Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Anspannung rund um Mercedes-Benz bleibt spürbar. Offensichtlich befindet sich die gesamte Automobilbranche in einer Zwickmühle, denn bei den Neuzulassungen auf dem deutschen Automarkt wurde im Jahresvergleich eine deutliche Korrektur gemeldet. Allerdings ist hierbei auch ein Sondereffekt zu berücksichtigen – dazu gleich mehr.
Gleichzeitig investiert Mercedes-Benz in den Standort China. Offenbar verfolgt das Management eine klare Strategie im Hinblick auf mögliche Sanktionen zwischen der EU und China. Gemeinsam steigen wir direkt ein und werfen einen Blick auf die neuen Nachrichten rund um den Konzern. Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit der heutigen Ausgabe der Aktie des Tages und bedanke mich für Ihre Lesertreue!
2 Milliarden Dollar Investition in China!
Berichten zufolge will Mercedes-Benz trotz oder gerade wegen des Streits zwischen der EU und China verstärkt in den Standort China investieren. So berichten lokale Medien, dass der Konzern insgesamt 2 Milliarden Dollar investieren will. Damit soll die lokale Fahrzeugpalette gestärkt und ausgebaut werden, berichtet die digitale Zeitung The Paper. Auch die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, dass Mercedes-Benz ab dem kommenden Jahr neue Elektromodelle exklusiv für den chinesischen Markt produzieren wolle. Offenbar verfolgt der Konzern angesichts möglicher Sanktionen einen genauen Plan, um teile der Strafzölle zu umgehen.
Neuzulassungen korrigieren dramatisch – warum?
Die Ausgangslage auf dem deutschen Neuwagenmarkt bleibt derweil angespannt, mit negativen Tendenzen vor allem bei Elektroautos. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat neue Verkaufszahlen für den Monat August veröffentlicht. Demnach ist der Absatz von Elektroautos im Jahresvergleich um satte 69 Prozent eingebrochen. Ähnlich schwach war der Absatz von Diesel-Pkw: Hier wurde ein Minus von 24,4 Prozent im Jahresvergleich ausgewiesen, bei den Benzinern waren es 7,4 Prozent weniger. Kumuliert wurden insgesamt 27,8 Prozent weniger Neuzulassungen gemeldet.
Mercedes-Benz Aktie Chart
Nach Ansicht einiger Branchenexperten ist dies jedoch auf Sondereffekte aus dem Vorjahr zurückzuführen. Damals gab es noch einige staatliche Förderungen, die zu Last-Minute-Käufen im August führten. Diese waren dann zum 1. September 2023 ausgelaufen. Dennoch bleibt eine Lücke zum Vorkrisenniveau bestehen, denn die Neuzulassungen haben bisher noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht.
Analyst senkt nun seinen Zielpreis!
Rund um Mercedes-Benz hat sich, wie bereits erwähnt, in letzter Zeit einiges getan. So hat sich nach der Einschätzung des Analysehauses Jefferies der Investmentansatz leicht verschlechtert, da das Kursziel von 100 auf 90 Euro gesenkt wurde. Die Einstufung wurde jedoch auf „Buy“ belassen. Der zuständige Analyst Philippe Houchois bezeichnete die neuen Details zu den CO2-Zielen der Europäischen Union als Herausforderung.
Die ersten Ankündigungen hätten anderes vermuten lassen, so der Analyst. Daher sei derzeit noch nicht absehbar, welche Unternehmen die Ziele erreichen werden und welche nicht. Volkswagen sei in diesem Umfeld am schlechtesten positioniert. Unabhängig davon habe er seine Schätzungen für Mercedes-Benz reduziert.
Starkes zweites Halbjahr erwartet!
Die kanadische Bank RBC hingegen beließ die Einstufung auf „Overweight“ und das Kursziel auf 87 Euro. Die Unternehmensprognose von Mercedes-Benz impliziere eine Stärke im zweiten Halbjahr, schrieb Analyst Tom Narayan. Dementsprechend rechnet er bei Mercedes-Benz mit höheren Absatzzahlen, getrieben von einer verbesserten Verfügbarkeit der E-Klasse und des GLC, da diese Modelle zuletzt wegen einiger Lieferengpässe nicht uneingeschränkt verfügbar gewesen seien. Unter dem Strich rechnet der Experte mit einem positiven Effekt durch den Produktmix, da die Verfügbarkeit der beliebten Modelle sukzessive zunehme.
Er bleibt auch auf der Käuferseite!
Auch das US-Analysehaus Bernstein Research bleibt auf der Käuferseite. Analyst Alexander Irving hat die Einstufung auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 80 Euro belassen. Die komplexen Lieferketten im Automobilsektor, die rund 15 Prozent der Gewinne der großen Logistiker ausmachen würden, hätten zuletzt belastet.
Rasant steigende Kosten und das Risiko von Störungen würden einige Automobilhersteller dazu veranlassen, ihre Lieferketten radikal zu überdenken, so der Experte. Unter dem Strich bleibe aber die Europäische Union der „Gigant der Branche“, wobei hier der Wandel hin zur Elektromobilität in vollem Gange sei.
Was können wir daraus nun entnehmen?
Die Analysten sind sich einig, dass Mercedes-Benz vor Herausforderungen steht. Das Geschäftsumfeld bleibe angesichts der jüngsten Nachrichten mit steigenden Kosten, insbesondere in der Lieferkette, konfrontiert. Auch die CO2-Ziele werfen Fragen hinsichtlich der fundamentalen Belastungen für Mercedes-Benz auf.
Ein weiteres Fragezeichen werfen die Konflikte zwischen der EU und China auf, da hier ebenfalls fundamentale Belastungen auf die Automobilhersteller zukommen könnten. Dem versucht Mercedes-Benz offenbar durch weitere Investitionen im Reich der Mitte entgegenzuwirken. Insgesamt spiegelt sich die negative Einschätzung der Analysten auch in der Kursdynamik wider.
Negative Dynamik!
Bei den Analystenzielpreisen zeigt sich eine negative Dynamik für die Mercedes-Benz-Aktie – zumindest seit März 2023. Damals hatten die Analysten laut den Daten von Marketsceener im Konsens noch einen Zielpreis von 92 Euro in Aussicht gestellt. Allerdings hatte sich der Ausblick angesichts der genannten Negativfaktoren eingetrübt, woraufhin am ersten Handelstag 2024 ein Kursziel von 79,58 Euro angegeben wurde. Nach einem Zwischenhoch von 87,50 Euro wird aktuell ein Kursziel von 82,64 Euro ausgegeben.
Das Fazit des Tages!
Vor allem die ungeklärten Fragen zu den Strafzöllen zwischen der EU und China belasten derzeit die Stimmung im Automobilsektor, und auch Mercedes-Benz. Dies spiegelt sich in der Dynamik der Kursziele der Analysten wider. Hinter der 2-Milliarden-Dollar-Investition im Reich der Mitte dürfte jedoch ein gewisser Plan stecken, vermutlich um einen Teil der Sanktionen zu umgehen.
Diese Entwicklung sollte man als interessierter Aktionär unbedingt im Auge behalten, ebenso wie die Entwicklung der Neuzulassungen. Das Geschäft bleibt schwierig, aber für mutige Investoren könnten sich langfristig einige Chancen ergeben.
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