam. Letztlich allerdings notieren die Papiere aktuell fast 30 Prozent unter ihrem Allzeithoch. Das Jahresplus liegt bei gerade einmal 20 Prozent.

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6M.
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Zum Vergleich: Auch wenn andere Aktien aus der IT-Branche zuletzt deutlich abgegeben haben, stehen auf Jahressicht ganz andere Kursentwicklungen zu Buche: So hat etwa Chipgigant Nvidia  seinen Börsenwert seit September 2023 noch immer mehr als verdoppelt, Datenspezialist Palantir liegt nur ganz knapp unter den 100 Prozent.

Supermicro bleibt die Ausnahme

Eine seltene Ausnahme bildet Super Micro Computer: Die Aktie des US-Herstellers von Großrechnern für Rechenzentren hat aufs Jahr gesehen sogar gut die Hälfte an Wert  eingebüßt. Allerdings steht bei Supermicro laut des Berichts eines Shortsellers aus der vergangenen Woche der Verdacht der Bilanzmanipulation im Raum. Die Aktie ist daraufhin binnen weniger Tage um rund ein Drittel eingebrochen.

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