Alibaba-Aktie: Den nächsten hat es erwischt!

Die Aktie des chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba erlebt eine bleierne Zeit. Im Unternehmen müssen immer mehr Führungskräfte ihren Hut nehmen, aus Altersgründen.

Auf einen Blick:
  • Die Alibaba-Aktie hat sich zuletzt nur leicht verbessert, trotz Kaufempfehlungen
  • Beim chinesischen E-Commerce-Konzern rumort es, man will jünger und flexibler werden
  • Immer mehr Führungskräfte bei Alibaba-Töchtern müssen gehen, aus Altersgründen
  • Nach dem CEO der Videospielsparte erklärte nun der 60-Jährige Freshippo-Gründer seinen Rücktritt

Liebe Leserin, lieber Leser,

ganz langsam schob sich die Aktie von Alibaba die letzten Tage wieder ein wenig nach oben. Die Papiere des chinesischen E-Commerce-Riesen, vor einer Woche bei 73,42 US-Dollar in New York aus dem Handel gegangen, notierten am Donnerstag nach leichten Verlusten zum Börsenschluss bei immerhin wieder 73,83 Dollar. Doch so ruhig der Kursverlauf der Alibaba-Aktie derzeit erscheinen mag, im Unternehmen rumort es. Man will jünger werden, flexibler im Handeln und Denken. Und nun hat es offenbar die nächste Führungskraft erwischt.

Alibaba: „Ehrenhaft in den Ruhestand“

Laut internationaler Medienberichte hat Freshippo, der Lebensmittelzweig der Alibaba Group, seinen Mitarbeitern jetzt mitgeteilt, dass CEO Hou Yi zurücktreten wird. Ersetzt werden soll der 60-Jährige durch den derzeitigen CFO der Einheit, Yan Xiaolei,  wie aus einem internen Schreiben hervorgeht, das der Agentur Reuters vorliegt. „Hou Yi wird mit sofortiger Wirkung als CEO von Freshippo zurücktreten und ehrenhaft in den Ruhestand gehen“, heißt es demnach in der Mitteilung. „Yan Xiaolei wird als CEO fungieren.“ Hou werde auch in Zukunft als „oberster Ehrenberater“ von Freshippo fungieren, wie man salbungsvoll ergänzt.

Die Führungsumbildung bei Freshippo ist laut insideretail.asia lediglich die jüngste bei der Alibaba Group, im Rahmen derer „zahlreiche leitende Führungskräfte aus dem Unternehmen ausscheiden oder neue Aufgaben übernehmen“. Hou kam dem Bericht zufolge 2015 zu Alibaba und gründete im Jahr darauf  Freshippo als Teil der „neuen Einzelhandels“-Revolution des Unternehmens. Zuvor war er demnach in der Logistikabteilung von JD.com tätig.

  • Reuters berichtete im Februar, dass Alibaba eine Reihe von Vermögenswerten aus dem Verbrauchersektor verkaufen wollte, darunter auch Freshippo
  • Ein Freshippo-Sprecher bestritt damals laut InsideRetail, dass der Konzern einen Verkauf des Tochterunternehmens plane

Alibaba will Startup-Denkweise behalten

Wie freiwillig der Rückzug des bisherigen CEO jetzt ist, darüber lässt sich spekulieren. Denn seit vergangenem Jahr konzentriert sich Alibaba laut Medienberichten darauf, jüngere Menschen, die nach 1985 geboren wurden, in Führungsteams zu befördern – „eine Strategie, die dem Technologieriesen helfen soll, eine Startup-Denkweise aufrechtzuerhalten und zu verhindern, dass sie in alten Gewohnheiten stecken bleibt“, wie es bei Reuters unlängst hieß. Mit Folgen.

Laut Medienberichten hatte bereits Memo Lingxi Games, die Videospielsparte der Alibaba Group, den Mitarbeitern vor knapp zwei Wochen mitgeteilt, dass ihr Führungsteam zurücktreten werde, um Platz für ein jüngeres Management zu schaffen. Zhan Zhonghui, Leiter der Sparte, schrieb demnach in einer unternehmensweiten E-Mail, dass er sowie zwei weitere Führungskräfte bis Ende März zurücktreten werden. Zhou Bingshu, ein erfahrener Spieleproduzent, übernimmt dann die Leitung von Memo Lingxi Games. Laut eines Insiders ist Zhan etwa 50 Jahre alt, sein Nachfolger Mitte 30.

Milliarden für AliExpress in Südkorea

Die erzwungene Verjüngungskur ist nicht das alleinige Mittel, mit dem der schwankende Riese wieder ins Gleichgewicht kommen will. In dieser Woche wurde zudem bekannt, dass Alibaba massive Investitionen in Südkorea plant. Laut einem Geschäftsplan wolle Mutterkonzern in den nächsten drei Jahren 1,1 Milliarden Dollar in seine E-Commerce-Plattform AliExpress investieren, um das Geschäft dort auszubauen.

Das Unternehmen will laut KBS World 200 Millionen Dollar einsetzen, um noch im laufenden Jahr ein 180.000 Quadratmeter großes Verpackungslager oder Fulfillment Center in Südkorea einzurichten. Es werde erwartet, dass dank des Logistikzentrums die Lieferdauer von auf AliExpress angebotenen Produkten „drastisch verkürzt wird“, heißt es. Alibaba plan zudem, 100 Millionen Dollar für die Unterstützung des globalen Verkaufs durch südkoreanische Verkäufer bereitzustellen

Alibaba-Aktie kommt nicht voran

All die Aktivitäten haben bislang nicht zum Erfolg geführt, zumindest nicht an der Börse. Zwar noch ganz leicht im Wochenplus, kommt die Alibaba-Aktie mittelfristig kein Stück voran. Mit knapp 74 US-Dollar notiert sie aktuell sogar leicht unter dem Kursstand von vor einem Vierteljahr. Seit ihrem Höchststand vor knapp einem Jahr bei 105 Dollar hat der Konzern sogar rund 30 Prozent an Börsenwert eingebüßt.

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Und auch die Analysten mussten ihre Erwartungen zuletzt deutlich nach unten schrauben. Waren sie vor einem halben Jahr laut marketscreener.com im Durchschnitt noch davon ausgegangen, dass die Aktie von Alibaba bis auf 140 US-Dollar  steigen wird, liegt das mittlere Kursziel aktuell nur noch bei knapp 108 US-Dollar. Doch auch diese Prognose suggeriert ein Aufwärtspotenzial von immerhin 45 Prozent. Entsprechend

  • raten 36 von 45 Analysten zum Kauf der Papiere
  • neun würden die Alibaba-Aktie derzeit kaufen
  • kein einziger empfiehlt im Moment den Verkauf

Kursziele lagen einst bei 300 US-Dollar

Sich auf diese Einschätzungen zu verlassen, ist allerdings keine allzu gute Idee. Nicht allein, dass die vermeintlichen Experten ihre Kursziele für Alibaba im vergangenen Halbjahr angesichts des anhaltenden Niedergangs um mehr als 20 Prozent zurücknehmen mussten. Vor knapp zwei Jahren träumten die Analysten noch von Kursen um die 300 US-Dollar.

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