Liebe Leser,
haben Sie sich auch bereits gefragt, warum Tui einen Aktiensplit von 8 zu 3 vollzieht? Auf den ersten Blick hat mich dies verwundert, da es durchaus ein ungewöhnliches Verhältnis ist. Doch die Hintergründe sind recht einleuchtend: Die Aktien des russischen Oligarch Alexej Mordaschow sind für die Kapitalerhöhung nicht berechtigt. Somit reduziert sich sein Anteil an dem Unternehmen drastisch – doch gleich mehr dazu.
In der heutigen Ausgabe zur TUI-Aktie blicken wir auf das aktuelle Aufwärtspotenzial der Aktie. Denn fundamental betrachtet haben sich die Aussichten nochmals verbessert. Sollten Sie also das Bezugsrecht in Anspruch nehmen? Mit dieser Frage beschäftigen wir uns nun gemeinsam. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Aktiensplit 8 zu 3 – das wundert mich!
Nach dem ersten Blick musste ich mir die Entscheidung erneut zu Gemüte führen: Tui führt eine Kapitalerhöhung durch, für 3 alte Anteile sollen also Aktionäre 8 neue Papiere zu einem Kurs von 5,50 Euro erhalten. Doch das Verhältnis ist durchaus ungewöhnlich. Allerdings ist der Hintergrund einleuchtend, denn der russische Oligarch Alexej Mordaschow kann an dieser Kapitalerhöhung nicht teilnehmen. Aus diesem Grund wird sich sein Anteil an dem Konzern von knapp 30 Prozent auf 11 Prozent rapide reduzieren. Bei den 3 vergangenen Kapitalerhöhungen hatte der Investor noch eine führende Rolle gespielt. Somit entsteht ein Überhang auf der Angebotsseite als Folge.
Wofür wird das Geld genutzt?
Insgesamt sollen mehr als 328,9 Millionen frische Anteile am Markt platziert werden. Damit würde diese Kapitalmaßnahme dem Konzern rund 1,8 Milliarden Euro in die Kassen spülen. Die Aktien, die nicht erfolgreich platziert werden können, werden nach einem Tui-Sprecher von den Banken übernommen und sind somit abgesichert. Mit den frischen Mitteln will der Konzern die Schulden beim Staat begleichen und die Corona-Hilfen vollständig zurückzahlen. Ebenso sollen auch die Zinskosten für die Gesamtverschuldung reduziert werden.
Die staatlichen Hilfen hatten den Konzern inmitten der Corona-Pandemie vor einer Insolvenz gerettet. Doch bei einigen Anlegern kam diese Entscheidung nicht gut an, wodurch die Aktie nochmals deutlich korrigierte. Eine interessante Bewegung: Einige Anleger verkauften ihre Bezugsrechte für neue Aktien, statt sie auszuüben.
Doch fundamental ist TUI stark!
Oftmals werden bei dem Reisekonzern die Ergebnisse mit dem vor-Corona-Niveau verglichen. Doch vergleichen wir den Umsatz des 1. Quartals 2024, so ist dieser doppelt so hoch wie der gesamte Jahresumsatz in 2022. Sollte also der Gewinn vor Steuern trotzdem negativ ausfallen, so ist dennoch eine positive Dynamik in den Buchungen erkennbar.
Gerade im Januar 2024 konnte der Konzern Rekordbuchungstage in den Kernmärkten verzeichnen. Auch die Buchungen für den Sommer in diesem Jahr liegen bereits 10 Prozent über dem Niveau vor der Pandemie. Und bedenken Sie: Heute kann der Konzern noch deutlich höhere Preise für seine Dienstleistungen verlangen. Kurzgefasst: Kunden nutzen wieder vermehrt die Reisebranche, was sich mittlerweile in einer starken Buchungsdynamik widerspiegelt.
Wie geht es nun weiter?
Zuletzt haben sich die Aussichten für den Konzern nochmals deutlich verbessert. Sollten die Geschäftsaussichten sich weiterhin eintrüben, so wäre ich auch ehrlich gesagt sehr besorgt. Der Konzern befindet sich inmitten einer Erholungsphase mit einem Wiederaufleben der Geschäftsdynamik.
Dabei konzentriert sich Tui ebenso auf eine nachhaltige Ausrichtung, um wieder an alter Stärke anzuknüpfen. Damit will man wieder weitere Marktanteile zurückzugewinnen. Sobald dann alle Kredite zurückgezahlt wurden, insbesondere die staatlichen Zuschüsse, kann Tui auch wieder zu einem normalisierten Dividendenumfeld zurückkehren. Nach einigen Expertenmeinungen könnte dies allerdings noch bis zu 2 Jahre dauern, mindestens aber bis Ende 2024.
Bezugsrecht ausüben?
Grundsätzlich haben Anleger noch bis zum 17. April die Möglichkeit, das Bezugsrecht auszuüben. Wenn Sie weiterhin von dem Turnaround der Aktie überzeugt sind, so können Anleger das Recht in Anspruch nehmen. Für Pessimisten könnte jetzt ein guter Zeitpunkt sein, um seine Position zu liquidieren.
Edit: Allerdings muss das Angebot vorher von dem jeweiligen Broker gezeichnet werden, weswegen die letztendlichen Schlusstage Dienstag beziehungsweise Mittwoch waren. Grundsätzlich variieren diese von Broker zu Broker.
Der Analysten-Schnitt sieht weiterhin Potenzial nach oben
Abschließend blicken wir bei der Aktie des Tages bekanntlich auf alle Analystenwertungen, um einen besseren Eindruck von der institutionellen Stimmung rund um den Konzern zu erlangen. Aktuell wird die Tui-Aktie von 9 Analysten der führenden Häuser gedeckt. Davon ist 1 Analystenhaus weiterhin der Meinung, dass Anleger die Aktie kaufen sollten. Darüber hinaus existieren zum jetzigen Zeitpunkt 4 „Hold“- sowie 4 „Sell“-Einschätzungen am Markt. Das durchschnittliche Kursziel beläuft sich aktuell auf 16,93 Euro pro Anteilschein. Verrechnen wir dies wiederum mit dem gestrigen Schlusskurs, so ergibt sich ein weiteres Aufwärtspotenzial in Höhe von 155 Prozent.
Fazit des Tages!
Persönlich versuche ich Unternehmen zu meiden, die häufig an ihre Aktionäre treten, um neues Kapital einzusammeln. Gerade Tui ist hier ein gutes Beispiel: Bedenken Sie bitte bei Ihren Investitionsentscheidungen die Opportunitätskosten. Stellen Sie sich also die Frage: Hätte/ Wird mein Kapital in dieser Zeit an anderer Stelle besser wirtschaften?
Dennoch: Nach aktuellem Stand haben sich die Aussichten für die Branche, als auch für den Konzern deutlich verbessert. Grundsätzlich ist das Geschäftsmodell weiterhin intakt und floriert erneut. Auch das Aufwärtspotenzial für langfristig orientierte Anleger ist durchaus interessant. Allerdings überwiegen hier meiner Meinung nach weiter die Unsicherheiten sowie das Risiko. Ebenso fehlen mir persönlich für eine solch außergewöhnliche Situation historische Daten, um die Aussichten besser/ sicherer quantifizieren zu können. Tui bleibt demnach weiter ein Spekulationswert.
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