Liebe Leser,
seit einigen Monaten schon geistern Gerüchte durch das Netz und die Märkte, dass Tesla es mit einem dezenten Absatzproblem zu tun haben könnte. Als Beleg dafür wurden gerne die zahlreichen Rabatte herangezogen, welche es im ersten Halbjahr zu sehen gab. Nun legte der Konzern Auslieferungszahlen für den Juni und damit für das vergangene Quartal vor und belehrte die Zweifler wieder einmal eines Besseren. In der heutigen Ausgabe sehen wir uns an, was das für die Anleger bedeutet.
Immer wieder Tesla
Kritik an Tesla ist wahrlich nichts Neues. Seit einer gefühlten Ewigkeit wird daran gezweifelt, ob der Konzern wirklich die Massen erreichen und sich neben Volkswagen und Co als ernstzunehmender Gegenspieler etablieren kann. Entsprechende Argumentationen mögen in den letzten Jahren mit steigenden Verkaufszahlen etwas leiser geworden sein. Sie sind aber nie ganz verschwunden. Auch zuletzt gab es immer wieder Zweifel daran, ob Tesla den rasanten Wachstumskurs beibehalten kann.
Die nun vorgelegten Verkaufszahlen sprechen da eine recht deutliche Sprache. Wie das Unternehmen mitteilen ließ, wurden im vergangenen Quartal 480.000 Fahrzeuge produziert, was einem neuen Rekord entspricht. Ein solcher wurde auch bei den Auslieferungszahlen aufgestellt, die mit 466.140 Einheiten angegeben wurden. Analysten rechneten im Vorfeld „nur“ mit rund 445.000 verkauften Tesla-Fahrzeugen.
Es geht aufwärts für Tesla
Wieder einmal gelingt es Tesla also, die Erwartungen regelrecht zu sprengen. Noch beeindruckender ist das Ganze beim Vergleich mit den Zahlen aus dem Vorjahr. Um satte 85,5 Prozent ging es in die Höhe und damit noch ein gutes Stück mehr als die 50 Prozent Wachstum, die Elon Musk schon seit Jahren anvisiert. Ob dieses Kunststück auch im Gesamtjahr vollzogen werden kann, ist aber nochmal eine Frage für sich.
Dafür müsste Tesla in jedem Fall weiter Gas geben, denn es müssen sich in den nächsten sechs Monaten noch 1,1 Millionen Abnehmer finden, um auf die anvisierten 2 Millionen verkauften Fahrzeuge zu kommen. Das ist beileibe keine einfache Angelegenheit, aber auch kein Ding der Unmöglichkeit. Mit den Absatzzahlen aus dem Juni hat der Konzern in jedem Fall noch einmal für ordentlich Spannung gesorgt.
Tesla im Glück
Die steigenden Verkaufszahlen kommen nicht von Ungefähr. Zum einen machen sich hier tatsächlich die zahlreichen Rabatte bemerkbar, welchen manch einen zu einem spontanen Kauf bewogen haben dürften. Zusätzlich profitiert Tesla dieser Tage vom Inflation Reduction Act in den USA. Dort winkt ein Steuerbonus von bis zu 7.500 US-Dollar für Käufer eines in den Vereinigten Staaten hergestellten Elektroautos. Das kann im Extremfall schon mal einem Rabatt von 20 Prozent auf den Kaufpreis entsprechen.
Nicht von der Hand zu weisen ist, dass Tesla weiterhin eine Überproduktion vorzuweisen hat. Immerhin fiel jene aber geringer aus als noch im ersten Quartal. Das lässt auf einen Anstieg bei der Nachfrage hoffen und auch darauf, dass sich in den kommenden Monaten genügend Abnehmer finden werden. Anders ausgedrückt scheint Tesla auf einem sehr guten Weg zu sein.
Die Fragezeichen verschwinden nicht
Nun soll an dieser Stelle aber keine bloße Lobhudelei auf Tesla stattfinden. Kritik und Zweifel am Konzern gibt es weiterhin, und das wahrscheinlich nicht zu Unrecht. Hohe Auslieferungszahlen sind erstmal eine schöne Sache. Offen ist derzeit aber noch, wie sehr die Margen unter den Preissenkungen gelitten haben. Dass es mit jenen abwärts geht, das zeigten bereits die Q1-Zahlen. Da seither noch weitere Rabatte zu beobachten waren, dürfte diese für Aktionäre nicht unwichtige Kennzahl weiter nachgegeben haben.
An der Börse macht sich darüber heute aber kaum jemand Gedanken. Die Tesla-Aktie reagiert auf die Verkaufszahlen mit einem weiteren Kurssprung. Bis zum frühen Nachmittag ging es um 6,1 Prozent aufwärts und der Kurs pendelte sich bei 255,90 Euro ein. Das entspricht (mal wieder) einem neuen Höchststand im laufenden Jahr, welches dem Papier nun bereits Zugewinne von gut 115 Prozent spendierte.
Tesla auf dem Weg in den Billionärsclub?
Durch die deutliche Erholung hat sich der Börsenwert von Tesla wieder bis auf 820 Milliarden Dollar gesteigert. Damit kehr der Konzern immer mehr zu alter Stärke zurück und die magische Linie von einer Billion Dollar erscheint zumindest nicht unerreichbar. Das gilt vor allem dann, wenn es in Zukunft weitere erfreuliche Neuigkeiten zu vernehmen gibt. Charttechnisch ist der Aufwärtstrend quicklebendig und es liegt nun am Unternehmen, für die Vorschusslorbeeren der letzten Monate auch eine Berechtigung abzuliefern.
Fazit des Tages!
Die Tesla-Aktie ist mittlerweile etwas heiß gelaufen, was nach den heutigen Zugewinnen umso mehr zutrifft. Die Auslieferungszahlen sind zweifellos ein Grund zur Freude und wer hier schon länger investiert ist, kann Gewinne recht beruhigt laufen lassen. Ein Neueinstieg drängt sich in der Nähe der jüngsten Höchststände aber nicht unbedingt auf. Zwar muss es nicht zwingend zu einer Korrektur kommen. Angesichts der steilen Kursentwicklung wäre ein Dip in absehbarer Zukunft aber einigermaßen wahrscheinlich. Es spricht nichts dagegen, auf einen solchen zu warten. Abseits solch charttechnischer Überlegungen bleibt die Tesla-Aktie aber eine hochinteressante Angelegenheit. Vieles spricht dafür, dass der Konzern noch viel Wachstumspotenzial hat und es wird auch kräftig investiert, um eben dieses auszureizen.
Dies ist ein Gastbeitrag von Andreas Göttling-Daxenbichler. Erik Möbus wird die Aktie des Tages wieder ab dem 4. Juli übernehmen.
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