Eine Anleihe ist ein Wertpapier, das ein Anleger erwerben kann. Unternehmen, Staaten und andere Institutionen können solche Anleihen auf dem Finanzmarkt platzieren. Im Wesentlichen leihen Sie als Investor Ihrem Schuldner Geld, der dann Zinsen zahlt, bis er die Anleihe am Ende ihrer Laufzeit zurückzahlt.
Anleihen sind in der Regel eine sicherere Investition als Aktien, da das Verlustrisiko weitaus geringer ausfällt. Allerdings bieten sie auch eine niedrigere Rendite. Die Laufzeit einer Anleihe reicht von einigen Monaten bis zu mehreren Jahrzehnten, je nach den Bedingungen des Emittenten.
1) Wichtige Merkmale von Anleihen
Wichtig zum Verständnis von Anleihen: Als Anleger erhalten Sie nicht nur einen Schuldschein des Emittenten. Diese Anleihescheine sind – ähnlich wie Aktien – in der Regel auch an Börsen handelbar, was mit einem normalen Darlehen nicht so funktioniert.
Im Gegensatz zu Aktien können sich Anleihen je nach den Bedingungen des Anleihevertrages – einem Rechtsdokument, in dem die Merkmale der Anleihe beschrieben sind – erheblich unterscheiden. Da jede Anleiheemission anders ist, sollten Sie sich genauer mit den konkreten Bedingungen auseinandersetzen, bevor Sie investieren. Es gibt sechs wichtige Merkmale, auf die Sie bei einer Anleihe achten sollten.
Fälligkeit
Die Fälligkeit einer Anleihe bezieht sich auf den Zeitpunkt, an dem der Emittent das geliehene Kapital zurückzahlen muss. Diesen Zeitpunkt legt er bei der Ausgabe der Anleihe fest. Er kann je nach Art der Anleihe und den Bedingungen variieren. Die Laufzeit von Anleihen kann von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahrzehnten reichen. Während der Laufzeit der Anleihe zahlt der Emittent in der Regel Zinsen an den Anleger, die entweder regelmäßig oder am Ende der Laufzeit gezahlt werden können.
Kupon
Der Kupon einer Anleihe ist der festgelegte Zinssatz, den der Emittent an den Anleger zahlt. Der Kupon wird in der Regel als Prozentsatz des Nennwerts der Anleihe ausgedrückt und wird in regelmäßigen Abständen, meist jährlich oder halbjährlich, an den Anleger gezahlt.
Beispiel: Eine Anleihe mit einem Nennwert von 1.000 Euro bietet einen Kupon von 5% pro Jahr. Der Emittent zahlt dem Anleger dann 50 Euro pro Jahr an Zinsen, entweder halbjährlich in Höhe von 25 Euro oder jährlich in Höhe von 50 Euro.
Der Kupon bleibt während der gesamten Laufzeit der Anleihe in der Regel konstant, sofern keine Sonderbedingungen vorliegen wie beispielsweise eine variable Verzinsung, die sich am LIBOR o.ä. orientieren. Anleihen mit höheren Kupons bieten in der Regel höhere Zinseinkünfte für den Anleger, aber der Emittent kann auch ein höheres Ausfallrisiko haben, was die Anleihe riskanter macht.
Stückelung
Die Stückelung bei Anleihen bezieht sich auf den Nominalbetrag oder den Nennwert, in dem man die Anleihe erhält. Der Nennwert ist der Betrag, den der Emittent am Fälligkeitstermin an den Anleger zurückzahlen muss. Man bezeichnet ihn oft auch als „Par-Wert“.
Die Stückelung bestimmt die kleinste Einheit, in der Sie die Anleihe handeln können. Zum Beispiel können Sie eine Anleihe mit einer Stückelung von 1.000 Euro nur in Einheiten von 1.000 Euro erwerben und handeln. Wenn Sie beispielsweise 10.000 Euro investieren möchten, müssen Sie in diesem Fall 10 Anleihen kaufen.
Anleihen mit höheren Stückelungen zu Summen zwischen 100.000 und 1.000.000 Euro werden oft von institutionellen Anlegern wie Banken oder Versicherungen gehandelt, während Anleihen mit niedrigeren Stückelungen auch für Privatanleger zugänglich sind.
Es gibt auch Anleihen mit variablen Stückelungen, die es dem Anleger ermöglichen, den Nennwert in verschiedenen Größen zu wählen. Diese Art von Anleihen kann es Anlegern erleichtern, ihr Portfolio zu diversifizieren und ihr Risiko zu minimieren.
