Die Aktie des Tages: Nvidia – Ist der Zenit überschritten?

Die Skepsis rund um KI-Aktien scheint derzeit zuzunehmen, was natürlich auch die Anleger von Nvidia beschäftigt und die Kurse purzeln lässt.

Auf einen Blick:
  • Nvidia kämpft zunehmend mit Gegenwind an der Börse.
  • Die Goldgräberstimmung scheint merklich abzukühlen.
  • Nach wie vor wird aber im Segment vor allem viel spekuliert.

Liebe Leserin, Lieber Leser,

Kürzlich legte die Google-Mutter Alphabet frische Zahlen vor, bei denen es eigentlich nichts zu meckern gab. Das Werbegeschäft entwickelte sich prächtig und auch beim Cloud-Segment ließen sich ansehnliche Wachstumsraten bewundern. Allerdings reichte es nicht aus, um die Anleger zu begeistern. Denn Zweifel machten sich besonders in einem wichtigen Segment breit: der Künstlichen Intelligenz.

Deutliche Kursverluste nach der Zahlenvorlage weisen darauf hin, dass die Anteilseigner sich derzeit viele Fragen stellen. Alphabet pumpt munter Milliardeninvestitionen in das Thema KI, kann jedoch bisher nicht glaubhaft belegen, dass sich daraus eines Tages auch entsprechende Umsätze entwickeln werden. Mehr als zuvor scheint sich aktuell die Frage zu stellen, wie sich mit den diversen Anwendungsgebieten von KI eigentlich auch tatsächlich Geld verdienen lässt.

Muss Nvidia eine schwindende Nachfrage befürchten?

Recht verbreitet ist momentan der Vergleich vom KI-Hype mit einem Goldrausch. Nvidia tritt in dieser Analogie als Verkäufer von Schaufeln auf, nur dass die Schaufeln in diesem Fall die KI-Beschleuniger sind. Im Prinzip kann es Nvidia egal sein, welche Erfolge oder Misserfolge die Kundschaft einfahren wird. Die Chips sind verkauft und haben schon jetzt zu Umsätzen und Margen geführt, von denen die Anleger vor wenigen Jahren nicht einmal zu träumen gewagt hätten.

Nettogewinn pro Quartal für Nvidia

Quartal
Mio. €
31.07.24
16.599
30.04.24
14.881
31.01.24
12.285
31.10.23
9.243
31.07.23
6.188
30.04.23
2.043
31.01.23
1.414
Entwicklung des Nettogewinns bei Nvidia

Problematisch ist allerdings, dass das Wachstumspotenzial sich erheblich abschwächen könnte, sollten die Abnehmer ihre bisherige Strategie doch noch einmal überdenken. Jene bestand bisher im Prinzip daraus, alles an KI-Chips zu kaufen und in Rechenzentren zu stecken, was nur irgendwie verfügbar ist. Alles aus der Sorge heraus, den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren. Sollte sich nun herausstellen, dass mit KI in absehbarer Zeit nur übersichtliche Umsätze zu erzielen sind, könnte dies durchaus zu einem Nachfrageknick bei Nvidia führen.

Die Konkurrenz schläft nicht

Das ist aber nicht einmal das einzige Thema, um das sich die Aktionäre von Nvidia dieser Tage so ihre Gedanken machen. Dazu kommt, dass die Konkurrenz unermüdlich an eigenen Lösungen arbeitet, um die Dominanz von Nvidia zu brechen. Zugegebenermaßen halten sich die bisherigen Erfolge von Intel, AMD und Konsorten noch in Grenzen. Das gilt sowohl mit Blick auf die reine Leistungsfähigkeit als auch das Thema Software. Doch ausruhen kann sich Nvidia dennoch beileibe nicht.

Zu den künftigen Konkurrenten gehören auch einige von Nvidias besten Kunden. Beispielsweise basteln Microsoft und Alphabet an eigenen KI-Chips und deren prall gefüllte Kriegskassen lassen manchen Durchbruch realistisch erscheinen. Wenn solche Player in Zukunft eigene Chips verwenden und zudem das Geschäft in China aufgrund immer neuer Handelsbeschränkungen dünner wird, könnte Nvidia auf ein regelrechtes Vakuum zusteuern.

Die Nvidia-Aktie muss Rückschläge einstecken

Natürlich sprechen wir bei solchen Szenarien bisher nur im Konjunktiv. Es gelingt den Anlegern aber immer weniger, derartige Bedrohungen zu ignorieren. Das zeigt ein Blick auf den Aktienkurs recht deutlich, der allein am Mittwoch um 6,8 Prozent bis auf 114,25 US-Dollar zurückfiel. Der Abstand zu Bestmarken oberhalb von 140 Dollar weiter sich damit weiter aus. Selbst die bevorstehende Massenproduktion von Blackwell-Chips, welche Nvidia aller Voraussicht nach noch einmal höhere Margen bescheren werden, kann die Anteilseigner aktuell kaum beruhigen.

Nvidia Aktie Chart

Nun ist es nicht das erste Mal, dass Nvidia rote Vorzeichen zu sehen bekommt und hier und dort vor dem Platzen einer hypothetischen Blase gewarnt wird. Ganz so weit ist es noch nicht und Ende August wird der Konzern mit eigenen Zahlen noch einmal Gelegenheit dazu bekommen, selbst Impulse zu setzen. Doch zumindest macht sich aktuell der Eindruck breit, dass die generelle Stimmung an den Märkten schwer nachgelassen hat.

Die Meinungen gehen auseinander

Der Blick auf die Analysten stimmt momentan noch optimistisch. Die meisten Analysehäuser sprechen weiterhin Kaufempfehlungen für Nvidia und teils schwindelerregende Kursziele aus. Teilweise ist schon die Rede davon, dass die Marktkapitalisierung sich im laufenden Jahr bis auf 6 Billionen Dollar steigern könnte. Es gibt aber auch kritischere Töne.

Goldman Sachs warnt etwa davor, dass die KI-Dominanz von Nvidia sich ihrem Ende zuneigen könnte. In einem solchen Szenario würde der Konzern zwar wahrscheinlich noch immer ansehnliche Gewinne erzielen. Sie würden sich aber schmälern und damit der Aktie vermutlich den einen oder anderen Schlag versetzen. Doch sowohl Analysten als auch alle anderen Beobachter können über die Zukunft im Segment momentan nur spekulieren.

Fazit des Tages: Lohnt sich das Risiko?

Im Prinzip sind die Risiken bei Nvidia nichts Neues. Sie treten dieser Tage aber vermehrt in den Vordergrund und die Börsianer kaufen nicht mehr blind alles, was im KI-Segment aktiv ist. Ich selbst traue mich momentan an keine konkrete Prognose bei Nvidia heran und gestehe frei ein, das Unternehmen in der Vergangenheit bereits brachial unterschätzt zu haben. Doch auch wenn die jüngsten Kursrückgänge auf manch einen verlockend wirken mögen, so sollten Anleger sich der bestehenden Risiken stets bewusst sein.

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