Was ist besser: Aktien oder ETFs?

ETFs sind bei Anlegern sehr beliebt und in vielen Situationen eine gute Wahl. Doch wann sollte man lieber zu Einzelaktien greifen?

Auf einen Blick:
  • Entscheidende Kriterien bei der Wahl zwischen ETF und Einzelaktie sind Risikominimierung und Renditeerwartung.
  • Wenn die Kursrenditen innerhalb einer Branche stark vom Durchschnitt abweichen, können Einzelaktien die bessere Wahl sein.
  • ETFs sind oft die bessere Wahl, wenn die Kursrenditen in einem Sektor nahe am Mittelwert liegen, d.h. es keine großen Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen gibt.
  • ETFs können auch dann von Vorteil sein, wenn Sie einfach zu wenig über einen bestimmten Markt wissen und die „erfolgreichen“ Aktien nicht identifizieren können.

In den vergangenen Jahren haben immer mehr Anleger ihr Kapital in börsengehandelte Fonds – so genannte ETFs – investiert, statt sich ein Depot mit Einzelaktien anzulegen. Ist das generell die bessere Anlagestrategie? Für wen lohnt es sich? Und wann lohnt es sich?

Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum: Viele Anleger greifen aus Bequemlichkeit zu ETFs. Sie kennen sich am Aktienmarkt nicht aus und haben auch keine Lust, daran etwas zu ändern. Da erscheinen Index- oder Themen-ETFs als sinnvolle Option, mit der man nicht viel falsch machen kann. Das ist durchaus legitim.

Es gibt aber auch Anleger, die mehr Kontrolle über ihre Investitionen haben wollen. Sie möchten verstehen, in was sie investieren und ob dies wirklich die beste Wahl für ihr persönliches Anlageziel ist. In diesem Fall sollten Sie sich über die jeweiligen Vor- und Nachteile von Einzelaktien und ETFs informieren.

Der Hauptunterschied zwischen Aktien und ETFs

Als Anleger möchten Sie in der Regel eine Rendite auf Ihre Investition erzielen, dabei aber ein möglichst geringes Risiko eingehen. Vor diesem Hintergrund sind ETFs oft eine gute Wahl. Warum?

Börsennotierte Fonds fassen eine Vielzahl von Aktien zu einem großen Portfolio zusammen. Das können zum Beispiel Unternehmen sein, die in einem Index wie dem DAX oder dem Dow Jones vertreten sind. Oder auch ganze Branchen wie die erneuerbaren Energien, die ein ETF abbildet.

Durch die Vielzahl unterschiedlicher Unternehmen sinkt die Schwankungsbreite der Kurse, die sogenannte Volatilität. Das ist in der Regel ein Zeichen für ein geringeres Risiko. Bei Einzelaktien können wir viel stärkere Ausschläge beobachten. Damit steigt auch das Risiko größerer Kursverluste.

Gleichzeitig verzichten ETF-Anleger in der Regel auf ein gewisses Aufwärtspotenzial, das Einzelaktien bieten. Dieses Problem verschärft sich in einzelnen Branchen, in denen wir erfahrungsgemäß mit sehr großen Unterschieden zwischen den einzelnen Unternehmen rechnen müssen.

Mit anderen Worten: Ein ETF nivelliert in diesem Fall die Kursunterschiede, weil sich schlecht laufende Aktien mit gut laufenden Aktien ausgleichen. Als Anleger hätte man sich aber deutlich bessere Renditen sichern können, wenn man sich die Rosinen herausgepickt hätte.

Wann einzelne Aktien besser abschneiden können

Sektoren oder Situationen, in denen die Aktienrenditen stark schwanken, oder Fälle, in denen Kennzahlen und andere Formen der Fundamentalanalyse eingesetzt werden können, um Fehlbewertungen aufzudecken, bieten Anlegern die Möglichkeit, die erwarteten Renditen zu übertreffen.

Aufgrund Ihrer Recherchen und Ihrer Erfahrung haben Sie möglicherweise einen guten Einblick in die Leistung eines Unternehmens. Dieser Einblick verschafft Ihnen einen Vorteil, den Sie nutzen können, um Ihr Risiko zu verringern und bessere Renditen zu erzielen. Ein gutes Research kann zu wertsteigernden Anlagemöglichkeiten führen, die sich für Aktienanleger lohnen.

Welche Branchen eignen sich für Stock Picking?

Der Einzelhandel ist beispielsweise ein Sektor, in dem einzelne Aktien bessere Chancen bieten können als der Kauf eines ETF, der den Sektor abdeckt. Wenn Sie diese Aktien bewusst auswählen, spricht man von „Stock Picking“.

