Liebe Leserinnen und Leser,
Vonovia hat erneut für einen Knaller an der Börse gesorgt. Mit Blick auf die jüngste Zinssenkung der Fed könnte das Timing kaum besser sein, denn Vonovia will einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit der Tochter Deutsche Wohnen abschließen. Die vertraglich vereinbarte Sperrfrist von drei Jahren ist inzwischen abgelaufen.
Sollte der Vertrag unterzeichnet werden, erwarten Analysten eine Verbesserung bei der Rendite für die Vonovia-Aktionäre. In der heutigen Ausgabe der Aktie des Tages werfen wir gemeinsam einen Blick auf alle relevanten Hintergründe der neuen Meldung. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und bedanke mich an dieser Stelle herzlich für Ihre Lesertreue!
Das ist ein Knaller!
Einst hatte Vonovia die Deutsche Wohnen im dritten Quartal 2021 übernommen und anschließend einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag für die folgenden drei Jahre abgeschlossen. Nun hat Vonovia die Möglichkeit, die eigenen Konzernstrukturen zu vereinfachen.
Konkret strebt Vonovia die vollständige Kontrolle an der Deutschen Wohnen an. Die Vonovia-Aktie reagiert in einer ersten Reaktion jedoch negativ auf die neuen Nachrichten und verzeichnet einen Abschlag von rund 2,4 Prozent. Die Deutschen Wohnen-Aktie schießt dagegen um mehr als 20 Prozent in die Höhe.
Und die Aktionäre?
Die Minderheitsaktionäre der Deutschen Wohnen haben die Möglichkeit, ihre Aktien in neu ausgegebene Vonovia-Aktien einzutauschen. Zudem würden sie dann eine jährliche Ausgleichszahlung erhalten, teilte Vonovia mit. Besiegelt werden soll der Schritt auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Dezember 2024. Einige Fragezeichen bleiben jedoch bestehen, mehr dazu im Fazit des Tages.
Analystenhäuser geben ihre neuen Einschätzungen ab!
Nach der Bekanntgabe der Übernahmeabsichten haben sich die institutionellen Analystenhäuser logischerweise wieder mit den weiteren Chancen für die Vonovia-Aktionäre beschäftigt. Wir werfen nun gemeinsam einen Blick auf die Aussagen der institutionellen Häuser, um die Stimmung besser neben der Marktreaktion einordnen zu können.
So ist die US-Investmentbank Goldman Sachs weiterhin positiv gestimmt, denn Analyst Jonathan Kownator hat in seiner Studie die Einstufung für die Vonovia-Aktie auf „Buy“ mit einem Kursziel von 41,90 Euro belassen. Der Analyst verwies auf die Absicht von Vonovia, einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abzuschließen. Dies impliziere ein Angebot an die Minderheitsaktionäre, ihre Anteile zu tauschen. Im Gegenzug sollten diese neue Vonovia-Aktien und eine an die Laufzeit des Vertrags gekoppelte jährliche Ausgleichszahlung erhalten.
Vonovia Aktie Chart
In einer zuvor separat veröffentlichten Einschätzung vor rund zwei Wochen hatte der Analyst sein Kursziel jedoch zunächst von 42,30 auf 41,90 Euro gesenkt. Laut Kownator würden sich die Finanzierungs- und Marktbedingungen zunehmend verbessern. Daher seien die Bewertungen immer noch niedrig, resümiert der Experte.
Drei Jahre nach der Übernahme!
Die jüngste Meldung hat inzwischen auch das Analysehaus Warburg Research auf den Plan gerufen. Der zuständige Analyst Simon Strippig bleibt ebenfalls auf der Käuferseite für die Vonovia-Aktie, denn das Rating wurde hier auf „Kaufen“ belassen. Das Kursziel wurde mit 40,20 Euro gleichermaßen bestätigt. Der angestrebte Vertrag für die Deutsche Wohnen komme rund drei Jahre nach der Übernahme, so der Analyst. Dieser Zeitraum sei seinerzeit als Wartezeit in Aussicht gestellt worden. Der Deal dürfte sich jedoch verwässernd auf den Gewinn von Vonovia auswirken, so der Experte, abgesehen von der Höhe der Abfindung für die verbleibenden Aktionäre.
