Das war ein böser Absturz der Amazon-Aktie: Der US-Konzern legte am Donnerstag nachbörslich überraschend schwache Quartalszahlen vor, die den Titel am Freitag auf den tiefsten Stand seit Mitte 2020 absacken ließen. Nun könnte im Vorfeld des im Juni geplanten Aktiensplits eine kräftige Erholungsrallye einsetzen. Stellt der historische Einbruch eine Kaufgelegenheit dar oder läutet er vielmehr den Niedergang des E-Commerce-Riesen an?
Ergebniseinbruch und historisch schwaches Umsatzwachstum
Die Geschäftsbilanz für das erste Quartal von Amazon ließt sich ernüchternd: Der Betriebsgewinn brach gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 58% auf 3,7 Milliarden US$ ein. Der Umsatz legte zwar um 7% auf 116 Milliarden US$ zu; damit verzeichnetet das Unternehmen jedoch das schwächste Wachstum seit 20 Jahren. Anleger reagierten geschockt und ließen die Amazon-Aktie am Freitag um -14% auf 2485 US$ abstürzen.
Amazon-Vorstandchef Andy Jassy sprach davon, dass die Pandemie und der Ukraine-Krieg zu „ungewöhnlichen Herausforderungen“ geführt hätten. Insbesondere stiegen demnach die Kosten für Logistik und den Betrieb der Lager. Zudem konnte der Konzern laut Jassy zuletzt nicht alle Stellen in den Warenzentren besetzen, obwohl er Mitarbeiter mit höheren Löhnen gelockt hatte.
Problematisch seien für den Online-Händler vor allem die hohen Kraftstoffpreise, die das verfügbare Einkommen der Verbraucher schmälern und die Lieferungen für das Unternehmen teurer machen. Gegen den Inflationsdruck stemmte sich E-Commerce-Riese zuletzt mit Preisanhebungen der Prime-Services in den USA und höheren Händlergebühren. Die Kosten steigen letztlich jedoch deutlich schneller als die Einnahmen.
Hohe Verluste wegen Rivian-Beteiligung, trister Ausblick
Einmal mehr war das florierende Cloud-Geschäft der Lichtblick in der Amazon-Bilanz. So steigerte der Konzern in dem Segment die Quartalserlöse gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 37% auf 18,4 Milliarden US$. Der Betriebsgewinn der margenstarken AWS-Plattform wuchs ebenfalls kräftig: um rund 55% auf 6,5 Milliarden US$. Damit festigte der Geschäftsbereich seinen Status als wichtigster Profitbringer des Internet-Giganten.
Eine 7,6 Milliarden US$ schwere Wertkorrektur der Amazon-Beteiligung am Elektroautobauer Rivian hat dem Unternehmen jedoch den ersten Nettoquartalsverlust sein 2015 eingebrockt. So entstand zwischen Januar und März ein Fehlbetrag von 3,8 Milliarden US$. In Q1 2021 hatte der pandemiebedingte E-Commerce-Boom Amazon noch einen Überschuss von 8,1 Milliarden € beschert.
Als wären das nicht schon genug Enttäuschungen für die Amazon-Anleger, fiel auch der Ausblick auf das laufenden zweite Quartal dürftig aus: So stellte das Management Umsätze zwischen 116 und 121 Milliarden US$ in Aussicht, was einem Zuwachs von nur 3 bis 7% entspricht. Beim Betriebsergebnis sind sogar rote Zahlen möglich: So plant Amazon in einer Spanne zwischen -1 und +3 Milliarden US$.
Analysten sehen nur vorübergehende Schwäche
Wenn es nach den Analysten geht, sollten sich Investoren von der enttäuschenden Quartalsbilanz von Amazon jedoch nicht entmutigen lassen. Vielmehr sollten sie den gefallenen Aktienkurs nutzen, um nachzukaufen. Von den 51 von Marketscreener erfassten Marktexperten raten alle bis auf einer zum Kaufen (36) oder Aufstocken (14). Das Konsenskursziel liegt derzeit ganze 52,5% über dem aktuellen Niveau. Die derzeitigen Schwächen des Konzerns im Kern- und Streaming-Geschäft sind somit nach einhelliger Expertenmeinung nur vorübergehender Natur.
Startet nun der Aktiensplit-Effekt?
Bereits in Kürze könnte die Amazon-Aktie damit beginnen, dieses enorme Kurspotenzial zu verwirklichen. So plant der Online-Riese am 6. Juni einen Aktiensplit im Verhältnis 20:1 – den ersten seit 23 Jahren. Die Aufspaltung würde den Preis des Titels auf ca. 130 US$ reduzieren und die Anteilsscheine damit einem deutlich breiterem Anleger-Spektrum zugänglich machen.
Die Historie hat dabei gezeigt, dass Aktiensplits bullisch sind: Sämtliche Studien kamen zu dem Schluss, dass gesplittete Werte kurzfristig besser performen als der breite Markt. Aus diesem Grund werden in diesem Jahr auch Google-Mutter Alphabet und E-Autopionier Tesla diesen Hebel in Bewegung setzen.
Zudem unterstützt das florierende Cloud-Geschäft von Amazon die Aktie nicht nur mit starkem Wachstum, sondern auch mit Fantasien hinsichtlich eines eigenen Börsengangs. Anleger sollten die Entwicklung in diesem Segment genau im Auge behalten – auch weil Ungemach drohen würde, wenn dieser Motor ins Stottern geraten sollte.
Ein weiteres Risiko liegt in der Rivian-Beteiligung, mit der der E-Commerce-Gigant eine nicht unriskante Wette eingegangen ist. Schlechte Performance der E-Auto-Aktie kann Druck auf den Amazon-Kurs ausüben.
Insgesamt stehen die Chancen jedoch gut, dass in den Bereichen Cloud und Rivian böse Überraschungen zunächst ausbleiben und der Aktiensplit-Effekt den Titel zügig Richtung 3.000 US$ bugsiert. In den Wochen nach der Aufspaltung dürfte der Amazon-Kurs zunächst wieder eine Weile durchschnaufen, bevor die Jagd auf die steilen Kurzziele weitergeht.
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