Gesicherte und ungesicherte Anleihen: Was ist der Unterschied?
Gesicherte Anleihen (auch bekannt als Pfandbriefe) sichert der Emittent durch Vermögenswerte, wie z.B. Immobilien, ab. Sollte der Emittent in finanzielle Schwierigkeiten geraten und seine Schulden nicht mehr bedienen können, kann der Anleger immerhin noch einen Teil des geliehenen Kapitals durch den Verkauf der Vermögenswerte zurückbekommen.
Ungesicherte Anleihen hingegen sind nicht durch Vermögenswerte abgesichert. Wenn der Emittent nicht in der Lage ist, seine Schulden zu begleichen, haben die Anleger kein Recht auf die Vermögenswerte des Emittenten und können somit einen Totalverlust erleiden. Aufgrund des höheren Risikos, das mit ungesicherten Anleihen verbunden ist, bieten diese in der Regel höhere Zinsen als gesicherte Anleihen.
Liquidationsvorzug
Liquidationsvorzug bei Anleihen bezieht sich auf die bevorzugte Behandlung von Anleihegläubigern im Falle einer Insolvenz oder Liquidation des Emittenten. Ist ein Unternehmen zahlungsunfähig und muss seine Vermögenswerte verkaufen, um seine Schulden zu begleichen, haben Anleihegläubiger mit Liquidationsvorzug Vorrang vor anderen Gläubigern, wie beispielsweise Aktionären oder Lieferanten.
Das bedeutet, dass die Anleihegläubiger zuerst aus dem Verkaufserlös bezahlt werden, bevor andere Gläubiger ihre Ansprüche geltend machen können. Anleihegläubiger mit Liquidationsvorzug haben somit eine höhere Wahrscheinlichkeit, ihr geliehenes Kapital zurückzuerhalten, wenn das Unternehmen insolvent geht.
Kündbarkeit
Kündbarkeit oder Rückzahlbarkeit ist eine Eigenschaft von Anleihen, die es dem Emittenten ermöglicht, die Anleihe vorzeitig zurückzuzahlen. Wenn eine Anleihe vorzeitig kündbar ist, kann der Emittent – in der Regel nach einer bestimmten Sperrfrist – die Anleihe vor dem ursprünglichen Fälligkeitstermin zurückzahlen.
Der Emittent kann diese Option nutzen, wenn die Zinsen am Markt sind, da er die Anleihe nun zu einem niedrigeren Zinssatz refinanzieren kann. Für Anleger entsteht daraus ein gewisses Risiko. Sie erhalten zum einen nicht die volle Verzinsung, die sie ursprünglich erwartet haben. Zum anderen sind sie gezwungen, ihr Kapital zu einem niedrigeren Zinssatz neu zu investieren oder aber höhere Risiken einzugehen, um eine vergleichbare Rendite zu erzielen.
Es gibt jedoch auch Anleihen, die nicht kündbar sind, d.h. der Emittent kann die Anleihe nicht vorzeitig zurückzahlen. Das kann für Anleger von Vorteil sein, da sie eine stabilere Einkommensquelle bieten, deren Rendite vorhersehbar bleibt.
2) Risiken von Anleihen
Anleihen gelten im Vergleich zu Assets wie Aktien, Rohstoffen und Kryptowährungen als relativ sichere Anlagen. Aber wie jede andere Anlage sind auch sie mit gewissen Risiken verbunden. Hier sind einige der häufigsten Risiken bei dieser Anlagenform.
Zinsrisiko
Das Zinsrisiko bei Anleihen bezieht sich auf die Möglichkeit, dass sich die Zinssätze am Markt ändern und dadurch den Wert der Anleihe beeinflussen. Wenn die Zinssätze steigen, sinkt in der Regel der Wert von Anleihen, während bei sinkenden Zinssätzen der Wert von Anleihen tendenziell steigt.
Das Zinsrisiko kann insbesondere bei langfristigen Anleihen oder Anleihen mit festen Kupons ein bedeutendes Risiko darstellen. Wenn die Zinssätze am Markt steigen und es sind neue Anleihen mit höheren Zinssätzen erhältlich, wird die ältere Anleihe mit einem niedrigeren Kupon weniger attraktiv, da der Anleger auf dem Markt einen höheren Zinssatz erhalten könnte. Dies führt dazu, dass der Wert der Anleihe sinkt, da der Emittent höhere Zinsen zahlen muss, um Investoren zu gewinnen.
