Die Aktie des Tages: Nikola – in 6 bis 8 Wochen insolvent?

Nikola steht kurz vor der Insolvenz und braucht dringend frisches Kapital. Doch die Aktionäre wollen keine weitere Kapitalerhöhung mitmachen. Wie geht es nun weiter?

Auf einen Blick:
  • Nikola-Aktie: Momentum-Trader schicken das Papier um 250 Prozent nach oben
  • Doch die finanzielle Lage ist bedenklich
  • Wird der Konzern nun Insolvenz anmelden müssen?

Liebe Leser,

bei Nikola kriselt es gewaltig! Der Konzern braucht weiterhin dringend frisches Kapital. Doch bei der vergangenen Jahreshauptversammlung konnte der Konzern nicht genügend Stimmen der Aktionäre einsammeln, um die Kapitalerhöhung durchzuführen. Und die Luft wird immer dünner!

Nach der Hauptversammlung ist die Nikola-Aktie in den Fokus einiger Momentum-Trader geraten, die mit vergleichsweise wenig Kapital das Papier in die Höhe getrieben haben. Allerdings überwiegen die Unsicherheiten derart drastisch, wodurch die Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Konzern in 6 bis 8 Wochen Insolvenz anmeldet. In der heutigen Analyse beschäftigen wir uns mit den Wahrscheinlichkeiten und der Ausgangslage. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Da ist doch etwas faul!

Anfang Juni hatte die Nikola-Aktie noch ein neues Jahrestief markiert. Im Anschluss ist das Papier anscheinend in den Fokus einiger Momentum-Trader geraten: So konnte die Aktie zeitweise Kursgewinne von 250 Prozent einstreichen, bevor sie in der vergangenen Freitagssitzung wieder um 35 Prozent nach unten korrigierte. Das Interessante dabei ist, dass das gehandelte Volumen deutlich angezogen hat. Hier eine Auflistung von Yahoo Finance:

Dabei könnte der Auslöser der jüngsten Rallye fast schon als komisch bewertet werden. Denn die Nikola-Aktie schoss nach oben, nachdem das Unternehmen auf der Jahreshauptversammlung nicht genügend Stimmen für eine Verdopplung der Anzahl genehmigter Aktien bekommen hatte. Konkret wollte das Unternehmen die Aktienanzahl von 800 Millionen auf 1,6 Milliarden erhöhen. Da der Gründer und ehemalige CEO Trevor Milton, der rund 50 Millionen Aktien hält, gegen den Vorschlag gestimmt hat, steht Nikola nun vor einer ähnlichen Situation wie im letzten Jahr. Denn damals musste die Hauptversammlung 3-Mal verschoben werden, bis man genügend Stimmen gesammelt hatte. Inzwischen wurde die diesjährige HV auf den 6. Juli verschoben.

Das könnte jetzt kritisch werden!

Für Nikola wird die Luft immer dünner. Nach der Meldung des jüngsten Quartalsberichts hat der Konzern seit Jahresbeginn 217,1 Millionen Dollar an frischem Kapital eingesammelt. Das ist hauptsächlich an direkte Verkäufe neuer Aktien an institutionelle Investoren zurückzuführen. Zum Ende des jüngsten Quartals beliefen sich die uneingeschränkten Barmittelbestände auf 121,1 Millionen Dollar. Eine Randnotiz: Nach dem Quartalsende ist ein weiterer Nettoerlös von 96,5 Millionen Dollar aus einem kürzlich erfolgtem Aktienangebot eingegangen. Doch jetzt kommt der Knackpunkt: Bei einem prognostizierten Barmittelverbrauch von 150 Millionen Dollar pro Quartal wird der Konzern ohne Kapitalerhöhung in den nächsten 6 bis 8 Wochen keine Mittel mehr zur Verfügung haben!

Doch wird Nikola schließlich Insolvenz anmelden?

Die Möglichkeit besteht definitiv. Doch nach aktuellem Stand gehe ich tendenziell eher nicht davon aus. Denn mit einem anstehenden Gesetz, das voraussichtlich am 1. August in Kraft tritt, hätte Nikola eine ausreichende Anzahl von Stimmen, um die Zustimmung für den Vorschlag zu erhalten. Sollte der Konzern dann die Zustimmung erhalten, so wären knapp 500 Millionen Dollar an verfügbaren Barmittel vorhanden. Das würde mindestens für weitere 9 Monate reichen, um zu überleben. Natürlich vorausgesetzt, die Aktionäre stimmen der vorgeschlagenen Erhöhung zu.

Engel und Teufel auf den Schultern!

Kurz gefasst sichert dies zwar das Überleben des Konzerns, allerdings ist das ausgesprochen negativ für die Aktionäre. Denn dadurch wird das ursprünglich investierte Kapital massiv verwässert. Was dann mit der Nikola-Aktie passiert, bleibt abzuwarten. Grundsätzlich sollte der Aktienkurs definitiv unter Druck stehen. Sollte dieser Fall letztendlich eintreten, so bräuchte der Konzern dann schon wieder frisches Kapital.

Eine weitere Randnotiz: Der Konzern baut ebenso erheblich Mitarbeiterstellen ab, um planmäßig im Jahr 50 Millionen Dollar zu sparen. Nun ist es ebenso wahrscheinlich, dass die Anforderungen an der Nasdaq nicht mehr erfüllt werden können. Hierbei wird vorausgesetzt, dass der Schlusskurs der Stammaktien mindestens bei 1 Dollar liegen muss, mindestens 10 aufeinanderfolgende Werktage, bis zum 20. November. Sie merkten wahrscheinlich bereit: Der Konzern befindet sich aktuell in einem Teufelskreis.

Der Analystenschnitt unter der Lupe!

Nach den Daten von Marketscreener wird die Nikola-Aktie von 9 Analysten gedeckt. Dabei ist 1 Experte weiterhin der Meinung, dass Anleger die Aktie kaufen sollten. Hingegen sind 8 „Hold“-Empfehlungen am Markt platziert. Das durchschnittliche Kursziel beläuft sich dabei auf 2,71 Dollar pro Anteilschein. Verrechnen wir dies mit dem gestrigen Schlusskurs, so ergibt sich ein weiteres Aufwärtspotenzial in Höhe von 106 Prozent.

Fazit des Tages!

Sollte die bevorstehende Änderung des Delaware General Corporation Law vollzogen werden und Nikola damit die dringend (!) benötigte Erhöhung vollziehen, so würde der Konzern zwar kurzfristig gerettet werden. Allerdings wären die Aktionäre dann mit einer übermäßigen Verwässerung des investierten Kapitals konfrontiert. Selbst wenn die Kosten gesenkt werden, muss der Konzern weiterhin mehrere Kapitalerhöhungen durchführen, um sich von Jahr zu Jahr zu hangeln.

Letztendlich sind die Kurskapriolen auf Momentum-Trader zurückzuführen, die mit vergleichsweise wenig Kapital die Nikola-Aktie nach oben drücken konnten. Unter den beschriebenen Faktoren entsteht kurz gefasst eine Lose-Lose-Lose-Situation für die Anleger. Auch mit Blick auf die unsicheren Geschäftsentwicklungen sollten sich Aktionäre die Frage stellen, ob dies ein gutes und nachhaltiges Investment ist.

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