Die Unternehmen in diesem Sektor weisen in der Regel eine große Streuung der Renditen auf, die von den von ihnen angebotenen Produkten abhängt. Dies kann für einen aufmerksamen Stockpicker eine gute Gelegenheit sein, erfolgreich zu sein. Weitere Beispiele:

  • Technologiesektor: Der Technologiesektor ist bekannt für seine schnelle Innovation und sein Wachstumspotenzial, was zu hohen Renditen führen kann. Allerdings ist hier auch das Risiko höher, da Technologieunternehmen oft volatil sind und schnell an Wert verlieren können.
  • Gesundheitssektor: Der Gesundheitssektor ist ein relativ stabiler Sektor, da er nicht so stark von der Konjunktur abhängt. Die Branche ist jedoch auch regulatorischen Risiken ausgesetzt, da sich die Gesundheitsvorschriften ändern können.
  • Energiewirtschaft: Die Energiewirtschaft ist eine sehr volatile Branche, da sie stark von geopolitischen Ereignissen und Energiepreisen beeinflusst wird. Es gibt jedoch auch viele Möglichkeiten für langfristiges Wachstum und hohe Renditen.
  • Konsumgüterindustrie: Die Konsumgüterindustrie ist ein relativ stabiler Sektor, da die Nachfrage nach Konsumgütern relativ konstant ist. Allerdings ist das Wachstumspotenzial in diesem Sektor oft begrenzt.
  • Finanzsektor: Der Finanzsektor bietet viele Möglichkeiten für Stock Picking, da es viele verschiedene Arten von Finanzunternehmen gibt, wie z.B. Banken, Versicherungen, Investmentgesellschaften und Broker. Der Sektor kann jedoch auch volatil sein und ist häufig regulatorischen Risiken ausgesetzt.

Wann ist ein ETF die bessere Wahl?

Sektoren mit einer geringen Streuung der Renditen um den Mittelwert bieten Stockpickern keinen Vorteil, wenn sie versuchen, höhere Renditen als der Markt zu erzielen. Die Performance aller Unternehmen in diesen Sektoren ist in der Regel ähnlich.

Versorger und Basiskonsumgüter fallen beispielsweise in diese Kategorie. Da die Streuung der Renditen bei Versorgern und Basiskonsumgütern tendenziell gering ist, bietet die Auswahl einer einzelnen Aktie keine ausreichend hohe Rendite für das mit dem Besitz von Einzeltiteln verbundene Risiko.

In diesem Fall müssen die Anleger entscheiden, welchen Anteil ihres Portfolios sie dem Sektor insgesamt zuweisen wollen, anstatt einzelne Aktien auszuwählen. Da ETFs die von den Aktien des Sektors ausgeschütteten Dividenden weiterleiten, profitieren die Anleger auch von diesem Vorteil.

Bei Unsicherheiten ETFs in Betracht ziehen

Häufig schwanken die Renditen in einem bestimmten Sektor, und die Anleger sind nicht in der Lage, die Wertpapiere auszuwählen, die sich voraussichtlich weiterhin überdurchschnittlich entwickeln werden. Folglich können sie das Risiko nicht verringern und das Renditepotenzial nicht erhöhen, indem sie eine oder mehrere Aktien aus diesem Sektor auswählen.

Wenn die Faktoren, die die Performance eines Unternehmens beeinflussen, schwieriger zu verstehen sind, kann ein ETF eine Alternative sein. Diese Unternehmen verfügen möglicherweise über komplexe Technologien oder Prozesse, die zu einer guten oder schlechten Performance führen. Die Performance kann von der erfolgreichen Entwicklung und dem Verkauf einer neuen, noch nicht erprobten Technologie abhängen. Die Streuung der Renditen ist groß und die Chance, einen Gewinner zu finden, kann sehr gering sein.

Branchen, in denen ETFs die bessere Wahl sind

Der Biotechnologiesektor ist ein gutes Beispiel, da viele dieser Unternehmen von der erfolgreichen Entwicklung und dem Verkauf eines neuen Medikaments abhängig sind. Erfüllt die Entwicklung des neuen Medikaments die Erwartungen in den Versuchsreihen nicht oder wird der Antrag auf Zulassung des Medikaments von den nationalen Behörden nicht bewilligt, sieht die Zukunft des Unternehmens düster aus. Wird das Medikament hingegen zugelassen, können die Investoren des Unternehmens hohe Gewinne erzielen.

Bestimmte Rohstoffe und spezielle Technologiegruppen, wie z.B. Halbleiter, gehören zu der Kategorie, in der ETFs die bevorzugte Alternative sein können. Wenn Sie beispielsweise der Meinung sind, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um in den Bergbausektor zu investieren, möchten Sie vielleicht ein spezifisches Engagement in diesem Sektor aufbauen.

Nehmen wir jedoch an, Sie befürchten, dass einige Titel politische Probleme haben könnten, die ihre Produktion behindern. In diesem Fall ist es ratsam, in den Sektor und nicht in eine bestimmte Aktie zu investieren, da dies Ihr Risiko verringert. Sie können immer noch vom Wachstum des gesamten Sektors profitieren, vor allem wenn er sich besser entwickelt als der Gesamtmarkt.

Schlussfolgerung

Bei der Entscheidung zwischen Aktien und ETFs sollten Sie das Risiko und die mögliche Rendite berücksichtigen. Die Auswahl von Aktien bietet einen Vorteil gegenüber ETFs, wenn die Renditen stark vom Durchschnitt abweichen. Bei der Aktienauswahl können Sie sich einen Vorteil verschaffen, indem Sie Ihr Wissen über den Sektor oder die Aktie nutzen.

ETFs bieten in zwei Situationen Vorteile gegenüber Aktien. Erstens, wenn die Aktienrenditen in einem Sektor eine geringe Streuung um den Mittelwert aufweisen, kann ein ETF die bessere Wahl sein. Zweitens, wenn Sie nicht in der Lage sind, einen Vorteil durch Informationen über das Unternehmen zu erzielen, ist ein ETF die vernünftige Wahl.

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