Ausfallrisiko
Das Ausfallrisiko (auch Kreditrisiko genannt) bezieht sich auf das Risiko, dass der Emittent der Anleihe seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann oder zahlungsunfähig wird. Wenn ein Emittent nicht in der Lage ist, seine Schulden zu bedienen, kann dies zu einem Ausfall der Anleihe führen und der Anleger kann sein investiertes Kapital sowie Zinszahlungen verlieren.
Das Ausfallrisiko hängt von der Bonität des Emittenten ab. Ein Emittent mit einer hohen Bonität gilt als kreditwürdiger und hat ein geringeres Ausfallrisiko, während ein Emittent mit einer niedrigeren Bonität als riskanter gilt und ein höheres Ausfallrisiko aufweist. Rating-Agenturen wie Moody’s, Standard & Poor’s oder Fitch bewerten die Bonität und stellen sie in Form von Rating-Skalen dar (siehe weiter unten Punkt 3).
Anleger können das Credit/Default Risk durch eine sorgfältige Analyse der Bonität des Emittenten und eine Diversifikation ihres Anlageportfolios verringern. Eine Diversifikation in verschiedene Branchen und Regionen kann das Risiko von Verlusten durch den Ausfall eines Emittenten verringern.
Es gibt jedoch auch Anleiheprodukte, die speziell auf das Ausfallrisiko ausgerichtet sind, wie beispielsweise Schuldverschreibungen mit Bonitätsabsicherung (Credit Default Swaps) oder Anleihen mit höheren Zinssätzen, die als Ausgleich für ein höheres Ausfallrisiko angeboten werden (High-Yield-Anleihen).
Vorzeitiges Rückzahlungsrisiko
Das vorzeitige Rückzahlungsrisiko bezeichnet ein Risiko, dem Anleger von festverzinslichen Anleihen ausgesetzt sein können. Es bezieht sich auf die Möglichkeit, dass der Emittent die Anleihe vorzeitig zurückzahlen kann, bevor die Laufzeit der Anleihe endet. Dies kann passieren, wenn der Emittent beispielsweise Gelder aus anderen Quellen erhält oder wenn die Zinssätze am Markt sinken und es günstiger für ihn ist, die Anleihe vorzeitig zurückzuzahlen und eine neue Anleihe zu einem niedrigeren Zinssatz auszugeben.
Die vorzeitige Rückzahlung der Anleihe kann für Anleger nachteilig sein, da sie gezwungen sein können, ihr Geld zu einem ungünstigen Zeitpunkt neu zu investieren. Wenn Sie beispielsweise eine Anleihe mit einer Laufzeit von 10 Jahren und einem Zinssatz von 5% erwerben, gehen Sie davon aus, dass Sie für die nächsten 10 Jahre 5% Zinsen auf ihr eingesetztes Kapital erhalten. Zahlt der Emittent jedoch die Anleihe nach 5 Jahren zurück, müssen Sie Ihr Geld in den darauffolgenden fünf Jahren möglicherweise zu einem niedrigeren Zinssatz reinvestieren.
Das vorzeitige Rückzahlungsrisiko kann jedoch auch positiv sein, wenn der Emittent die Anleihe zu einem höheren Preis zurückkauft als den aktuellen Marktpreis. In diesem Fall kann der Anleger einen Gewinn erzielen und das Geld in eine neue Investition mit höheren Renditen umschichten.
Dies kann zum Beispiel passieren, wenn ein Unternehmen außerordentlichen wirtschaftlichen Erfolg hat und dadurch eine viel bessere Bonität erreicht. Für den Vorstand kann es sich dann rechnen, alte Schulden zu tilgen und in eine günstigere Finanzierung durch Fremdkapital umzuschichten.
3) Anleihe-Ratings
Ein Anleihe-Rating bezieht sich auf die Bewertung der Kreditwürdigkeit einer Anleiheemission. Das Rating der Anleihe bewertet die Wahrscheinlichkeit, dass der Emittent seine Schulden zurückzahlen kann und gibt Anlegern eine Einschätzung des Ausfallrisikos.
