Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von Amazon, am Donnerstag der vergangenen Woche kurzzeitig um rund 10 US-Dollar eingeknickt, hat sich mittlerweile wieder gefangen. Was die Anleger beim E-Commerce-Riesen kurz vor den Zahlen so nervös gemacht hatte, ist unklar. Sicher ist lediglich, dass sich die Amazon-Aktie an der Nasdaq von 166 auf aktuell wieder 179 US-Dollar verbessert hat. Das ist ziemlich genau das Niveau von vor einem Monat. Wie es kurz- und mittelfristig weitergeht, entscheidet sich ohnehin erst am Dienstag, dem Tag der Wahrheit.
Amazon legt am Dienstag Quartalszahlen vor
Denn am 30. April wird Amazon um 2.30 p.m Pacific Time (22.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit) seine Ergebnisse aus dem 1. Quartal 2024 veröffentlichen. Und die Analysten sind insgesamt zuversichtlich. „Sowohl auf Umsatz- als auch auf Ergebnisseite rechnen Experten und Anleger mit deutlich verbesserten Ergebnissen im Vorjahresvergleich“, heißt es etwa auf finanzen.net. Ganz vorne dabei ist JPMorgan, die US-Bank hat vor den Zahlen eine Kaufempfehlung für die Amazon-Aktie ausgesprochen.
Analyst Doug Anmuth steht demnach „dem gesamten Internetsektor positiv gegenüber“, wie es heißt. Die US-Internetkonzerne dürften mit insgesamt soliden Resultaten zum ersten Quartal aufwarten, schrieb er in einer Branchenstudie. Amazon, Meta und Uber seien seine „Top Picks“ im Sektor, ein Investment in Amazon hält er aber sogar für die „beste Idee“ für das Jahr 2024.
- Und so behielt er für die Aktie sein „Overweight“-Rating bei
- Zugleich bestätigte er sein Kursziel von 225 US-Dollar für die Papiere
- Damit sieht er weiteres ein Kurspotenzial von aktuell rund 25 Prozent
„Wir glauben, dass Amazon als Marktführer im E-Commerce und in der Public Cloud gut positioniert ist“, wird Doug Anmuth von „The Street“ zitiert. Dabei erwarte er, dass das unter Amazon Web Services (AWS) fungierende Cloudgeschäft im ersten Quartal und im Gesamtjahr hervorragende Ergebnisse erzielen werde, heißt es. Er ist demnach überzeugt, dass die Flexibilität von Amazon bei der Förderung von Erstanbieter- und Drittanbieter-Beständen sowie die Prime-Mitgliedschaft große Vorteile im Stores-Geschäft darstellen. Hinzu komme der mehrjährige Vorsprung in der Cloud, die zu einem weltweiten Marktanteil von etwa 35 Prozent geführt habe.
UBS gibt Kaufempfehlung für Amazon-Aktie ab
Auch bei der UBS geht man davon aus, dass Amazon mit dem Quartalsbericht positiv überraschen wird. Die schweizer Großbank jedenfalls hat das Kursziel für die Aktie in der vergangenen Woche von 198 auf 215 US-Dollar angehoben und die Einstufung folglich auf „Buy“ belassen. Analyst Stephen Ju verwies laut Medienberichten in der am Donnerstag vorliegenden Studie auf ein neues Modell zur Bewertung der Aktie des Online-Handelsgiganten und dass er daher den Zeitraum für deren Bewertung um ein Quartal weiter in die Zukunft verschoben habe.
Bezüglich der Quartalszahlen von Amazon dürfte sich der Fokus der Anleger laut Stephen Ju auf die Betrachtung des gesamten Franchise-Umsatzes und des Betriebsergebnisses ausgeweitet haben, nachdem er zuletzt eher auf der Cloud-Computing-Sparte AWS gelegen habe. Ein Kauf sind die Papiere aber demnach allemal, seine Prognose sieht ein Kurspotenzial von immerhin knapp 20 Prozent. Damit deckt sich seine Erwartung mit der von RBC Capital Markets, wie folgende Übersicht der weitern im Laufe des Aprils abgegeben Einschätzungen zur Amazon-Aktie zeigt:
- Jefferies & Company: 225,00 US-Dollar, +25,26%
- Bernstein Research: 200,00 US-Dollar, +11,35%
- RBC Capital Markets: 215,00 US-Dollar, +19,70%
Amazon-Kursziele zwischen 200 und 225 Dollar
Etwas zurückhaltender also zeigte sich das US-Analysehaus Bernstein Research in einer Branchenstudie zu allgemeinen Trends in der globalen Nutzung digitaler Medien zur Monatsmitte. Mit Blick auf Amazon hob Analyst Mark Shmulik hervor, dass der chinesische Konkurrent Temu seit nunmehr einem Jahr führend sei in Bezug auf App-Downloads. Im ersten Quartal habe sich dieser Trend zudem bestätigt. Dennoch hatte Shmulik die Einstufung für die Amazon-Aktie auf „Outperform“ belassen.
Etwas zwiegespalten zeigte sich Brent Thill vom Analysehaus Jefferies: Er sieht eine anziehende Dynamik im Bereich Amazon Web Services (AWS). Andere Bereiche dürften diese „aber teilweise überschatten, sodass das Umsatzwachstum im ersten Quartal zurückgegangen sein dürfte“, so seine Prognose. Thill hält die Papiere dennoch für attraktiv bewertet vor dem Hintergrund mehrjährigen Profitabilitätsspotenzials. Er hat die Einstufung für Amazon mit einem Kursziel von ebenfalls 225 US-Dollar auf „Buy“ belassen.
Amazon-Aktie mit fast 80 Prozent im Jahresplus
Die Anleger hingegen scheinen erst einmal abzuwarten, wie die Quartalszahlen zum Jahresstart tatsächlich ausgefallen sind. Der zunächst seit Jahresbeginn 2023 anhaltende Aufwärtstrend jedenfalls wurde am 12. April bei einer Höchstbewertung von knapp 190 US-Dollar erst einmal gestoppt.
Doch auch so kann sich die Performance der Amazon-Aktie aus dem zurückliegenden Jahr mit einem Plus von annähernd 80 Prozent wahrlich sehen lassen. Seit ihren Tiefständen im Dezember 2022, als kurzzeitig nur noch 82 US-Dollar auf dem Kurszettel standen, hat sich der Börsenwert von Amazon sogar weit mehr als verdoppelt.
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