Liebe Leserin, Lieber Leser,
für Amazon läuft es an der Börse derzeit rund. Verantwortlich dafür ist allerdings nicht das, wofür die meisten Verbraucher den Konzern kennen dürften. Der Online-Handel hat sich zwar wieder etwas erholt, sorgt bei den Aktionären aber noch immer nicht für Jubelsprünge. Schwer unter Druck gesetzt wird Amazon schon seit einer Weile von chinesischen Billiganbietern. Gerade Temu und Shein werden hier gerne genannt.
Die Anbieter haben ein Modell auf die Beine gestellt, bei dem dank des Direktversands aus China schier unschlagbare Preise ermöglicht werden. Zudem wurde der Online-Auftritt schrill und an die sozialen Medien angepasst aufbereitet. Dazu gesellt sich noch etwas „Gamification“, was in den Augen der Kritiker schon Glücksspielcharakter hat. Es gibt auch Vermutungen, dass die Produktionsbedingungen bei den China-Discountern alles andere als optimal ausfallen.
Amazon muss reagieren
Doch was immer Temu und Co. auch getan haben mögen: der Erfolg gibt ihnen bisher recht. Sowohl in den USA als auch hierzulande legen die Plattformen beeindruckende Wachstumsraten hin und machen Amazon damit das Geschäft streitig. Es versteht sich wohl von selbst, dass der US-Konzern dies nicht einfach hinnehmen kann. Nun scheint es, als würde eine Reaktion schon in der Vorbereitung sein.
Wie der Wirtschaftssender „CNBC“ in Erfahrung gebracht haben will, arbeitet Amazon momentan wohl an einem eigenen Billigangebot mit Direktversand aus China. Jenes soll sich dem Vernehmen nach auf Kleidung und Lifestyle-Produkte konzentrieren, also genau das, was bei Temu besonders viele Abnehmer findet. Der Konzern wollte die Berichterstattung bisher nicht weiter kommentieren. Gegenüber dem „Handelsblatt“ ließ man aber mitteilen, dass stets nach neuen Wegen gesucht werde, um Kunden zufriedenzustellen und mehr Auswahl zu niedrigeren Preisen anzubieten.
Hand in Hand mit den Händlern
Dessen ungeachtet soll es bei einer Konferenz in China mit Händlern wohl schon einen ersten Blick auf die neue Plattform gegeben haben. Dort warb Amazon angeblich dafür, dass neue Produkte ohne Umwege über Amazon-Versandzentren direkt aus China verschickt werden können. Auf diesem Wege soll es ermöglicht werden, Produkte in kleinen Mengen am Markt zu testen, bevor jene in eine größere Produktion übergehen.
Ob und wann Amazon ein entsprechendes Angebot tatsächlich starten wird, bleibt abzuwarten. An der Börse wurden aber allein die Gerüchte darum schon abgefeiert. Die Amazon-Aktie konnte sich am Mittwoch um ansehnliche 3,9 Prozent bis auf 193,61 US-Dollar verbessern. Auf Schlusskursbasis ist das nicht weniger als ein neuer Rekord und die Marktkapitalisierung ist laut „Yahoo Finance“ nun schon auf mehr als zwei Billionen Dollar angeschwollen.
Amazon Aktie Chart
Eine Verlockung für Amazon
Es darf als einigermaßen wahrscheinlich gelten, dass Amazon tatsächlich an einer Antwort auf Temu arbeitet. Zu verlockend sind die rasanten Wachstumsraten, welche die chinesische Konkurrenz derzeit vorweisen kann. Amazon könnte gerade in westlichen Gefilden auf viel Gegenliebe stoßen. Denn aufgrund der oftmals negativen Berichterstattung zur chinesischen Konkurrenz ist es nicht unwahrscheinlich, dass einige Verbraucher dem etablierten E-Commerce-Giganten eher Vertrauen schenken werden.
Auf diese Weise lassen sich möglicherweise einige Temu-Begeisterte abwerben und vielleich auch Kunden gewinnen, die sich bisher für die Discount-Angebote mit Versand aus China nicht erwärmen konnten. Um für einen Moment aus meiner eigenen Sichtweise zu sprechen: ich selbst habe bisher noch nie bei Temu oder Shein bestellt und dies auch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Doch bei einem ähnlichen Angebot von Amazon würde die Wahrscheinlichkeit für eine Order sich wohl erhöhen. Das liegt an dem einfachen Grund, dass ich persönlich Amazon mehr Vertrauen entgegenbringe. Ob dies berechtigt sein mag oder nicht, sei dahingestellt.
Amazon muss mit der Zeit gehen
Die Shopping-Trends erlauben es Amazon auch nicht, auf dem bestehenden Modell zu verharren. Durch die Inflation sind Schnäppchen gefragter denn je und konkurrieren lässt sich hier mit den derzeitigen Wachstumskönigen nur, indem deren Vorteile emuliert werden. Amazon täte deshalb sehr gut daran, sich an Temu, Shein und Konsorten ein Beispiel zu nehmen. Gleichwohl wäre es wünschenswert, wenn dabei geltende Gesetze beachtet werden und eventuelle Schlupflöcher nicht bis zur Schmerzgrenze ausgereizt werden.
Voraussichtlich wird an der Börse aber der Online-Handel in absehbarer Zukunft weiterhin nicht im Mittelpunkt stehen. Der Börsenkurs von Amazon wird noch immer von den Cloud-Geschäften rund um AWS dominiert, wo sich auch die KI-Tätigkeiten des Unternehmens finden. Dort sind die Wachstumschancen schlicht weitaus größer, und das auch unter Berücksichtigung eines möglichen neuen Discount-Angebots.
Nicht unwichtig
Dennoch bleibt der Online-Handel für Amazon ein wichtiges Standbein. In den letzten Monaten hat er sich zwar ein wenig zum ungeliebten Kind entwickelt, welches den Aktionären schon mal ordentlich die Stimmung verhageln kann. Sorgt der Konzern nun aber mit frischen Ideen dafür, dass auch hier wieder ein klarer Wachstumskurs erzielt wird, könnte mehr oder minder der letzte Makel an der Aktie aus der Welt geschaffen werden. Dies würde dem ohnehin schon hohen Kurs potenziell noch mehr Aufwärtspotenzial verschaffen. Es bleibt also spannend bei Amazon und die Charttechnik lädt mindestens dazu ein, die Aktie weiter genau im Auge zu behalten.
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