Die Bewertung erfolgt durch Rating-Agenturen wie Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch, die verschiedene Kriterien wie die finanzielle Stärke des Emittenten, die Stabilität des Geschäftsmodells, die Marktbedingungen und andere Faktoren berücksichtigen. Das Rating erfolgt in der Regel durch die Angabe von Buchstaben und/oder Zahlen, wobei die höchste Bewertung normalerweise AAA oder Aaa ist und die niedrigste Bewertung D oder C ist.
Anleger nutzen das Anleihe-Rating, um Risiken zu bewerten und Anlageentscheidungen zu treffen. Eine höhere Bewertung bedeutet in der Regel eine geringere Ausfallwahrscheinlichkeit, aber auch niedrigere Renditen. Eine niedrigere Bewertung bedeutet ein höheres Ausfallrisiko, aber auch höhere potenzielle Renditen.
Investment-Grade und Junk-Bonds
Die Bewertung seitens der Rating-Agenturen teilt den Anleihe-Markt in zwei Lager auf:
- Anleihen mit Investment-Grade
- Junk Bonds
Investment-Grade-Anleihen haben normalerweise ein Rating von BBB- oder höher bei Standard & Poor’s und Fitch oder Baa3 oder höher bei Moody’s. Eine Investment-Grade-Bewertung signalisiert, dass das Risiko, dass der Emittent der Anleihe seine Verpflichtungen nicht erfüllt, relativ gering ist. Diese Anleihen bieten in der Regel eine niedrigere Rendite als Anleihen mit niedrigeren Ratings.
Institutionelle Investoren wie Pensionsfonds, Versicherungen und Investmentfonds dürfen in der Regel nur in Anleihen mit Investment Grade investieren. Daher steckt in diesen Anleihen auch das meiste Kapital am Anleihemarkt.
Junk Bonds (auch als High-Yield-Anleihen bezeichnet) weisen typischerweise eine Bewertung unter BB bei Standard & Poor’s und Fitch oder unter Ba1 bei Moody’s. Dadurch qualifizieren sie sich nicht mehr für Investment Grade und scheiden als Kapitalanlage für institutionelle Anleger aus.
Die Gründe für die schlechtere Bewertung können vielfältig sein. Häufig handelt es sich um Emittenten mit geringeren Umsätzen, hoher Verschuldung und einer unsicheren finanziellen Zukunft. Deswegen stufen die Rating-Agenturen die Kreditwürdigkeit niedriger ein. Junk Bonds haben daher ein höheres Ausfallrisiko als Investment-Grade-Anleihen, bieten daher aber in der Regel höhere Renditen als Ausgleich für das höhere Risiko.
Junk Bonds können eine attraktive Anlageoption für Anleger sein, die bereit sind, höhere Risiken einzugehen, um potenziell höhere Renditen zu erzielen. Allerdings sollten Anleger sich bewusst sein, dass Junk Bonds aufgrund ihres höheren Risikos auch anfälliger für Kursverluste und Ausfallrisiken sind.
4) Anleihe-Renditen
Die Berechnung der Anleiherendite erscheint auf den ersten Blick recht einfach zu sein: die festgelegte Zinsrate mit der Laufzeit auf Grundlage der angelegten Geldsumme verrechnen – schon hat man die Rendite errechnet. Dies erweist sich in der Praxis aber als wenig tauglich bzw. genau. Deshalb gehe ich im Folgenden auf die wichtigsten Rendite-Kennziffern ein, mit denen Sie Ihren tatsächlichen Zugewinn kalkulieren können.
Endfälligkeitsrendite
Die Endfälligkeitsrendite (englisch YTM = Yield to Maturity) ist eine Kennzahl, die die erwartete Gesamtrendite einer Anleihe bis zu ihrem Fälligkeitsdatum misst. Es handelt sich um die durchschnittliche jährliche Rendite, die ein Anleger erzielen würde, wenn er die Anleihe bis zum Fälligkeitsdatum hält und alle Zinszahlungen und Rückzahlungen des Kapitals erhalten würde.
Die YTM berücksichtigt den aktuellen Marktpreis der Anleihe, ihre Laufzeit, den Kupon (Zinssatz) und den Rückzahlungsbetrag am Fälligkeitsdatum. Wenn der Marktpreis der Anleihe unter dem Nennwert liegt, fällt die Rendite höher aus als der Kupon. Der Anleger hat die Anleihe zu einem günstigeren Preis gekauft und erzielt daher eine höhere Rendite.
