Aktien- und Krypto-Märkte: Fed-Desaster belastet nachhaltig!

Fed senkt Leitzins, doch Powells schwacher Auftritt erschüttert Vertrauen der Anleger. Warum seine Argumentation wenig Sinn ergibt, lesen Sie hier.

Auf einen Blick:
  • Leitzinsentscheidung: Fed senkt Zinsen auf 4,25–4,50 %, erfüllt Markterwartungen.
  • Powells schwache PK: Unsichere Argumentation zur Zinsentwicklung irritiert Anleger.
  • Marktreaktionen: Aktien- und Krypto-Märkte volatil, Inflationsdaten stabilisieren leicht.

Am Mittwoch, dem 18. Dezember, endete turnusmäßig die letzte Tagung des Offenmarktausschusses (Federal Open Market Committee, kurz: FOMC) der US-Notenbank Federal Reserve im Jahr 2024. Wie immer endete sie mit der entsprechenden Leitzinsentscheidung, die ebenfalls wie üblich schriftlich bekanntgegeben wurde.

Kurz danach kam es dann zur Pressekonferenz (PK) mit dem Fed- sowie FOMC-Vorsitzenden Jerome „Jay“ Powell. Die PK im Anschluss an den Leitzinsentscheid gibt es so lange noch gar nicht; sie wurde von Powells Vorgängerin im Amt, der noch amtierenden US-Finanzministerin Janet Yellen, eingeführt. Yellen hatte sich dies bei der Europäischen Zentralbank (EZB) abgeschaut, die ebenfalls stets nach ihrer Leitzinsentscheidung eine solche PK abhält. Die Idee hinter der PK, nämlich mehr Transparenz herzustellen, war und ist dabei sehr gut.

Allerdings hat Powell zum wiederholten Male keinen besonders guten Auftritt auf dieser PK hingelegt. Dabei waren nicht alle seine Auftritte aus Sicht der Bullen schlecht. So hat er in der, selbst jüngeren, Vergangenheit auch oftmals frisches Öl in das bereits lodernde Bullenfeuer geschüttet, was eigentlich auch nicht im Sinne des Erfinders sein sollte. Aber auch aus Sicht der Bullen hatte er in der Vergangenheit schon sehr schlechte Auftritte; wie auch diesmal! Doch warum?

Powells Argumentation ergibt wenig Sinn!

Nun, Powell verkündete zunächst noch einmal die Fakten, wonach der Fed-FOMC die Leitzinsen (Federal Funds Rate) erneut um 25 Basispunkte auf nunmehr 4,25 bis 4,50 Prozent gesenkt habe. Damit wurden die Markterwartungen erfüllt. Anschließend erläuterte er, dass die Experten bei der US-Notenbank ihre Schätzungen für das Wirtschaftswachstum in 2025 angehoben hätten. Aber nicht nur das. Vielmehr hätten sie eben auch ihre Inflationsprognosen angehoben.

Beides ist durchaus konsistent. Denn ein stärkeres Wirtschaftswachstum geht eben zumeist auch mit einer höheren Inflation einher. Doch was dann folgte, passte hinten und vorne nicht. Denn obwohl man die Wachstums- und Inflationsprognosen angehoben habe, erwarte man weiterhin sinkende US-Leitzinsen. Ja, nicht mehr ganz so schnell ganz so stark sinkende Leitzinsen, wie man es noch zuvor getan hat. Aber eben doch sinkende Leitzinsen. Das bot natürlich Angriffspunkte für die anwesenden Fachjournalisten.

Und tatsächlich nutzte einer der anwesenden Journalisten diese Steilvorlage und fragte danach, warum man denn weiterhin mit sinkenden Leitzinsen und damit Zinssenkungen durch die US-Notenbank rechnen solle, wenn doch sowohl die Wachstums- als auch die Inflationsprognosen angehoben worden seien. Ob weiter sinkende Leitzinsen dann nicht kontraproduktiv seien und ob man – als Anleger – wirklich darauf vertrauen könne, dass die Leitzinsen weiter sinken würden.

