Andritz Q3-Zahlen enttäuschen: Aktienkurs fällt um 5% nach Umsatzrückgang

Andritz Q3: Umsatz und Auftragseingang fallen, EBITA bleibt stabil. Investoren reagieren kritisch.

Auf einen Blick:
  • Andritz meldet 3% Umsatzrückgang in Q3, EBITA bleibt stabil
  • Auftragseingang legt im Bereich Umwelttechnik zu, verliert aber im Segment Zellstoff
  • Herausforderungen durch Kostensteigerungen und schwache Nachfrage in Schlüsselmärkten

Die österreichische Andritz AG, ein weltweit führender Anbieter von Anlagen und Dienstleistungen für verschiedene Industriezweige, verzeichnete im dritten Quartal 2024 herausfordernde Marktbedingungen. Trotz stabiler Profitabilität fiel der Aktienkurs des Unternehmens an der Wiener Börse um über 5 %, nachdem ein Umsatzrückgang von 3 % und eine Anpassung der Jahresprognose bekannt gegeben wurden.

Umsatz und Auftragseingang: Rückläufig, aber differenziert nach Bereichen

Im dritten Quartal 2024 meldete Andritz einen Umsatz von 2,04 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 3 % gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Diese Entwicklung ist vor allem auf einen deutlichen Umsatzrückgang von 10 % im Geschäftsbereich Pulp & Paper zurückzuführen, der stark von der verhaltenen Nachfrage in der Zellstoff- und Papierindustrie betroffen ist. Im Gegensatz dazu zeigte der Geschäftsbereich Metals eine stabile Umsatzentwicklung und der Bereich Environment & Energy erzielte mit einem Plus von 9,5 % das stärkste Wachstum – unterstützt durch den steigenden Bedarf an nachhaltigen Umwelttechnologien und die Bearbeitung bestehender Aufträge.

Der Auftragseingang stieg im dritten Quartal leicht auf 1,9 Milliarden Euro, was einem Plus von 5,5 % gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Diese Zunahme ist besonders im Bereich Metals und Hydropower auf neue Projekte zurückzuführen. In den ersten neun Monaten des Jahres sank der Auftragseingang jedoch um 11,8 % auf 5,75 Milliarden Euro, da Großaufträge in den Segmenten Zellstoff und Papier sowie in der Automobilzulieferung fehlten. Der Auftragsbestand zum Ende des Quartals reduzierte sich ebenfalls um 9 % auf 9,4 Milliarden Euro, was die Unsicherheit in einigen Märkten widerspiegelt.

Stabile EBITA-Marge trotz höherer Kosten

Das operative Ergebnis (EBITA) von Andritz zeigte sich im dritten Quartal stabil und belief sich auf 174,1 Millionen Euro, was einem Rückgang von nur 1,3 % gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Die EBITA-Marge stieg geringfügig auf 8,5 % und verdeutlicht die Fähigkeit des Unternehmens, Kosteneffizienz zu wahren. Für die ersten neun Monate lag das EBITA mit 507,1 Millionen Euro auf Vorjahresniveau und die EBITA-Marge verbesserte sich leicht auf 8,4 %.

Die stabilen Margen sind bemerkenswert, da Andritz in den letzten Monaten mit steigenden Produktions- und Materialkosten zu kämpfen hatte. Diese Belastungen wurden durch verbesserte Effizienz im Servicebereich und gezielte Preissteigerungen kompensiert. Besonders im Segment Metals konnte das Unternehmen seine Profitabilität durch Auftragssteigerungen in Asien und den USA weiter ausbauen. Der Bereich Environment & Energy profitierte zudem von einer hohen Nachfrage nach Abscheidetechnologien und Anlagen für die grüne Energiewende.

Finanzielle Stabilität und Cashflow-Entwicklung

Andritz weist zum Ende des dritten Quartals eine solide Liquiditätslage auf, obwohl die Bruttoliquidität im Vergleich zum Jahresbeginn um 16 % auf 1,35 Milliarden Euro zurückging, was vor allem auf die Dividendenausschüttung und die Tilgung von Schuldscheindarlehen zurückzuführen ist. Der operative Cashflow stieg im 9-Monats-Vergleich erheblich auf 404 Millionen Euro, verglichen mit nur 74,9 Millionen Euro im Vorjahr. Dieses positive Ergebnis ist auf eine Verbesserung des Netto-Umlaufvermögens und eine striktere Verwaltung der Zahlungsmittel zurückzuführen.

Die Eigenkapitalquote verbesserte sich leicht auf 27,4 %, was die solide Bilanzstruktur des Unternehmens untermauert. Damit bleibt Andritz finanziell gut aufgestellt, um künftigen Herausforderungen und möglichen Investitionsvorhaben flexibel begegnen zu können.

Marktanforderungen und strategische Anpassungen

Andritz zeigt sich optimistisch, dass die Nachfrage nach Umwelttechnologien in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird, was dem Segment Environment & Energy zugutekommt. Hier konnte das Unternehmen im dritten Quartal 2024 einen Großauftrag zur Emissionsminderung in der Industrie verbuchen und stärkt damit seine Marktposition. Zudem verzeichnet Andritz eine hohe Nachfrage nach Anlagen zur Herstellung von grünem Wasserstoff, was die Rolle des Segments im Bereich der sauberen Technologien unterstreicht.

Der Bereich Pulp & Paper bleibt jedoch herausfordernd. Aufgrund eines zurückhaltenden Investitionsverhaltens von Papierherstellern werden in diesem Segment aktuell weniger Großprojekte verzeichnet. Ähnliche Herausforderungen bestehen auch in der Automobilindustrie, wo Andritz als Zulieferer tätig ist. Insbesondere die Tochtergesellschaft Schuler spürt den strukturellen Wandel in der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität und musste ihre Kapazitäten teilweise anpassen.

Andritz AG Aktie Chart

Ausblick und Prognoseanpassung

In Reaktion auf die aktuelle Markt- und Geschäftsentwicklung passte Andritz seinen Jahresausblick an. Das Unternehmen geht für das Jahr 2024 nun von einem leicht rückläufigen Umsatz und stabilen Margen aus. Die bisherige Prognose hatte ein stabiles Umsatzniveau in Aussicht gestellt. Die Anpassung reflektiert die schwierigen Marktbedingungen, insbesondere in Europa, und den Bedarf, auf neue Marktanforderungen flexibel zu reagieren.

Insgesamt zeigen die Q3-Zahlen von Andritz eine robuste Performance in einem schwierigen Umfeld. Auch wenn der Umsatzrückgang und die angepasste Prognose die Anleger enttäuschen, bleiben die stabilen Margen und die wachsende Nachfrage in den Bereichen Umwelt und grüne Technologien positive Signale für die Zukunft des Unternehmens.

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