Die Endfälligkeitsrendite ist eine wichtige Kennzahl für Anleger, da sie es ermöglicht, Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten und Kuponzahlungen direkt miteinander zu vergleichen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die YTM auf Annahmen und Schätzungen basiert und nicht garantieren kann, dass der Anleger tatsächlich diese Rendite erzielen wird, da sich die Marktbedingungen ändern können.
Yield-to-Call (YTC)
Eine Variante der Endfälligkeitsrendite ist die Yield-to-Call (YTC). Diese Kennziffer misst die erwartete Rendite, wenn ein Emittent eine Anleihe vor ihrem Fälligkeitsdatum kündigt und zurückzahlt. Ein Emittent kann eine Anleihe vorzeitig zurückrufen, wenn er eine günstigere Finanzierungsmöglichkeit findet oder wenn er die Schuldenlast reduzieren möchte.
Die Yield-to-Call berechnen Sie, indem Sie den aktuellen Marktpreis der Anleihe, den Rückzahlungsbetrag, das Datum des möglichen Rückrufs und den Kupon (Zinssatz) berücksichtigen. Ist die YTC höher als die Nominalrendite (Kupon), bedeutet dies, dass der Emittent die Anleihe wahrscheinlich vorzeitig zurückrufen wird, um von einer günstigeren Finanzierungsmöglichkeit zu profitieren.
In diesem Fall würden Sie als Anleger eine höhere Rendite erzielen, da Sie die Anleihe zu einem höheren Preis zurückverkaufen können. Wenn die YTC niedriger ist als die Nominalrendite, würden Sie im Umkehrschluss eine niedrigere Rendite erzielen.
Tatsächliche Rendite
Die tatsächliche Rendite (auch bekannt als Yield-to-Date = YTD) ist die tatsächliche Rendite, die ein Anleger aus einer Anleihe erzielt hat, seit er sie erworben hat. Die YTD berücksichtigt alle Zahlungen, die der Anleger während der Haltedauer der Anleihe erhalten hat, sowie den Kauf- und Verkaufspreis der Anleihe.
Um die tatsächliche Rendite zu berechnen, müssen Sie alle Kuponzahlungen, die Sie während der Haltedauer der Anleihe erhalten haben, addieren. Wenn Sie die Anleihe zu einem höheren oder niedrigeren Preis als ihrem Nennwert verkaufen, müssen Sie auch den Kapitalgewinn oder -verlust berücksichtigen. Die Yield-to-Date kann entweder als jährlicher Prozentsatz oder als absoluter Betrag ausgedrückt werden.
Die YTD-Kennziffer ist wichtig, um die tatsächliche Rendite einer Anleihe zu messen und sie mit anderen Anlagealternativen zu vergleichen. Sie sollten jedoch beachten, dass die tatsächliche Rendite nicht die zukünftige Rendite einer Anleihe vorhersagt, da zukünftige Kuponzahlungen oder Kapitalgewinne oder -verluste nicht bekannt sind.
Laufende Rendite
Die laufende Rendite (englisch: Current Yield) ist eine Kennzahl, die das Verhältnis zwischen der jährlichen Zinszahlung einer Anleihe und ihrem aktuellen Marktpreis misst. Sie berechnen die laufende Rendite, indem Sie den jährlichen Kupon der Anleihe durch den aktuellen Marktpreis der Anleihe dividieren und das Ergebnis in Prozent ausdrücken. Beispiel: Eine Anleihe mit einem Kupon von 5% wird aktuell zu einem Marktpreis von 95% des Nennwertes gehandelt. Dann beträgt die laufende Rendite 5,26% (5%:95%).
Die laufende Rendite ist eine nützliche Kennzahl für Anleger, die gerne die Rendite, die sie aktuell mit einer Anleihe erzielen, mit anderen Anlageklassen oder Anleihen mit ähnlichen Laufzeiten und Risiken vergleichen möchten. Sie sollten beachten, dass die laufende Rendite nicht die Gesamtrendite der Anleihe bis zu ihrem Fälligkeitsdatum berücksichtigt und keine Aussage darüber macht, ob die Anleihe zu einem höheren oder niedrigeren Preis als ihrem Nennwert gehandelt wird.
Nominalrendite
Die Nominalrendite ist der in den Anleihebedingungen festgelegte Zinssatz, den der Emittent an die Anleihegläubiger zahlt. Dieser Zinssatz ist normalerweise ein fester Prozentsatz des Nennwerts der Anleihe und wird in der Regel jährlich oder halbjährlich gezahlt.
