Liebe Leser,
erst vor Kurzem schockte Nvidia die Märkte in positiver Weise mit Quartalszahlen, die sämtliche Erwartungen übertrafen. Das KI-Geschäft beflügelt den Konzern, bei dem Grafikkarten für Spieler eine immer geringere Rolle spielen. In der heutigen Ausgabe widmen wir uns aktuellen Neuvorstellungen des Chipherstellers und was diese für die Anleger bedeuten könnten.
Nvidia hält sich nicht zurück
Nvidia nutzt die Computex, um mit gleich mehreren Neuvorstellungen zu glänzen. Auf Hardware-Seite stellt das Unternehmen neue Systeme vor, welche auf die Anforderungen im KI-Sektor zugeschnitten sind und die es sogar mit manchem Supercomputer aufnehmen können sollen. Anders als bisher sollen Entwickler dabei nicht mehr darauf angewiesen sein, Aufgaben für die KI in kleinere Schritte aufzuteilen, da es an notwendigen Ressourcen fehlt. Dadurch könnte sich die Rechenzeit dramatisch reduzieren. Es ist wohl absehbar, dass viele Konzerne Nvidia derartige Recheneinheiten, bei denen es sich im Prinzip um gigantische Grafikkarten handelt, nur so aus den Händen reißen werden.
Allerdings beschränkt der US-Konzern sich längst nicht nur auf die Hardware. Auch bei Software spricht Nvidia von neuen Möglichkeiten und umgarnt damit ausnahmsweise auch mal wieder die einstige Kernklientel in Form der Spieler. Jene können sich in Zukunft wohl auf einige Neuerungen in der virtuellen Welt freuen, die freilich alle irgendwie mit der KI zusammenhängen.
Die KI hält Einzug in Videospiele
Konkret vorgestellt hat Nvidia einen Dienst namens „ACE for Games“, welcher gleich mehrere KI-gestützte Funktionen in sich vereint. Unter anderem soll das Ganze in der Lage sein, fiktive Charaktere mehr oder weniger selbstständig zu erstellen, mit Leben zu füllen und zu vertonen. Denkbar wären sogar Systeme, bei denen Spieler ganz natürlich mit virtuellen Charakteren sprechen, als würde es sich um einen richtigen Menschen handeln.
Für die Videospielewelt käme das einem Quantensprung gleich. Bisher verhalten sich die Charaktere dort doch recht vorhersehbar und nicht selten spulen sie stets die gleiche Dialogzeile ab, wenn sie mit dem Spieler interagieren. Mit Glaubwürdigkeit hat das tatsächlich nicht allzu viel zu tun. Nvidia schickt sich an, hier für sehr viel mehr Immersion sorgen zu können. Das Ganze kann dabei mit gängigen Engines verknüpft werden und mutmaßlich wird das Unternehmen sich die Nutzung vergolden lassen. Für die Anleger ist das aber wohl nur zu begrüßen.
Nvidia hat auf das richtige Pferd gesetzt
Nicht erst seit gestern verwendet Nvidia viele Ressourcen darauf, um im KI-Sektor Fortschritte zu erzielen. Schon lange bevor ChatGPT die Schlagzeilen füllte, war das Unternehmen hier sehr aktiv. Manch einer belächelte entsprechende Anstrengungen eher und rechnete dem Ganzen ein überschaubares Wachstumspotenzial zu. Spätestens in diesem Jahr zeigt sich aber, dass Nvidia den richtigen Riecher hatte. Der KI-Sektor explodiert und Nvidia beherrscht den Hardware-Markt mehr oder minder nach Belieben.
Geht es um die Chips für KI-Berechnungen kann den Amerikanern derzeit schlicht niemand das Wasser reichen. Es gibt zwar die eine oder andere Ankündigung und Munkeleien, laut denen etwa AMD oder Microsoft unter Hochdruck an Konkurrenzprodukten arbeiten. Ob der Fortschritt von Nvidia damit über Nacht aufgeholt werden kann, darf aber wohl eher bezweifelt werden.
Die Ansätze im Software-Bereich lassen noch mehr Wachstumspotenzial erkennen und nicht ohne Grund ist die Nvidia-Aktie derzeit der Liebling der Aktionäre. Am Dienstag setzte das Papier seine imposante Rallye mit Zugewinnen von 2,3 Prozent fort. Zeitweise konnte bei 378 Euro schon wieder ein neues Allzeit-Hoch aufgestellt werden. Vieles spricht dafür, dass es nicht das letzte seiner Art gewesen sein wird.
Die Risiken im Blick
Bei der Nvidia-Aktie scheint also so ziemlich alles in Butter zu sein. Die Zahlen überzeugen, die Aussichten sind grandios und die Konkurrenz läuft nur hinterher. Ein Investment scheint da eine mehr oder minder sichere Angelegenheit zu sein. Wer bereits investiert ist, kann Gewinne derzeit auch recht beruhigt laufen lassen. Neueinsteiger sollten aber auch einen Blick auf die Risiken wagen, auch wenn die manch einem eher abstrakt erscheinen mögen.
Zum einen wären da schlichte Gewinnmitnahmen, welche kurzfristig etwas Dampf bei der Nvidia-Aktie ablassen könnten. Dazu gesellt sich die Gewissheit, dass jeder noch so große Hype an der Börse irgendwann zu seinem Ende finden wird. Damit soll Nvidia gar nicht das Wachstumspotenzial abgesprochen werden. Möglich ist aber, dass es manch einem an der Börse in Zukunft vielleicht nicht schnell genug geht und die Messlatte liegt jetzt schon verdammt hoch.
Nvidia lässt die Zweifler staunen
Doch wie bereits erwähnt sind das eher vage Überlegungen die voraussichtlich erst in etwas weiter entfernter Zukunft eine größere Rolle spielen werden. Die große Preisfrage lautet im Moment eigentlich nur, wie hoch es mit Nvidia noch gehen mag. Kurse jenseits der 400 Euro gelten unter den Analysten mittlerweile schon fast als ausgemachte Sache. Einige trauen dem Titel sogar 500 Euro und mehr zu. Mit Gewissheit werden wir dies aber, wie immer, erst im Nachhinein feststellen können.
Festhalten lässt sich, dass die Nvidia-Aktie hochinteressant ist und die Entwicklungen im KI-Bereich einen kleinen Einblick in die Zukunft der Branche geben. Wer den Einstieg bisher verpasst hat und sich aufgrund der hohen Kurse an einen Einstieg nicht heranwagt, behält das Papier mindestens auf der Watchlist. Die Aktie ist zu interessant, als dass sie sich einfach ignorieren ließe.
Dies ist ein Gastbeitrag von Andreas Göttling-Daxenbichler. Erik Möbus wird die Aktie des Tages wieder ab dem 13. Juni übernehmen.
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