Liebe Leserin, lieber Leser,
in der vergangenen Woche habe ich die These aufgestellt, dass Sie bei Ihrer Vermögensplanung auf keinen Fall um Aktien herumkommen.
Eines meiner Argumente war, dass wir trotz steigender Preise, also einer beginnenden Inflation, in absehbarer Zeit keine nennenswerten Zinserhöhungen sehen werden.
Inflation: Ja, Zinserhöhung: Nein
Heute morgen äußerte sich die EZB (Europäische Zentralbank)-Direktorin Schnabel entsprechend. Sie sehe durchaus eine Inflation um die 3% voraus. Allerdings betonte Sie auch, dass das nicht direkt zu Zinserhöhungen führen wird.
Wie gesagt: Für die Haushalte vieler Staaten wäre eine Anhebung des Zinsniveaus ein massives Problem. Denn die Schulden der Staaten sind massiv explodiert. Corona war dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen kann. Hohe Zinsen für neue Schulden sind einfach „nicht drin“.
Aktien: Worauf Sie bei diesem Inflationsschutz achten sollten
Beginnen wir mit einer recht einfachen Kennzahl, dem Kurs-Gewinn-Verhältnis oder KGV.
Zur Ermittlung dieser Zahl wird der Gesamtüberschuss des vergangenen Geschäftsjahres durch die Zahl der Aktien geteilt. Damit entfällt auf jeden Anteilschein ein Teil des Gewinns. Sie brauchen dann nur noch den aktuellen Kurs der Aktie durch diesen Gewinnanteil zu teilen.
KGV: Vor- und Nachteile im Überblick
Der große Vorteil des KGV liegt in seiner einfachen Berechnung. Der Nachteil ist offensichtlich: Das KGV beschreibt die Vergangenheit. So kann sich diese Kennzahl ruckartig verschlechtern und ins Minus rutschen, wenn das folgende Geschäftsjahr nicht erfreulich verläuft.
Meine Empfehlung: Wenn Sie das KGV in Ihre Anlageentscheidungen mit einfließen lassen möchten, sollten Sie vor allem die Entwicklung der vergangenen Jahre betrachten.
Wenn Sie dann feststellen, dass die Aktie in der Vergangenheit ein relativ konstantes KGV hatte, können Sie zumindest einen Hinweis darauf erhalten, ob die Aktie günstig oder teuer ist.
Wenn eine Aktie in den vergangenen 10 Jahren immer ein KGV um die 10 hatte und aktuell bei 5 steht, ist die Aktie mit hoher Sicherheit aktuell günstig!
Dividende: Wichtiger als je zuvor
Unter der Dividende versteht man den an die Aktionäre auszuschüttenden Anteil am Gewinn. Die Höhe der Dividende entscheidet sich in der Hauptversammlung.
In Zeiten hoher Zinsen bei Anleihen hatte die Dividende ein wenig an Bedeutung verloren. Denn wenn ich sehr risikoarm 5% mit Staatsanleihen verdienen kann, interessiert mich eine Dividende von 3% bei einer Aktie nur am Rande.
Aktuell gibt es bei deutschen Staatsanleihen nur geringste Zinsen. Damit steigt das Interesse an Dividenden.
Dividenden: Vor- und Nachteile
Der Vorteil der Dividende liegt auf der Hand. Sie erhöht den Gewinn und das ohne großen Aufwand des Anlegers. Das Problem ist einfach geschildert: Dividenden sind keine für die Zukunft garantierten Ausschüttungen.
Meine Empfehlung: Achten Sie bei der Aktie, die Sie für den Kauf vorsehen, wie sich die Dividendenpolitik der vergangenen Jahre darstellt.
Sehen Sie dort eine konstante oder gar stetig steigende Dividendenrendite, ist die Chance groß, dass die Aktiengesellschaft diese anlegerfreundliche Ausschüttungs-Politik fortsetzt.
Ganz schlecht ist es, wenn die ausgeschüttete Dividende nicht aus dem Gewinn, sondern aus der Firmenmasse bezahlt wird. Das war zum Beispiel jahrelang bei der Deutschen Telekom der Fall. Der deutsche Staat als großer Aktionär hatte auf diese Ausschüttungen bestanden.
Auf den ersten Blick mag das kein Problem darstellen. Allerdings führt das über Jahre zu einem Liquiditätsengpass. Und dieser kann später die Gewinne schmälern und so das KGV in die Höhe treiben.
Ebenfalls sehr verdächtig ist es, wenn der regelmäßig der gesamte Gewinn als Dividende an die Aktionäre geht. Ich stelle mir dann immer die Frage: „Kann die Aktiengesellschaft mit dem Geld nichts Besseres anfangen? Ich denke dabei natürlich an Investitionen, die später den Gewinn steigern.
Achtung: KGV und Dividendenrendite im Branchenvergleich betrachten!
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist eine Kennzahl, die Sie immer in Zusammenhang mit der Branchenzugehörigkeit der betrachteten Aktiengesellschaft sehen müssen.
So billigt der Markt Aktien aus der Stahlbranche traditionell recht geringe KGVs zu. Bei Biotechnologie sehen Sie sich eher extrem hohen Kurs-Gewnn-Verhältnissen gegenüber.
Meine Empfehlung: Vergleichen Sie immer nur die KGVs von Aktien aus der selben Branche. Nur so macht eine Beurteilung Sinn!
Ähnlich stellt sich die Lage bei der Dividendenrendite dar. Auch hier ist nur ein Vergleich innerhalb einer Branche sinnvoll.
Das generelle Problem mit Fundamental-Kennzahlen
Was ich nun schreibe, gilt für alles Kennzahlen einer Aktie. Denn Sie wussten es schon: KGV und Dividende werden nicht die einzigen Kriterien bleiben, die ich Ihnen an dieser Stelle vorstelle.
Fundamental-Kennzahlen sind von ihrer Natur her Betrachtungen der Vergangenheit. Niemand garantiert Ihnen, dass die Firma auch so erfolgreich bleibt.
Sie benötigen also noch mehr Kennzahlen und eine Strategie, um dieses Zahlenwerk sinnvoll zu verknüpfen.
In der kommenden Woche stelle ich Ihnen an dieser Stelle sowohl weitere Kennzahlen als auch eine Möglichkeit vor, diese in die Zukunft weiterzuschreiben.
Für heute soll es aber an Theorie genug sein.
Ich verabschiede mich bis zur kommenden Woche!