Die Aktie des Tages: Carl Zeiss Meditec – Anfang vom Ende?

Liebe Leserinnen und Leser,

die Optimisten rund um Carl Zeiss Meditec wurden offensichtlich vertrieben. Die Herausforderungen für den Konzern nehmen konsequent zu, und auch das aktuelle Marktumfeld wirkt belastend. Als Ergebnis musste Carl Zeiss Meditec nun eine Gewinnwarnung am Markt platzieren. Das gefällt den Anlegern und Analysten nicht: In einer ersten Reaktion verlor die Carl Zeiss Meditec-Aktie über 20 Prozent an Wert.

Einige Analysten merken an, dass der Markt überreagiert habe. Andere Experten heben jedoch hervor, dass dies der Anfang vom Ende sein könnte. Faktisch können wir jedoch heute feststellen, dass sich die Stimmung rund um den Konzern verschlechtert hat. Gemeinsam blicken wir in der heutigen Ausgabe der „Aktie des Tages“ auf die neuesten Analystenmeldungen und die Gewinnwarnung von Carl Zeiss Meditec. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Gewinnprognose deutlich reduziert!

Die neueste Meldung hat den Anlegern, wie bereits angesprochen, nicht gefallen. Carl Zeiss Meditec hatte zu Beginn der neuen Woche bekannt gegeben, dass die in Aussicht gestellte Erholung unerwartet langsam verlaufe. Die Geschäfte im April und Mai lagen hinter denen des Vorjahres zurück. Das Management erwartet nun für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September einen Umsatz von 2 Milliarden Euro.

Zuvor hatte das Management 2,1 bis 2,15 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Die neue Spanne für das operative Ergebnis liegt nun zwischen 215 und 265 Millionen Euro und damit deutlich unter dem bisherigen Ziel. Carl Zeiss Meditec hatte zuvor erwartet, dass das operative Ergebnis in etwa das Niveau des Vorjahres von rund 348 Millionen Euro erreicht.

Wie reagieren die Analysten?

Mit der Gewinnwarnung hat sich offensichtlich auch der Investmenttrend rund um die Carl Zeiss Meditec-Aktie verschlechtert. Als logische Konsequenz haben sich auch die führenden Analysten rund um den Konzern zurückgemeldet. An dieser Stelle lohnt sich also ein Blick auf die aktuellen Meldungen rund um den Konzern, um einen umfassenden Eindruck von der Stimmung zu erhalten. Der Analyst Falko Friedrichs von der Deutschen Bank Research ist etwas skeptischer hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Carl Zeiss Meditec-Aktie.

Das Kursziel wurde deutlich von 102 auf 75 Euro reduziert, jedoch wurde das Rating erneut bei „Hold“ belassen. Letztendlich hätte das Ausmaß der Zielsenkung den Markt und die Analysten überrascht. Die Senkungen seien nach der Bewertung noch „gravierender“ als erwartet ausgefallen. Daraus resultierend sollten die Konsensschätzungen nach den Expertenberechnungen um 27 Prozent sinken. Weitere Belastungen wie eine schwache Nachfrage, höhere Zinsen und die aktuelle Situation in China wurden ebenfalls angeführt.

Er bleibt deutlich (!) optimistischer gestimmt!

Im Zuge dessen hat sich die Investmentbank Hauck Aufhäuser mit den weiteren Chancen nach der Prognosesenkung befasst. Der Analyst Alexander Galitsa hat jedoch nichts an seinen Schätzungen verändert und bleibt weiterhin auf der Käufer-Seite positioniert. Die Einstufung auf „Buy“ mit einem Kursziel von 140 Euro wurde beibehalten. In einer ersten Reaktion wirken die Kursverluste auf den Experten übertrieben.

Seiner Meinung nach sollte der strukturelle Wachstumsansatz von den aktuellen Entwicklungen unberührt bleiben, weshalb weiterhin ein „Buy“-Rating vergeben wird. Letztendlich würde die Senkung des Gewinnziels um 30 Prozent erschreckender wirken, als sie tatsächlich sei. Unterm Strich hält er es dennoch für eine wichtige Erkenntnis, dass der Auslöser tendenziell auf die allgemeine Marktdynamik zurückzuführen sei, als auf ein unternehmensspezifisches Problem.

Sie bewertet das ganz anders!

Die Analystin Anchal Verma von der US-Bank JPMorgan bewertet die aktuelle Lage bei Carl Zeiss Meditec hingegen ganz anders. JPMorgan ist offensichtlich deutlich (!) pessimistischer eingestellt. Entsprechend wurde die Einstufung für die Carl Zeiss Meditec-Aktie auf „Underweight“ belassen, wobei das Kursziel von 68 auf 56 Euro gesenkt wurde. Dennoch schließt sich die Expertin bei einem Punkt der Mehrheit der Experten an: Das Ausmaß der Senkung sei größer als erwartet gewesen. Ihr ursprünglicher Ansatz, dass negative Kurstreiber bei Carl Zeiss Meditec kommen würden, sieht sie heute bestätigt. Letztendlich bleibt das Papier selbst nach der Kursziel-Senkung wegen der bleibenden Risiken weiterhin auf der Verkaufs-Liste, resümiert die Expertin.

Carl Zeiss Meditec Aktie Chart

Eine erschreckende Tendenz!

Bei der Betrachtung der historischen Erwartungshaltung an die Carl Zeiss Meditec-Aktie nach den Analysten-Zielpreisen mag der ein oder andere Optimist die Augen verdrehen. Die Perspektiven haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Nach den Daten von Marketscreener hatten die führenden Analysten zum Jahresbeginn 2022 noch einen mittleren Zielpreis von 164,50 Euro in Aussicht gestellt. Durch die schlechte Marktstimmung und einige Herausforderungen haben die Experten jedoch ihre Erwartungen zurückgeschraubt.

Ein Jahr später wurde noch ein durchschnittliches Kursziel von rund 137 Euro angegeben. Doch selbst diese Erwartung hat sich im weiteren Verlauf verschlechtert. Als Ergebnis wird nach der aktuellen Datenbasis nun ein Zielpreis im Konsens von 91,60 Euro angezeigt. Verrechnen wir dies mit dem gestrigen Schlusskurs, so erwartet der Analystenkonsens ein weiteres Aufwärtspotenzial in Höhe von 37,95 Prozent.

Das Fazit des Tages!

Die Analysten sind sich einig, dass die Senkungen der Ziele des Carl Zeiss Meditec-Managements größer als erwartet ausgefallen sind. Zum einen führen Experten dies auf die allgemeine Marktdynamik zurück, weshalb diese Senkungen nicht überbewertet werden sollten. Doch andererseits gibt es auch skeptische Stimmen, die den Anfang vom Ende bei Carl Zeiss Meditec in Aussicht stellen.

Letztendlich sollten die Konsensschätzungen der Analysten mit Blick auf die neue Meldung sinken, wodurch die neuen Aussichten quantifiziert werden. Zwar hat sich die Stimmung verschlechtert, doch langfristig orientierte Value-Anleger können sich das Papier nochmals genauer zu Gemüte führen.