Liebe Leser,
bei PayPal will es einfach nicht so recht laufen. Der Zahlungsdienstleister gilt in der Branche noch immer als Platzhirsch und blickt auf Nutzerzahlen, von denen selbst die größten Konkurrenten nur träumen können. Woran es allerdings fehlt, sind überzeugende Wachstumssignale. Der Konzern macht in den Augen vieler Anleger zu wenig aus seiner geballten Marktmacht. Bereits in der Vergangenheit gab es bei Quartalszahlen häufig Enttäuschungen zu sehen. Dieses Muster setzt sich nun fort. In der heutigen Ausgabe beschäftigen wir uns damit, wie dies aus Anlegersicht einzuordnen ist.
PayPal sorgt für Enttäuschung
Auf den ersten Blick wirken die Zahlen von PayPal aus dem vergangenen Quartal nicht völlig schlecht. Die Umsätze konnten im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent zulegen und wurden mit 7,3 Milliarden US-Dollar angegeben. Das war sogar ein wenig mehr als die 7,27 Milliarden Dollar, mit denen die Analysten im Vorfeld gerechnet hatten. Wachstum lässt sich hier also durchaus erkennen, wenn auch nicht unbedingt in einem rasanten Tempo.
Beim Gewinn je Aktie gab es ebenfalls positive Nachrichten. Auf 1,16 Dollar schaffte PayPal es bei dieser nicht unwichtigen Kennmarke und lag damit ebenfalls knapp höher als die Konsensschätzung, die sich auf 1,15 Dollar belief. Die Nutzerzahlen legten im Vergleich zum Vorjahr zu. 431 Millionen Kunden-Accounts meldete PayPal und damit zwei Millionen mehr als vor einem Jahr. Hier zeigt sich allerdings schon die erste Delle: im Vergleich zum ersten Quartal ging es um zwei Millionen Kunden abwärts.
PayPal: Zeichen der Schwäche?
Zumindest in dieser Hinsicht sieht es also nicht unbedingt nach Wachstum aus und steigende Umsätze dürften nicht wenige Aktionäre sich schlicht mit der Inflation erklären. Daraus ergibt sich also nicht unbedingt ein Argument für spontane Zukäufe. Zudem schwächelte PayPal auch an manch anderer Stelle. Für große Enttäuschung sorgte so die bereinigte operative Marge, welche mit nur 21,4 Prozent angegeben wurde.
Die Analysten rechneten eigentlich mit 22 Prozent und schon diese Schätzung fiel eher vorsichtig aus. Die Marge bleibt das Sorgenkind bei PayPal und schlechte Neuigkeiten in dieser Hinsicht streuen Salz in offene Wunden der Anteilseigner. So kam es, dass die PayPal-Aktie mit schmerzhaften Verlusten auf die Zahlen reagierte. Am Donnerstag stürzte das Papier um fast zwölf Prozent in die Tiefe und gab so die mühsam eroberte 60-Euro-Marke an den hiesigen Handelsplätzen wieder aus der Hand.
Die Charttechnik macht PayPal zu schaffen
Am Freitagmorgen gab es noch keinerlei Anzeichen für eine spontane Erholung. Stattdessen ging es um weitere 0,7 Prozent in die Tiefe und bis zum Vormittag landete PayPal bei enttäuschenden 59,10 Euro. Sämtliche Gewinne seit Anfang Juni haben sich damit in Luft aufgelöst. Als wären die teils enttäuschenden Zahlen nicht schon schlimm genug, bekommen die Anteilseigner es jetzt auch noch mit der Charttechnik zu tun.
Einzig etwas oberhalb von 56 Euro ergibt sich jetzt noch ein eher sanfter Support. Grundsätzlich steht dem Weg in Richtung 52-Wochen-Tief bei 54,84 Euro aber leider nur wenig im Weg. Für den Moment sind die Aussichten also erst einmal düster. Das gilt zumindest beim Blick auf die nächsten Tage und Wochen. Die langfristige Kursentwicklung ist nochmal ein Thema für sich.
Gibt es noch Chancen für die PayPal-Aktie?
Trotz einer eher müden Entwicklung bleibt PayPal eine Macht im Sektor der digitalen Zahlungsdienstleister, und dabei handelt es sich um einen rapide wachsenden Sektor. Wie gehabt bleiben dem Konzern damit etliche Chancen, um in Zukunft noch für Erfolge sorgen zu können. Natürlich ist die Konkurrenz groß und besteht längst nicht mehr nur aus vergleichsweise kleinen Anbietern wie Klarna aus Schweden. Auch Schwergewichte wie Apple oder Google haben ihren Hut in den Ring geworfen.
Es ist also auch nicht so, als wäre die PayPal-Aktie eine sichere Bank. Doch sollte das Management seine Karten richtig ausspielen, wäre noch einiges an Wachstum möglich. Deshalb halte ich persönliche die PayPal-Aktie für eine sehr interessante Angelegenheit und größere Kursverluste wie in dieser Woche könnten bestenfalls nur die nächste Gelegenheit für einen Einstieg darstellen.
Volles Risiko bei PayPal
Es bleibt aber selbstredend offen, ob PayPal aus seinem vorhandenen Potenzial auch etwas macht oder eher weiter vor sich hindümpeln wird. Mit Sicherheit werden wir dies immer erst im Nachhinein feststellen können. Es sollte daher niemand mit falschen Erwartungen an die Aktie herangehen. Auf lange Sicht verspricht der Titel ansehnliche Renditen und gerade nach der jahrelangen Talfahrt ergibt sich ein schier schwindelerregendes Erholungspotenzial.
Da kann es nicht schaden, das Papier im Auge zu behalten, vielleicht sogar über eine Beimengung zu einem diversifizierten Portfolio nachzudenken. Nüchtern betrachtet und mit Blick auf die fundamentalen Kennzahlen erscheinen die Abverkäufe vom Donnerstag schwer übertrieben und eine (technische) Gegenbewegung wäre rational gesehen eigentlich Pflicht. Doch leider ticken die Märkte nicht immer rational, gerade in den aktuellen Zeiten spielen auch Emotionen eine wichtige Rolle. Die PayPal-Aktie ist daher mit Vorsicht zu behandeln, trotz des kaum von der Hand zu weisenden Aufwärtspotenzials.
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