Gründer Jack Ma verschwand monatelang, der Börsengang der Finanztochter Ant wurde kurzfristig abgesagt und der Konzern bekam eine Rekordstrafe von 2,6 Milliarden US-Dollar aufgebrummt. Man könnte sagen: Es war ein turbulentes Jahr 2021 für Alibaba.
In den vergangenen Monaten ist es jedoch ruhiger geworden. Die Staatseigriffe haben Wirkung gezeigt. Das zeigen auch die gemischten Ergebnisse, die Chinas E-Commerce-Gigant gestern für sein drittes Geschäftsquartal (per Ende Dezember) meldete.
Quartalszahlen mit Licht und Schatten
So kletterte der Konzernumsatz zwischen Oktober und Dezember gegenüber dem Vorjahr um ein Zehntel auf umgerechnet rund 38 Milliarden US-Dollar – 1,3 Prozent unter den Analystenschätzungen. Wie erwartet setzt Alibaba dabei seine Umsatzdiversifizierung fort. Besonders stark wuchsen die Erlöse im internationalen Handel (18%) und bei Innovationsinitiativen (63%). Auch das New-Retail-Segment (hochmoderne Supermärkte) wuchs mit 21 Prozent stärker als prognostiziert. Der Bereich Cloud Computing legte jedoch gegenüber dem Vorjahresquartal nur um 20 statt wie erwartet um 30 Prozent zu.
Ertragsseitig brach der bereinigte Gewinn (EBITDA) zwar um 23,5 Prozent ein auf 2,65 US-Dollar je Aktie. Die von Capital IQ befragten Analysten hatten im Schnitt jedoch mit 2,53 US-Dollar deutlich weniger auf dem Zettel. Der auf Aktionäre entfallende Nettoüberschuss fiel letztlich aber um Drei Viertel kleiner aus als im Vorjahr. Im Hinblick auf das laufenden Quartal warnte der E-Commerce-Riese, dass anhaltende Investitionen ins Wachstum des Kerngeschäfts zu einer sinkenden EBITDA-Marge führen werden.
Ein Lichtblick: Die Zahl jährlich aktiver Kunden (ACC) stieg in den drei Monaten um 3% auf 1,3 Milliarden. „Wir sind voll auf Kurs, das Ziel von einer Milliarde China-ACCs bis zum Ende dieses Geschäftsjahres zu erreichen“, sagte Alibaba-CEO Daniel Zhang.
Strategisches Tiefstapeln?
An der Börse hat Alibaba mit seinen Quartalszahlen zunächst enttäuscht: Der Aktienkurs des Unternehmens fiel in der Spitze um 6 Prozent. Im Laufe des Handelstages konnte der China-Titel die Verluste jedoch fast vollständig wettmachen.
Es ist durchaus möglich, dass der Konzern auch aus strategischen Gründen zunächst keine neuen Rekordzahlen vermelden wollte. Darauf deutet einerseits das reduzierte Marketing-Budget für den chinesischen Singles-Day hin. Sicher ist: Mittelfristig muss Alibaba rund 13 Milliarden US-Dollar für gemeinnützige Projekte spenden, um das Verhältnis mit Peking wieder zu kitten.
Ein Wettbewerbsnachteil ist dadurch jedoch nicht entstanden, da die direkten Regulierungen auch konkurrierende Internetplattformen treffen. Zwar schränkt das staatliche Korsett Alibaba teils stark ein; Peking wird dem Amazon Chinas jedoch kaum die Luft vollständig abschnüren. Die Regierung ist auf die Tech-Konzerne angewiesen, denn 2049 jährt sich der Gründungstag der Volksrepublik zum 100-sten Mal. Bis dahin will sich das Land als führende Industrienation präsentieren – insbesondere in den Zukunftsfeldern Cloud Computing und künstliche Intelligenz.
Einmalige Marktdominanz
Abgesehen von den politischen Risiken ist das Marktumfeld für Alibaba jedoch durchaus verheißungsvoll. Der E-Commerce-Händler profitiert wie kaum ein anderes Unternehmen von der wirtschaftlichen Dynamik und dem steigenden Wohlstand im Reich der Mitte. Chinas Null-Covid-Strategie und die gestraffte Geldpolitik sind dabei nur vorübergehende Hemmnisse.
Die 850 Millionen chinesischen Internet-Nutzer sind laut dem Unternehmensberater McKinsey für rund 45 Prozent der weltweiten E-Commerce-Transaktionen verantwortlich. Der nationale Markt ist damit so groß wie die 9 (!) nächstgrößten zusammen.
Im internationalen Vergleich ist die Alibaba-Aktie günstig bewertet. Während das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Amazon bei 65 liegt, wird das chinesische Pendent zum 15-fachen Jahresgewinn gehandelt – und das bei ähnlichem Umsatzwachstum und höheren Margen. Das zeigt: Im Gegensatz zum US-Tech-Sektor sind regulatorische Risiken bei Alibaba bereits eingepreist.
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