Eine Chance!
Auch die Baader Bank hat in diesem Zusammenhang eine neue Einschätzung zur Vonovia-Aktie am Markt platziert. Der Analyst Andre Lemke schrieb mit Blick auf den angestrebten Deal, dass die verbliebenen Minderheitsaktionäre die Möglichkeit hätten, ihre Anteile in neu ausgegebene Vonovia-Aktien zu tauschen. Zudem würden sie eine jährliche Ausgleichszahlung als Angebot erhalten.
Dementsprechend beließ Remke sein Rating bei „Kaufen“. Das Kursziel für die Vonovia-Aktie liegt unverändert bei 33 Euro. In diesem Zusammenhang betonte der Experte auch, dass Vonovia bei seinen bisherigen Übernahmen immer einen Weg gefunden habe, die jeweiligen Unternehmen vollständig zu integrieren. Dies sei auch in diesem Fall zu erwarten, so der Experte in seiner Studie.
Was lässt sich nun daraus ableiten?
Die Analysten halten den angestrebten Schritt eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages für durchaus sinnvoll und bestätigen in diesem Zusammenhang ihre Ratings. Allerdings sollten Investoren in diesem Zusammenhang auf den Verwässerungseffekt des Vonovia-Gewinns achten, so die Experten. Grundsätzlich bleiben die Analysten hineggen mit Blick auf die Integration in das Geschäft von Vonovia positiv gestimmt. Dementsprechend ist auch wieder ein leichter Aufwärtstrend bei den Kurszielen der Analysten zu erkennen.
Ein Blick auf die Zielpreisdynamik!
Bekanntlich hat sich das Geschäftsumfeld von Vonovia in den letzten Jahren angesichts der bekannten Herausforderungen durch hohe Zinsen und steigende Kosten verschlechtert. Dieser Trend spiegelt sich auch in den Zielpreisen der Analysten wider. So lag das durchschnittliche Kursziel zu Jahresbeginn 2022 noch bei 63 Euro – ein Jahr später waren es nur noch 36 Euro.
Bis zum Jahreswechsel 23/24 reduzierten die Analysten ihre Kursziele fast durchgängig. So wurde für den ersten Handelstag im Jahr 2024 ein durchschnittliches Kursziel von 30,50 Euro erwartet. Aktuell stellen die Analysten im Konsens wieder ein Kursziel von 35 Euro in Aussicht. Insgesamt wird die Vonovia-Aktie von 18 Analysten der führenden Häuser gedeckt. Dabei sind derzeit 13 „Buy“-, 2 „Hold“- und 3 „Sell“-Einschätzungen am Markt platziert. Offenbar sind sich die Analysten noch nicht ganz einig über das weitere Potenzial der Vonovia-Aktie.
Das Fazit des Tages!
Erkennbar ist im aktuellen Geschäftsumfeld, dass Vonovia mit dem angestrebten Deal offenbar einen konkreten Plan verfolgt. Ein weiteres Puzzleteil scheint sich nun zusammenzufügen, wie die neue Meldung zeigt. Das Timing, orientiert an der jüngsten Zinssenkung der Fed, könnte kaum besser sein.
Damit könnte Vonovia nun wieder Rückenwind generieren, um in einem Umfeld niedrigerer Leitzinsen wieder die Investitionen hochzuschrauben. Wie hoch die jährlichen Zahlungen und das Umtauschverhältnis an die Aktionäre der Deutsche Wohnen ausfallen werden, bleibt hingegen offen. Unter dem Strich bleibt jedoch festzuhalten, dass sich die Aussichten etwas verbessert haben.
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