Liebe Leser,
die Gerüchteküche brodelt! Ein Onlineportal hat berichtet, dass das Management bereits „eifrig an Plänen für eine Abspaltung der Agrochemie-Sparte“ arbeite. In den vergangenen Jahren ist die Bayer-Aktie immer wieder unter Druck geraten – gerade mit Blick auf die Klagen rund um den Glyphosat-Konzern Monsanto.
Weiterhin sind die möglichen Schadenssummen nicht sicher einzuschätzen. Um dieser Unsicherheit entgegenzuwirken, wäre eine Abspaltung eine sinnige Entscheidung. Davon könnten somit die Aktionäre profitieren. Doch eins nach dem anderen: In der heutigen Ausgabe der Aktie des Tages blicken wir auf alle wichtigen Einflüsse rund um den möglichen Spin-off. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und bedanken mich herzlich bei Ihnen für Ihre Lesertreue. Ihr Erik Möbus.
Wird der Konzern aufgespalten?
Das Börsenportal „Platow Börse“ hat mit dieser Meldung auf sich aufmerksam gemacht. Nach eigenen Angaben soll der CEO von Bayer bereits „eifrig an Plänen für eine Abspaltung der Agrochemie-Sparte“ arbeiten. Demnach sollen Investoren die Entscheidung begrüßen, da die Aktie in den vergangenen Monaten und Jahren unter Druck gestanden hatte. Somit würde das „vergiftete“ Erbe des CEO-Vorgängers immer noch auf die Stimmung drücken. Damit ist natürlich die Glyphosat-Monsanto-Übernahme gemeint.
Bereits seit einigen Jahren hat der Konzern sich damit ein teures Grab geschaufelt. Um genau zu sein, ein milliardenschweres Grab. Nun soll die mögliche Aufspaltung den Aktienkurs ankurbeln. Das Ziel: Aus dem Konzern klare Strukturen bilden am Vorbild von Siemens, um sie per Spin-off an die Börse zu bringen. Doch nach den Angaben des Magazins soll das noch mindestens 3 bis 4 Monate dauern.
Was bringt das für Sie als Aktionär?
Dabei stellt sich natürlich die Frage, was für Sie als Aktionär dabei herausspringt. Bei einem sogenannten Spin-off wird die Verteilung der Haftungsrisiken aus den Glyphosat-Klagen deutlicher. Bei einer klaren Trennung des CropScience-Geschäfts würde dann in großen Teilen die entsprechende Agrar-Sparte haften, wodurch der direkte Einfluss auf die Pharmasparte etwas abnimmt. Ein Spin-off kann zwar schneller an die Börse gebracht werden, allerdings muss der Konzern dann auf die etwaigen Verkaufserlöse verzichten.
Doch Bayer dürfte dennoch einen großen Anteil der CropScience behalten, der wiederum später an der Börse veräußert werden könnte. Anleger der Bayer-Aktie erhalten dann anteilig Aktien des neuen Unternehmens gutgeschrieben. Nach aktuellem Stand gibt es allerdings noch keine Bestätigung seitens Bayer. Einige Marktteilnehmer und Investoren hatten jedoch bereits öfter über diese Option spekuliert. Gerade große Investoren haben den Wert des Konzerns schon länger kritisiert. 2016 lag der Börsenwert noch bei 63 Milliarden Euro, heute wird Bayer mit circa 48 Milliarden Euro an der Börse bewertet.
Hier schließt sich der Kreis
Blicken wir nun auf die Q1-Ergebnisse des Konzerns, so wird deutlich, warum die Stimmung rund um die Bayer-Aktie tendenziell angespannt ist. Grundsätzlich konnte der Konzern solide Ergebnisse ausweisen, die im Vergleich zu den optimistischen Vergleichszahlen jedoch leicht enttäuscht haben. Diese Enttäuschung wurde durch die Schwäche der CropScience-Sparte angetrieben. Dennoch stellt Bayer in diesem Jahr einen Gewinn pro Aktie von knapp 7,25 Euro in Aussicht. Nach aktuellem Stand, unabhängig von dem möglichen Spin-off, stellt das ein attraktives Gewinnversprechen dar. Wenn wir die Bewertung mit dem möglichen Gewinn verrechnen, so würde sich ein fairer Wert von 50,60 Euro ergeben. Doch die zukünftigen Aussichten sind hierbei noch nicht eingepreist – dazu gleich mehr im Fazit des Tages.
Auch Analysten melden sich zu Wort
Zum Start in den heutigen Handelstag ist die Bayer-Aktie erneut in den Fokus einiger Analysten geraten. Nach der Meldung, dass die CropScience-Sparte abgespalten werden könnte, haben Jefferies und JP Morgan eine neue Einschätzung am Markt platziert. Der Analyst Charlie Bentley aus dem Hause Jefferies hat die Einstufung der Bayer-Aktie auf „Buy“ mit einem Kursziel von 68 Euro belassen. Nach der Expertenmeinung wäre die Aufspaltung in Pharma- und Agrargeschäft der größtmögliche Kurstreiber für das Papier. Insgesamt sei die Überschneidung der hochspezialisierten Bereiche ohnehin gering.
Wie bereits angeschnitten hat auch JP Morgan seine Einstufung angepasst. In der neuen Einschätzung von Richard Vosser wurde das Rating auf „Neutral“ belassen, aber das Kursziel von 60 auf 55 Euro gesenkt. Aus der Analyse können wir entnehmen, dass die Wertschöpfung des Papiers vom Turnaround in der Pharmabranche abhänge. Demnach senkte der Experte seine Schätzungen und befürchtet, dass die Jahresziele weiter gestutzt werden.
Der Analysten-Schnitt unter der Lupe!
Nachdem sich die Einschätzungen für die Bayer-Aktie verändert haben, lohnt sich ein Blick auf den Analystenkonsens. Die aktuellen Daten von Marketscreener zeigen, dass das Papier weiterhin von 20 Analysten gedeckt wird. Dabei sind 13 „Buy“-Empfehlungen am Markt platziert und weitere 7 „Hold“-Ratings. Das durchschnittliche Kursziel beläuft sich auf 72,84 Euro pro Anteilschein. Verrechnen wir dies mit dem gestrigen Schlusskurs, so ergibt sich ein weiteres Aufwärtspotenzial in Höhe von 49,39 Prozent.
Fazit des Tages!
Insgesamt würde ich die Aufspaltung in Agrar- und Pharmageschäft als positiv erachten. Denn dadurch erhalten Aktionäre mehr Sicherheit bei den laufenden Glyphosat-Prozessen. Auch wenn das Geschäft unter Druck steht, ist die langfristige Produktstrategie des CropScience-Geschäfts durchaus interessant. Für das Jahr 2025 rechnen Analysten mit einem Gewinn pro Aktie von 8,15 Euro. Mit einer ewigen Wachstumsrate von 2,5 Prozent, orientiert an dem geschätzten nominalen globalen BIP-Wachstum, und Eigenkapitalkosten von knapp 10,25 Prozent, würde sich bereits heute eine faire Bewertung von knapp 80 Euro pro Anteilschein ergeben. In dieser Rechnung betrachte ich Bayer weiter als Ganzes, ohne die Gerüchte um den möglichen Spin-off. Langfristig orientierte Anleger, die über die kurzfristigen Schwankungen hinwegsehen können, erhalten hier eine Menge Optimismus.
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