Oder ob es nicht vielmehr so sei, dass dies eher ein Wunschdenken der US-Notenbank sei und man sich nicht besser darauf vorbereiten müsse, dass die nun verkündete Leitzinssenkung bereits die letzte Leitzinssenkung im aktuellen Zinssenkungszyklus der Fed gewesen sein könnte. Powell versuchte daraufhin, sichtlich angeschlagen, solche Spekulationen vom Tisch zu wischen. Zwar agiere die US-Notenbank datenabhängig. Aber das Basisszenario seien, wie verkündet, weiter sinkender Leitzinsen.

Aktuelle Zinssenkung war NICHT einstimmig, aber…

Besonders überzeugend klang der, teilweise stammelnde, Powell dabei aber nicht. Dabei wäre das sehr wichtig gewesen. Denn schon im Statement zum Leitzinsentscheid war zu lesen, dass die Entscheidung nicht einstimmig getroffen worden sei. So hatte die neue Chefin der regionalen Fed von Cleveland – und Nachfolgerin von Loretta J. Mester – Beth M. Hammack, eine ehemalige Führungskraft von Goldman Sachs, gegen die Leitzinssenkung gestimmt.

Da Powell selbst mit seinem desaströsen PK-Auftritt für stärker fallende Kurse an den Aktien- und Krypto-Märkten gesorgt hatte, gaben sich seine Fed-FOMC-Kollegen, jetzt im Nachgang, deutlich versöhnlicher. Besser als erwartete Inflationsdaten (die Daten deuteten auf einen geringeren Inflationsdruck in den USA hin) sorgten, im Einklang mit den Statements der zahlreichen Fed-FOMC-Mitglieder, zuletzt für eine Stabilisierung.

Dabei erklärte selbst Beth M. Hammack, dass sie bei der Abstimmung zwar gegen die Leitzinssenkung gestimmt habe. Dass ihre Motivation dabei jedoch gewesen sei, dass sie einen stärkeren Inflationsdruck in den USA erwartet habe. Mit den nun vermeldeten Inflationsdaten sei ihr diese Angst zwar noch nicht ganz genommen worden. Die Daten deuteten jedoch in die richtige Richtung und so könne sie mit der Entscheidung nun noch besser leben.

Fazit: Powell hat es verbockt

Die US-Notenbank hat am Mittwoch, dem 18. Dezember 2024, ein weiteres Mal ihren Leitzins gesenkt. Es war die dritte Zinssenkung in Folge und insgesamt wurde der Leitzins damit um ein ganzes Prozent reduziert. Weitere Leitzinssenkungen sollen folgen. Das Problem: Bis zuletzt glaubte nahezu jeder Anleger daran. Mit seinem desaströsen Auftritt auf der PK jedoch hat Mr. Powell das Vertrauen der Anleger in ihn, die US-Notenbank und damit weitere Leitzinssenkungen erschüttert.

Zumal die Wirtschaftsdaten nicht darauf hindeuten, dass weitere Leitzinssenkungen nötig sind. Wenngleich die Inflationsdaten zuletzt diese zumindest als weiterhin gut möglich erscheinen lassen. Selbst dann, wenn es vielleicht langsamer und weniger aggressiv mit den Leitzinsen nach unten gehen mag, als viele kürzlich noch dachten. Im Grunde genommen hat die US-Notenbank den Anlegern gegeben, was sie haben wollten – und möchte das auch weiterhin tun.

Nur stellen jetzt immer mehr Anleger in Frage, ob es auch dazu kommen kann und wird. Unsicherheit aber mögen Anleger gar nicht. Darum reagierten die Aktien- und Krypto-Märkte auch so, wie sie reagierten. Es wird nun etwas Zeit brauchen diesen kleinen Powell-Schock zu verdauen. Das Basis-Szenario bleibt zwar bullish. Aber es dürfte volatiler werden und man muss nun nicht mehr jedes Dip sofort kaufen. Zumal Powell seinen schlechten PK-Auftritt zuletzt frühestens am Mittwoch, dem 29. Januar 2025, „reparieren“ kann… wenn er denn überhaupt möchte!?

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen guten Rutsch ins neue Jahr 2025!

Ihr

Sascha Huber

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