Aktie im Fokus: Siemens Energy – (Fast) alles in Butter!

Mit frischen Quartalszahlen löst Siemens Energy eine neue Welle der Euphorie aus und über das Sorgenkind Gamesa wird bei den Anlegern großzügig hinweggesehen.

Auf einen Blick:
  • Siemens Energy übertrifft alle Erwartungen.
  • Lediglich die Windkraft bleibt eine Baustelle.
  • Die Bullen lassen sich davon nicht weiter stören.
  • Die Kursrallye geht mit dem nächsten großen Sprung weiter.

Liebe Leserin, Lieber Leser,

nach einer schwindelerregenden Hausse im laufenden Jahr bekam es mancher Aktionär von Siemens Energy zuletzt mit leichten Zweifeln zu tun. Vor der Vorstellung der Quartalszahlen machten sich bei der Aktie Gewinnmitnahmen bemerkbar. Am Dienstag ging es mit dem Kurs um etwa vier Prozent in die Tiefe. Doch wie sich später am Abend zeigen sollte, waren die Bedenken vollkommen unbegründet. Das vergangene Geschäftsjahr hätte kaum besser laufen können.

2022/23 meldete Siemens Energy noch einen Verlust in Höhe von 4,6 Milliarden Euro und befand sich gerade inmitten einer schweren Krise. Nur ein Jahr später scheint das Blatt sich vollständig gewendet zu haben. Im vergangenen Geschäftsjahr legten die Umsätze um 13 Prozent auf 34,5 Milliarden Euro zu und unter dem Strich konnte ein Gewinn in Höhe von 1,3 Milliarden Euro verzeichnet werden. Damit übertrag der Konzern selbst die Erwartungen der Optimisten recht deutlich.

Nettogewinn pro Quartal für Siemens Energy

Quartal
Mio. €
30.06.24
-142
31.03.24
68,0
31.12.23
1.550
30.09.23
-900
30.06.23
-2.955
31.03.23
-204
31.12.22
-473
Entwicklung des Nettogewinns bei Siemens Energy

Siemens Energy: Gamesa bleibt ein Sorgenkind

Wachstum gab es in so ziemlich allen Bereichen zu sehen. Das Geschäft mit Stromnetzen bleibt eine Goldgrube und die Nachfrage nach neuen Gaskraftwerken erfuhr viel Rückenwind. Schwarze Zahlen gab es indes nicht in allen Geschäftsbereichen zu sehen. Die Windkraft bleibt eine Baustelle, die geprägt ist von Kostendruck und Qualitätsproblemen aus dem vergangenen Jahr. Die Tochter Siemens Gamesa steuerte letztlich Verluste von 1,8 Milliarden Euro zum Konzernergebnis bei. Immerhin war das aber etwas weniger als noch ein Jahr zuvor. Mit etwas Wohlwollen lässt sich also auch hier ein positiver Trend erkennen.

Insgesamt zeigt sich Siemens Energy zuversichtlich, den Wachstumskurs beibehalten zu können. Die Renditeziele für die nächsten drei Jahre wurden deutlich nach oben korrigiert, Pläne dazu sickerten im Oktober bereits beim „Handelsblatt“ durch. Das jährliche Umsatzwachstum bis 2028 soll nun im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich liegen. Bei der Ergebnismarge werden statt zuvor mindestens acht Prozent nun zehn bis zwölf Prozent in Aussicht gestellt. Herausforderungen in der Windkraft scheinen das Unternehmen nicht länger zurückzuhalten.

Die Siemens Energy-Aktie schreibt neue Rekorde

Die Freude an der Börse über die guten Zahlen könnte kaum größer ausfallen. Im heutigen Handel schossen die Bullen sämtliche Zweifel in den Wind und kauften im großen Stil zu. Bereits zur Mittagszeit legte die Siemens Energy-Aktie dadurch bis auf etwa 47 Euro zu und markierte dort ein frisches Allzeit-Hoch. Das Plus im Vergleich zum letzten Schlusskurs belief sich auf rund 15 Prozent. Gut möglich, dass es bis zum Erscheinen dieses Artikels noch etwas weiter in Richtung Norden geht.

Siemens Energy Aktie Chart

Fortgesetzt wird mit dem neuerlichen Kurssprung auch die beeindruckende Rallye, welche der Siemens Energy-Aktie in den letzten zwölf Monaten Zugewinne von rund 350 Prozent (!) bescherte. Dass der Titel im vergangenen Jahr derart angeschlagen war, erweist sich als Wohltat für alle, die genau dann ein Investment wagten. Denn Siemens Energy konnte im laufenden Jahr sogar absolute Highflyer wie Nvidia bei der Kursperformance übertreffen.

Breit aufgestellt

Der Wachstumstrend wird aller Voraussicht nach anhalten, denn Siemens Energy ist für den notwendigen Ausbau von Kraftwerken und Netzen unverzichtbar. Seit jeher entwickeln die Geschäfte abseits der Windkraft sich prächtig. Sollten die Probleme bei Gamesa nachhaltig zu den Akten gelegt werden können, steht weiteren Kursrekorden also nur wenig im Wege. Analysten halten Siemens Energy sogar im Vergleich zu vielen internationalen Konkurrenten noch immer für unterbewertet.

Der Erfolg von Siemens Energy hängt zweifelsohne mit dem massiven Ausbau erneuerbarer Energien zusammen und diesbezüglich ziehen momentan auch einige dunklere Wolken auf. Speziell in den USA könnte manche Tochter des Konzerns es nach dem Amtsantritt von Donald Trump im kommenden Jahr spürbar schwieriger haben. Dies sollte aber nicht überbewertet werden. Zum einen ist Siemens Energy breit aufgestellt und wird auch ohne neue Förderungen für erneuerbare Energien noch hervorragende Geschäfte machen können. Zum anderen ist zu bezweifeln, ob die Republikaner sämtliche Fortschritte der Vorgängerregierung tatsächlich aus dem Fenster befördern wollen oder überhaupt können.

Fazit des Tages: Volle Energie!

Prozyklische Investments bergen immer das Risiko unerwarteter Entwicklungen und sind daher oftmals eine eher haarige Angelegenheit. Da ist es nur nachvollziehbar, wenn mancher Anleger einen Neueinstieg bei frischen Kursrekorden vielleicht meiden möchte. Doch sprechen die Fundamentalindikatoren bei Siemens Energy derzeit eine geradezu erdrückende Sprache und auch spekulativ spricht vieles für weitere Wachstumssprünge. Der Energiebedarf wird in den kommenden Jahren nicht sinken und dank KI und Co. wahrscheinlich sogar noch stärker als in vergangenen Jahren zulegen.

Die Chancen für Siemens Energy werden daher tendenziell immer zahlreicher und im Prinzip muss das Management nur darauf achten, Fettnäpfchen zu vermeiden und einzelne Töchter nicht in eine ruinöse Abwärtsspirale zu schicken. Es lässt sich an der Börse nie dafür garantieren, dass in der Zukunft alles glattlaufen wird. Im Falle von Siemens Energy lässt sich aber mindestens für den Moment festhalten, dass die Chancen die Risiken bei Weitem überwiegen. Bestehende Anleger lehnen sich zurück und lassen Gewinne laufen. Nach oben scheinen nach den vorgelegten Zahlen alle Türen offen zu sein.

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