Wie Sie aber bereits gesehen haben, drückt diese Kennziffer nicht die reale Rendite aus, die Sie mit einer Anleihe erzielen werden. Denn die Nominalrendite ist unabhängig vom aktuellen Marktpreis der Anleihe und spiegelt nur den Zinssatz wider, den der Emittent zu Beginn des Vertrags vereinbart hat. Darum hat sie aus Anlegersicht auch weniger Aussagekraft und dient meist nur als Berechnungsgrundlage.
Aktienmarkt oder Anleihemarkt – welcher Markt ist größer?
Der Anleihenmarkt ist in Bezug auf den aggregierten Marktwert größer als der Aktienmarkt. Gemäß den Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) betrug der weltweite Anleihenmarkt im Jahr 2020 rund 128 Billionen US-Dollar, während der weltweite Aktienmarkt einen aggregierten Marktwert von etwa 95 Billionen US-Dollar hatte.
Dies liegt daran, dass Anleihen eine wichtige Finanzierungsquelle für Regierungen, Unternehmen und andere Organisationen darstellen. Gleichzeitig betrachten institutionelle Anleger wie Pensionsfonds, Investmentfonds, Banken und Versicherungen Anleihen als „sicheren Hafen“, der hilft, das Anlagerisiko deutlich zu senken.
Wie ist die Beziehung zwischen Anleihepreis und Zinsrate?
Die Beziehung zwischen dem Preis einer Anleihe und der Zinsrate ist umgekehrt proportional. Wenn die Zinsen steigen, fällt der Preis einer Anleihe. Wenn die Zinsen fallen, steigt der Preis einer Anleihe. Diese Beziehung bezeichnet man gemeinhin als Zinsrisiko.
Das liegt daran, dass die meisten Anleihen einen festen Zinssatz haben, zu dem sie der Emittent ausgibt. Wenn jedoch die Zinsen auf dem Markt steigen, sind neu ausgegebene Anleihen verlockender, da sie einen höheren Zinssatz bieten. Investoren, die bereits Anleihen mit einem niedrigeren Zinssatz halten, verkaufen sie möglicherweise, um in die neuen, höher verzinslichen Anleihen zu investieren. Dies erhöht das Angebot von Anleihen auf dem Markt und führt zu einem Rückgang der Preise von bereits existierenden Anleihen.
Umgekehrt, wenn die Zinsen auf dem Markt fallen, sind neu ausgegebene Anleihen weniger attraktiv, da sie einen niedrigeren Zinssatz bieten. Investoren halten dann möglicherweise bestehende Anleihen, was die Nachfrage nach ihnen erhöht und den Preis der Anleihen steigen lässt.
Diese Beziehung zwischen Anleihepreisen und Zinsen verläuft jedoch nicht immer linear und ist von verschiedenen Faktoren wie der Laufzeit der Anleihe, dem Kupon und der Bonität des Emittenten beeinflussbar.
Sind Anleihen ein riskantes Investment?
Anleihen gelten im Allgemeinen als weniger risikoreiche Anlageklasse als Aktien. Sie bieten Anlegern eine regelmäßige Zahlung von Zinsen und die vollständige Rückzahlung des investierten Kapitals zum Fälligkeitsdatum, sofern der Emittent in der Lage ist, seine Verpflichtungen zu erfüllen.
Es gibt jedoch verschiedene Risiken, die mit Anleihen verbunden sind, die je nach Art der Anleihe und des Emittenten variieren können. Auf das Zins- und Ausfallrisiken bin ich bereits weiter oben detailliert eingegangen. Hier noch drei weitere wichtige Risiken von Anleihen:
- Liquiditätsrisiko: Das Liquiditätsrisiko bezieht sich darauf, dass Anleihen nicht so einfach verkauft werden können wie Aktien, insbesondere wenn es sich um Anleihen mit geringem Volumen oder weniger bekannten Emittenten handelt.
- Inflation: Wenn die Inflation höher ist als die Zinssätze der Anleihe, kann dies dazu führen, dass die tatsächliche Rendite negativ wird.
- Währungsrisiko: Wenn eine Anleihe in einer ausländischen Währung notiert, kann sich eine ungünstige Wechselkursbewegung negativ auf den Wert der Anleihe auswirken.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Markt Anleihen in der Regel als weniger riskant als Aktien ansieht. Doch es ist wichtig, die bestehenden Risiken zu verstehen, die mit jeder Anleihe verbunden sein können, und diese sorgfältig zu bewerten, bevor Sie investieren.