Liebe Leserinnen und Leser,
rund um Bechtle gibt es noch keine Entwarnung. Im Zuge der allgemein negativen Branchendynamik in Europa hat Bechtle nun seine Jahresziele kassiert. Das heißt: Das Management hält die zuvor veröffentlichten Jahresziele für nicht mehr erreichbar. Natürlich können sich Investoren bessere Nachrichten vorstellen.
Als logische Konsequenz haben einige Anleger nun die Reißleine gezogen, wonach im heutigen Handel bisher ein Abschlag von rund 6 Prozent zu verzeichnen ist, in einer ersten Reaktion schauten die Anleger sogar auf einen Verlust von zeitweise 10 Prozent. Gemeinsam analysieren wir in der heutigen Ausgabe der Aktie des Tages die Hintergründe der Gewinnwarnung. Viel Spaß beim Lesen!
Das sind die Hintergründe!
Die Bechtle-Aktie korrigierte in einer ersten Reaktion auf den tiefsten Stand seit Ende 2022. Das Management verwies auf die anhaltende massive Investitionszurückhaltung im Mittelstand, die die Jahresziele belastet hätte. Die bisherige Nachfragebelebung und eine ausbleibende konjunkturelle Erholung würden sich darüber hinaus deutlich negativ auswirken. Zur Erinnerung: Bereits im Juli hatte Bechtle die Prognose gesenkt. Diese ist nun ebenfalls nicht mehr erreichbar.
Im Vordergrund!
Im Fokus der Anleger stand vor allem das schwache Vorsteuerergebnis, das die durchschnittlichen Erwartungen um mindestens 14 Prozent verfehlte. Allerdings sind die aktuellen Meldungen noch mit einigen Fragezeichen behaftet, da die endgültigen Zahlen erst am 08. November vorgelegt werden sollen. Im Vorfeld hat das Management nun etwas Dynamik aus der bevorstehenden Bekanntgabe genommen. Dennoch wurde für das dritte Quartal erneut ein Umsatzwachstum signalisiert, was die Überraschung über den starken Rückgang vor Steuern noch größer erscheinen lässt.
Die Details!
In Zahlen ausgedrückt stieg der Umsatz nach Angaben des Managements um rund 2 Prozent auf 1,51 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern erreichte jedoch 78 Millionen Euro nach 93,9 Millionen im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig bekräftigte der Vorstand jedoch die Erwartung einer verbesserten Geschäftsentwicklung im vierten Quartal.
Wie bewerten das die Analysten?
Die vorläufigen Quartalszahlen und die gesenkten Jahresziele sind natürlich auch an den Analysten rund um die Bechtle-Aktie nicht spurlos vorbeigegangen. Nun gilt es zu bewerten, ob sich der Investmentansatz verschlechtert hat. Das Analysehaus Jefferies jedenfalls belässt die Einstufung in einer ersten Reaktion unverändert bei „Buy“ und das Kursziel bei 58 Euro.
Bechtle Aktie Chart
Der Analyst Martin Comtesse sprach in seiner Ersteinschätzung von „chronischen Marktunsicherheiten“. Dennoch betonte er in seiner Studie erneut, dass Bechtle unterm Strich sehr schwache Zahlen vorgelegt habe. Enttäuschend sei, dass das operative Ergebnis im dritten Quartal um 17 Prozent zurückgegangen sei. Damit seien die Schätzungen der Analysten deutlich verfehlt worden, resümierte der Experte.
Gleich 2 Einschätzungen unter der Lupe!
Auch die Baader Bank hat nach den vorläufigen Quartalszahlen eine neue Analyse auf den Markt gebracht. Der zuständige Analyst Knut Woller beließ das Kursziel ebenfalls bei 59 Euro. Auch er zeigte sich vom Ausmaß des Gewinnrückgangs überrascht. Er wies bereits darauf hin, dass er seine Schätzungen wahrscheinlich erneut senken müsse. Auf der anderen Seite habe er aber auch geschrieben, dass er bei Bechtle einige vielversprechende Perspektiven für das kommende Jahr sehe – wenn der erwartete PC-Erneuerungszyklus und das Unternehmen davon profitieren würden.
Im Vorfeld der Zahlen habe der Analyst auch darauf hingewiesen, dass es Anzeichen dafür gebe, dass die gesamte europäische IT-Dienstleistungsbranche ein schwieriges drittes Quartal hinter sich habe. Dies würden auch die aktuellen Marktdaten untermauern.
Das lässt sich daraus entnehmen!
Generell ist damit zu rechnen, dass die Kursziele in nächster Zeit weiter nach unten angepasst werden, wie es die ersten Analystenhäuser bereits angekündigt haben. Dementsprechend dürften die eingetrübten Aussichten in den nächsten Stunden/Tagen durch ein nach unten angepasstes Kursziel quantifiziert werden. Dies sollte dann den bereits bestehenden Druck auf die Kursziele der Analysten weiter erhöhen. Hierbei ist wichtig zu wissen: Die Analysten sind bereits seit geraumer Zeit zunehmend skeptisch für die weitere Entwicklung der Bechtle-Aktie.
Ein Blick auf die Zielpreisdynamik!
Anfang 2022 hatten die Analysten im Konsens noch ein durchschnittliches Kursziel von 65,50 Euro in Aussicht gestellt. Wie bereits erwähnt, hat sich die Dynamik im weiteren Verlauf deutlich verschlechtert. Entsprechend wurde ein Jahr später, also zum ersten Handelstag 2023, ein durchschnittliches Kursziel von 48 Euro erwartet. Zwar gab es im laufenden Handelsjahr einige Anzeichen für eine Besserung. So erhöhten die Analysten im Januar 2024 aufgrund des gestiegenen Optimismus hinsichtlich der Wachstumsaussichten das Kursziel im Konsens auf 52,70 Euro.
Danach setzte jedoch wieder eine Abwärtsdynamik ein, die sich den Analystenkommentaren zufolge in naher Zukunft verstärken dürfte. Nach aktuellem Stand wird daher laut Marketscreener ein durchschnittliches Kursziel von 50,34 Euro in Aussicht gestellt. Die überwiegende Mehrheit der Analysten ist jedoch in Bezug auf die grundsätzliche Haltung zur Bechtle-Aktie weiterhin positiv gestimmt. Denn derzeit sind von 13 laufenden Einschätzungen 10 Experten der Meinung, dass Anleger die Bechtle-Aktie weiterhin kaufen sollten. Diese haben ein laufendes „Buy“-Rating am Markt platziert.
Das Fazit des Tages!
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Analysten in naher Zukunft ihre Kursziele senken werden. Sollten demnach etwaige Nachrichten veröffentlicht werden, könnte der Verkaufsdruck weiter zunehmen. Vor allem die Tatsache, dass Bechtle bereits im Juli die Prognosen gesenkt hat und nun wieder skeptischer eingestimmt ist, belastet das Vertrauen der Anleger.
Ankündigungen zu einem verbesserten Marktumfeld im vierten Quartal werden von den Anlegern offensichtlich weniger ernst genommen, wie die Kursentwicklung zeigt. Es scheint, als müssten sich die Anleger noch etwas gedulden, bis eine faktisch belegbare Trendwende orientiert an Ergebnissen vorgewiesen werden kann.
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