Liebe Leser,
ASML hat starke Ergebnisse vorgelegt, welche die Erwartungen am Markt übertroffen haben. Mit einer beeindruckenden Bruttomarge von 51,3 Prozent ist der Weg für weiteres Wachstum geebnet. Allerdings gibt es auch eine, nennen wir es mal, Unstimmigkeit. Denn haben Sie mal darauf geachtet, mit welchem sprachlichen Gebrauch ASML seine Prognose für das laufende Jahr erhöht hat? Dabei könnte das Wachstum kleiner ausfallen als gedacht – dazu gleich mehr. Entsprechend nüchtern fiel auch die Reaktion der Asml-Aktie aus. Denn diese notiert aktuell knapp 4 Prozent niedriger. Steigen wir nun direkt ein mit der heutigen Analyse zur Aktie des Tages. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Neue Ergebnisse im Schnelldurchlauf!
Gemeinsam blicken wir auf die neusten Ergebnisse von ASML im Schnelldurchlauf. Der Konzern hat gestern einen Nettoumsatz im 2. Quartal von 6,9 Milliarden Euro vermeldet, was eine Steigerung auf Quartalsbasis von 2,31 Prozent darstellt und im Jahresvergleich um 27,8 Prozent. Dabei wurde eine satte Bruttomarge von 51,3 Prozent generiert, was zu einem Gewinn von 1,9 Milliarden Euro führte – eine Steigerung von 35 Prozent auf Jahresbasis. Die vierteljährlichen Nettobuchungen haben dabei 4,5 Milliarden Euro erreicht, wovon 1,6 Milliarden auf die EUV-Anlagen zurückzuführen sind. Somit belief sich der Gewinn pro Aktie auf 4,93 Euro und es stehen 6,34 Milliarden Euro an Barmittel zur Verfügung. Gleichermaßen wurde die Jahresprognose in Bezug auf das Umsatzwachstum von 25 auf 30 Prozent angehoben.
Doch wie geht es weiter?
Mit einem 25-prozentigem Wachstum würde der Konzern im gesamten Jahr 26,5 Milliarden Euro umsetzen. Durch die neue Prognose avisiert man rechnerisch 27,5 Milliarden Euro. Doch hier gibt es einen Trugschluss. Zuvor ist ASML von „mehr als“ 25 Prozent ausgegangen, jetzt sind es „in Richtung“ 30 Prozent. Der SeekingAlpha Analyst „Bold Investor“ hat hierbei einen passenden Vergleich angeführt. Er rechnet damit, dass die genaue Prognose im ersten Quartal wahrscheinlich zwischen 26 und 27 Prozent lag und wiederum die Prognose im 2. Quartal dann 29 oder 30 Prozent betrug.
Demnach wäre dies kein Unterschied von 5 Prozentpunkten, sondern in etwa 3 Prozentpunkte. Dann würde die Umsatzprognosen im Jahr 2024 nicht 1 Milliarde Euro steigen, sondern um 600-700 Millionen Euro. Demnach scheint der sprachliche Unterschied beabsichtigt zu sein, führt er in seiner Analyse fort. Das ist ein deutlicher Unterschied in der Wahrnehmung. Hierbei könnte dies mitunter ein Grund sein, warum der Markt nicht entsprechend euphorisch auf die Ankündigung reagiert hat.
Kursziel angehoben
Nach der Veröffentlichung der jüngsten Zahlen ist die ASML-Aktie erneut in den Fokus der führenden Analysten geraten. Blicken wir nun auf einige Einschätzungen, um einen Eindruck von der Stimmung rund um den Konzern zu erlangen. Den Anfang macht hier die US-Bank Goldman Sachs. In der neusten Analyse von Alexander Duval wurde die Einstufung auf der Aktie auf der „Conviction Buy List“ belassen. Das Kursziel wurde dabei von 825 auf 860 Euro angehoben. In der Studie wurde der starke Auftragsbestand beschrieben sowie die robuste Nachfrage aus China. Demnach sollten die DUV-Lithografie-Systeme die kurzfristigen Verschiebungen bei der Nachfrage nach EUV-Anlagen mehr als überlagern.
Über den Schätzungen
Ebenfalls ist die ASML-Aktie in den Fokus des Analysehauses Jefferies geraten. Nach den Quartalszahlen wurde die Einstufung auf „Buy“ belassen, genauso wie das Kursziel von 950 Euro. Der Analyst Janardan Menon schrieb in seiner Studie, dass die Auftragslage beim Konzern weiterhin stark sei. Auch würde der 4,5 Milliarden Euro schwere Auftragseingang über den Schätzungen der Analysten liegen.
Nun blicken wir noch auf die neue Studie aus dem Hause JP Morgan. Der Analyst Sandeep Deshpande schrieb in seiner ersten Einschätzung, dass der Konzern bei den Bereichen Umsatz und Aufträge über den Konsensschätzungen gelegen hätte. Somit hat er die Einstufung bei „Overweight“ mit einem Kursziel von 690 Euro belassen. Insgesamt habe ASML wegen konjunktureller Unsicherheiten keine Ziele für das kommende Jahr abgegeben. Doch diese seien nach der Meinung des Analysten entscheidend für den Aktienkurs.
Der Analystenschnitt ist überzeugt!
Abschließend beleuchten wir noch auf alle Einschätzungen der führenden Analysten, um einen ganzheitlichen Eindruck von der institutionellen Stimmung rund um den Konzern zu erlangen. Derzeit wird die ASML-Aktie von 32 Analysten der führenden Häuser gedeckt. Der Analystenkonsens sieht dabei weiteres Potenzial nach oben. Insgesamt sind 24 „Buy“-Empfehlungen am Markt platziert und weitere 7 „Hold“-Einschätzungen. Dadurch ergibt sich 1 „Sell“-Rating am Markt. Das durchschnittliche Kursziel beläuft sich auf 736 Euro pro Anteilschein. Verrechnen wir dies nun mit dem gestrigen Schlusskurs, so ergibt sich ein weiteres Aufwärtspotenzial in Höhe von 12,90 Prozent. Das höchste Kursziel der Analysten ist bei 866 Euro fixiert, wodurch sich ein Potenzial von 32,84 Prozent ergeben würde.
Fazit des Tages!
Insgesamt zeigen die starken Ergebnisse, dass der Konzern die Fähigkeit besitzt, die Erwartungen am Markt zu schlagen – trotz vorübergehender Herausforderungen. Dennoch vermute ich, dass sich die Exportbeschränkungen nach China ab September auf das DUV-Geschäft auswirken werden. Jedoch kann die anhaltende Schwäche bereits jetzt von der EUV-Nachfrage ausgeglichen werden. Demnach scheint der langfristige Investmenttrend weiterhin intakt zu sein, wobei das Unternehmen eine starke Marktposition besitzt.
Allerdings ist die Aktie auf fundamentaler Basis betrachtet relativ teuer. Lassen Sie sich nicht von den sprachlichen Tricks des Konzerns täuschen, zwar ist die Meldung der Steigerung als positiv zu bewerten. Allerdings nicht in dem Maße, wie ASML vorgibt. Unterm Strich sind die Zahlen, Margen und Wachstumsraten dennoch beeindruckend. Doch bedenken Sie den Zyklus der Branche bei einer möglichen Entscheidung.
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